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01
11
2020

Foto 1: LT Bernd Hübner vor dem ersten Start,- Foto: Katja Klöppel

Zwischen Tag der deutschen Einheit und Reformationstag – Eine Wettkampfserie ist gelaufen! von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Impressionen von der Sägerserie in Berlin-Hermsdorf am 3., 17. und 31. Oktober 2020

Das Jahr 2020 – das Jahr ohne Wettkämpfe? Fast! Welch ein Glück für gut 200 Läufer*innen, dass die Sägerserie des SC Tegeler Forst in diesem Jahr trotz Corona statt finden konnte.

Soeben teilt mir meine Garmin-App mit, dass ich die Auszeichnung „Süßes oder Sauers“ erhalten habe. Heute ist nicht nur Reformationstag und der Eröffnungstag des neuen Berliner Flughafens (!), sondern auch Halloween. Süß ist die Sägerserie nun aber wahrlich nicht!

  Start mit Maske –  Foto: Kerstin Kellner

Eine einmalige Streckenführung mit einem Waldrundkurs von 3,75 Kilometern und 75 Höhenmetern. Das ist im flachen Berlin eine echte Leistung, solch eine Strecke zu legen. Die Strecke geht über mehrere Endmoränenhügel durch den Hermsdorfer Forst, der zur Revierförsterei Tegel gehört und im Norden von Berlin liegt. Ein Danke an die Eiszeit, dass sie diese Hügel hinterlassen hat.

Mit dem heutigen Tag bin ich diese einmalige Strecke zwölf Mal gelaufen und darf mich nun eine diamantene Sägerin nennen!

Diese Crosslaufserie ist ein echter Diamant in der Berliner Wettkampfszene. Der SC Tegeler Forst organisiert diesen Dreier-Cross-Lauf bereits seit 1975!

Vor vier Wochen am 3. Oktober startete der erste Lauf noch bei wunderbaren Spätsommerwetter! Zum warm Werden durften die Diamant-Läufer*innen drei Runden laufen (Gold zwei Runden und Silber eine). Gut, dass das Laub da noch an den Bäumen war, so konnte ich jede Wurzel auf der Stecke persönlich kennenlernen und mir gut einprägen. Am 30. Jahrestag der Wiedervereinigung und im miesen Corona-Jahr ein echter Wettkampf – am Start waren wir fast so aufgeregt, wie sonst beim Berlin-Marathon. Nach dem Lauf tummelten sich die Läufer*innen mit Abstand noch auf dem neuen Kunstrasen des Sportplatzes am Rande des Hermsdorfer Forstes.

Herbstwald – Foto: Manfred Templin

Das Hygienekonzept des Veranstalters war absolut vorbildlich. Der Kontaktzettel mit der Unterschrift, dass ich mit keinem erkrankten Menschen Kontakt hatte, wurde schon per Mail zugeschickt, dazu die Hygieneregeln. Allmählich gewöhnen wir uns daran. Das Startfeld wurde bestens entzerrt mit drei abgetrennten Startgassen und Abstandshaltern, so dass immer nur 30 Leute am Start waren und in mehreren Wellen gestartet wurde.

Beim zweiten Lauf vor zwei Wochen gab es eine weitere Hygieneverschärfung. Wir mussten die ersten 500 Metern mit Masken laufen, bis sich das Läufer*innenfeld gelichtet hatte. Auch das funktionierte fast perfekt. Auch beim zweiten Lauf hatten wir noch Glück und richtig viel Sonne auf dem Weg und wundervoll buntes Laub – auf dann schon vier Runden (Gold drei Runden und Silber zwei Runden). Das schöne Wetter hatte viele Spaziergänger in den Wald gelockt. Sie freuen sich über die Läufer*innen und feuerten uns – natürlich mit Abstand – an.

Diese Woche Mittwoch kommt die traurige Nachricht für alle Läufer*innen: Ab 2. November ein erneuter Lockdown – ein Wellenbrecher gegen die steigenden Zahlen der an Corona erkrankenden Menschen. Doch am Donnerstag kommt die Bestätigung für den dritten Sägerlauf! Wir dürfen gerade noch! Zeitgleich mit der Bestätigung kommen auch zwei Tage Regen. Heute Morgen beim Frühstück: Regen! Doch dann – Petrus liebt eindeutig die Läufer*innen – gegen 11 Uhr hörte es auf zu regnen. Start ist für die Säger*innen immer 12 Uhr.

Der viele Regen hat das Laub von den Bäumen geholt und riesige Pfützen hinterlassen. Oft haben wir die Entscheidung einen Umweg einzulegen oder einfach durch die kleinen Seen zu laufen. Es ist gut, dass ich die Stecke schon sieben Mal gelaufen bin, denn heute haben sich die Wurzeln unter dem nassen Laub versteckt. Aber keine Wurzel kriegt mich – 18 lange Kilometer auf fünf Runden nicht!

