Die Stolpersteine der Familie Flatow in Berlin - Foto: Gerd Steins, Berlin
„Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und darüber hinaus“. Anschlag auf Skulpturen jüdischer Sportler in Bochum
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, hat einen Anschlag auf Skulpturen jüdischer Sportler verurteilt, die in Bochum im Rahmen einer Wanderausstellung im Freien zu sehen waren.
„Die Skulpturen waren Teil der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Juedische Stars im deutschen Sport bis 1933 und darueber hinaus“.
Vandalen zerstörten die Plexiglasfiguren mehrerer Athleten, darunter die Turner und Cousins Alfred und Gustav, die zusammen fünf Goldmedaillen bei den ersten modernen Olympischen Spielen in Athen 1896 gewannen.
Eine Figur von Lilli Henoch, die in den 1920er Jahren Weltrekorde im Diskuswerfen und Kugelstoßen aufgestellt hatte, wurde ebenfalls verwüstet“ schreibt Duncan Mackay in „inside the games“ am 13. November 2020.
Lilli Henoch – Foto: Sportmuseum Berlin
Im Visier stand unter anderem die Figur des Walther Bensemann, der als einer der Gründerväter des Fussballs in Deutschland gilt und Gründer der einflussreichen Sportzeitschrift Kicker ist.
Das Attentat ereignete sich, als das Land am 9. und 10. November 1938 den 82. Jahrestag der „Kristallnacht“ gedachte, eines Pogroms gegen Juden, das von paramilitärischen Kräften und Zivilisten in ganz Nazideutschland am 9. und 10. November 1938 durchgeführt wurde.
„Dieser feige Akt trifft den gesamten Sport in Deutschland“, sagte Hörmann.
„Wir verurteilen die hinterhältigen Angriffe auf das wichtige Erbe unserer Sportkameraden Lilli Hennoch, Alfred und Gustav Felix Flatow und Walther Bensemann.
Stolpersteine für Lilli Henoch vor ihrem Wohnhaus in Berlin – Foto: Hans-Jürgen Wille
„Gleichzeitig stehen wir in Solidarität mit unseren Mitgliedsverbänden DFB und Makkabi Deutschland und all jenen, die sich aktiv für die Werte des Sports einsetzen“.
Der DFB gehört zu den Gruppen, die die Ausstellung, die Leben und Leiden der deutsch-jüdischen Sportlerinnen und Sportler porträtiert und seit 2015 durch das Land tourt, mitgestaltet haben.
„Wir sind entsetzt und beschämt über die Berichte über die absichtliche Zerstörung mehrerer Figuren in der Ausstellung“, sagte der Vorsitzende der DFB-Kulturstiftung, Göttrick Wewer.
Lilli Henoch bei der Ausstellung im Rahmen der Makkabiade vor dem Hauptbahnhof in Berlin 2015 – Foto: Horst Milde
Bochum, im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen gelegen, war die 17. Stadt, die die Ausstellung in Deutschland besucht hatte.
„Die mutwillige Zerstörung der Figuren in dieser wichtigen Ausstellung lässt uns fassungslos zurück“, sagte Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch gegenüber dem DFB.
„Bochum war und bleibt eine weltoffene und tolerante Stadt, in der die Kultur der Erinnerung immer einen Platz hat.
Die deutsche Regierung äußerte unter anderem ihr Entsetzen über den Vorfall.
„Die Zerstörung der Ausstellung über jüdische Sportstars empört mich zutiefst“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters.
„Ein solcher Akt zum Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 zeugt von einer unmenschlichen Haltung.
„Übergriffe wie diese sind inakzeptabel.
„Deshalb tun wir alles, um über rassistische und antisemitische Haltungen und Handlungen zu verhindern.
„Für Intoleranz und Gewalt ist in unserer Gesellschaft kein Platz.“
Horst Milde nach Informationen von Duncan Mackay in „inside the games“ am 13. November 2020
Lilli Henoch als Skulptur (Rückseite) in der Ausstellung während der Makkabiade in Berlin vor dem Hauptbahnhof – Foto: Horst Milde
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