Als langsame Läuferin ist es toll auf den fünf Runden zu erleben, wie die schnellen Läufer*innen mich überholen. Heute sind diese Laufer*innen bis unter die Haarwurzeln mit Schlamm bespritzt. Es sieht einfach toll aus, wie gazellenhaft diese jungen Männer und Frauen durch den bunten und nassen Herbstwald förmlich springen – so als gäbe es die vielen Wurzeln gar nicht.

Besonders ragen hier die Zwillinge Rabea und Deborah Schöneborn (Jg. 1994) heraus. Sie trainieren bei der LG Nord Berlin/SC Tegeler Forst und laufen heute die Goldstrecke. Gerade als ich in die dritte Runde beginne, rennen sie nach vier Runden  ins Ziel. Sie sind also doppelt so schnell wie ich – aber auch knapp halb so alt wie ich

  Getrennte Siegertreppchen – Foto: Natascha Westerhoff

Das Beste an dieser feinen Laufveranstaltung sind jedes Jahr aufs Neue wieder die Helfer*innen an der Stecke. Es ist bereits meine fünfte Sägerserie. Die meisten Streckenposten kenne ich inzwischen und sie mich! Eine Helferin feuert alle mit einer Rassel an, eine zählt immer die Runden mit und der beste Helfer steht vor der sogenannten Eiger-Nord-Wand. Das ist der steilste und längste Anstieg. Für jede Runde hat Tilman einen motivierenden Spruch. Bei Runde eins heute: „Jetzt wisst Ihr, warum Ihr aufgestanden seid!“ Bei Runde drei  – es ist schon ziemlich leer – bückt sich Tilman, hebt buntes Laub auf und wirft es vor mit mit den Worten“Konfestti für Dich!“ in die Luft. Klar, heute ist Halloween! Das gibt mir echt Energie für diese so steile Eiger-Nord-Wand! DANKE Tilman!

Bei jeder Runde laufen wir über die Aschenbahn des Sportplatzes. Hier gibt der Moderator immer für jede Läufer*in die noch zu laufenden Runden durch und motiviert uns alle!

Bei der Sägerserie stimmt immer alles, die motivierenden Helfer*innen mit der guten Laune, das Ziel-Erdinger-Alkoholfrei (in diesem Jahr in Extraflaschen für Jede*n), eine perfekte Streckenmarkierung, die Medaillen mit Gravur (in diesem Jahr mit Selbstabholung), die Siegerehrung nach dem letzten Lauf (in diesem Jahr mit drei Abstandstreppchen), eine warme Umkleide (in diesem Jahr ohne Duschen).

Drei Lauffreundinnen – Foto: Detlef Hasenpusch

Nach dem Lauf verabreden wir uns noch in Zweier-Teams zum Laufen ab nächste Woche. Das kennen wir vom Lockdown im Frühjahr. Heute waren wieder viele Mitläufer*innen aus unserem Lauftreff Bernd Hübner da – Läuferinnen mit denen ich bei vielen Trainingsläufen von der Sägerserie geschwärmt habe. Nun waren sie bei dieser echten Wettkampfserie dabei. Mit Beate und Natascha habe ich seit März so viele gemeinsame Kilometer gemacht!

Der Schmalzstullenlauf im Tegeler Forst nächste Woche ist nun schon abgesagt wegen des Wellenbrechers. Der SC Tegeler Forst organisiert jedes Jahr am ersten Advent den Herbstwald-Gunni-Sachs-Gedenk-Lauf. Ob er ausfallen muss oder ob er verschoben werden kann? Ob der Lockdown wirklich nur vier Wochen dauert?

Viele Fragen in diesem verrückten Corona-Jahr bleiben                   Medaillen –  Foto: Manfred Templin

ABER: Wir sind froh, echte Säger*innen auch 2020 geworden zu sein und so viel Zeit an frischer Waldluft verbracht haben zu dürfen. Das stärkt unser Immunsystem für den kommenden Winter! DANKE an diesen wunderbaren Veranstalter SC Tegeler Forst.

Bleibt alle gesund und lauft weiter – wenn auch ab Montag wieder nur zu Zweit!

Dr. Erdmute Nieke

 

https://germanroadraces.de/?p=160081

RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer

„Rettet unsere Läufe“ – Wir brauchen jede Stimme, um den Laufsport zu retten. Helfen Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an der Petition!

Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe

Instagram: #SaveTheEvents – Rettet unsere Läufe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

author: GRR