Blog
26
02
2021

Der Jugendlauf beim BERLIN-MARATHON - Foto: Horst Milde

Wir müssen Kinder Sport treiben lassen – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Keine Schule, kein Sport, keine Freunde treffen, Einsamkeit im Kinderzimmer, so man eins hat. Corona wird Spuren hinterlassen, über Jahre, auch auf der „Kinder-Seele“.

Wir müssen was tun, für den Sport, jetzt, es gibt ja nicht nur Fußball. Viele haben sich in der Vergangenheit bessere Ergebnisse im Sport gewünscht, behelfen sich immer öfter mit Ausländern, auch die deutschen Läufer.

Sie wollen natürlich näher ans Weltniveau, suchen immer nach einer besseren Balance zwischen mehr Trainingszeit, mehr Trainingskilometern, mehr spezieller Kraft und der Präsentation der Bemühungen in Wettkämpfen. Aber ohne Hilfen?

Dafür braucht der Sport Talente, die trainieren lernen. Und die werden im Kindersport „geboren“. Jetzt bremsen die Einschränkungen durch die „Pandemie“ den Einen oder die Andere und vor allem die Anerziehung von Sport-Gewohnheiten bei den Kindern aus. Dabei machen es sich die Landesregierungen und die Gesundheitsämter mit ihren verboten zu leicht.

Und den Eltern darf man es nicht länger allein überlassen. Auch wenn das Virus leider einige, trotz aller Vorsicht, sogar Thomas Müller von den Bayern, erwischt hat.

Bekannt ist aber das für Olympiaansprüche 2021 und 2024 die Besten zu dem notwendig harten Training und viel Verzicht bereit sein müssen. Die Meldungen über Spitzenleistungen der letzten Wochen aus der ganzen Welt machen deutlich, wie sich „die anderen“ auf Tokio 2021 und später vorbereiten. Auch unsere Fans und die Verantwortlichen erwarten offensichtlich, das unsere „heimlich möglichst gut trainieren“ und die Eltern ihre Kids möglichst oft „bewegen“.

Kinder müssen Sportangebote erhalten

Die Probleme, die derzeit viele unserer Sportarten, auch die Läufer, was unsere internationale sportliche Zukunft betrifft, liegen an der Basis, im Kindersport in den Vereinen und im Schulsport. Die Spielsportarten wie beispielsweise Fußball, Handball, Basketball oder Volleyball würden ohne Ausländer derzeit schon nicht mehr konkurrenzfähig sein. Und die Verantwortlichen haben trotz vielfacher Enttäuschungen der immer noch sportbegeisterten Fans, die Einschaltquoten zeigen es, ihre Arbeits-praxis immer noch nicht spürbar verändert.

Man kann es aber auch vom geringen Interesse aller Parteien aus dem Bundestag für Deutschlands Sport-Zukunft ableiten. Keiner zeigt seit Jahren für diese Probleme Engagement, man sieht es aber auch warum.

Mehr Bewegung unserer Kleinen wäre nicht nur für die Gesundheit und die wachsende Zahl der „Fettleibigen“ gut, sondern würde auch wieder „leistungsauffällige“ Talente erkennbar machen, die allen Sportarten so sehr fehlen. Zumal alle wissen das Bewegung auch der Intelligenz nicht schadet.  Und am besten es beginnt mit der Einschulung oder in Bewegungs-Kitas, weil man Gewohnheiten anerziehen kann.

Der norwegische Sport erntet derzeit seine Investitionen

Mitte der 1980er-Jahre waren die norwegischen Olympiateams wiederholt unter den Erwartungen geblieben, wie derzeit eine Reihe von deutschen Sportarten vor allem in den Ausdauerdisziplinen. Dies führte zur Gründung von „Olympiatoppen“, dem Zentrum des Leistungssport-Trainings am Rande von Oslo. Ziel dabei war auch so viele ambitionierte Kinder wie möglich zu mehr Bewegung zu animieren und zugleich die Vereine und Landes-Verbände zu befähigen junge Sportler auch schulisch und in der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen“ (Simon Steiner, Oslo – Schweiz am Sonntag 2016).

„Das Geheimnis inzwischen norwegischer Erfolge heißt harte Arbeit“, sagte Tore Övrebö, der Chef von Olympiatoppen. Auch weil bei Olympiatoppen zahlreiche Fachspezialisten aus Gebieten wie Trainingslehre, Medizin, Psychologie oder Ernährung mit Topathleten und Trainern aus zahlreichen Sportarten zusammenarbeiten.

Wir wissen das auch in Afrika (Kenia, Uganda, Äthiopien z.B.), natürlich vor allem für´s Geld, und das erfordert Weltniveau, hart gearbeitet wird und die Jugend „rennt“ mit.

„Wenn ein Kenianer 16 wird hat er auf seinem breiten Fundament bereits ein Haus gebaut“ (Renato Canova)

 Auch für uns wäre also gut, wenn unser Wissen, die Summe aus Hochleistungssport-Erfahrungen, Wissen für die Arbeit mit Talenten und „Weltniveau-Training“ Grundlage für Erfolge würde. Trainieren, „anders als bisher“, natürlich mit der notwendigen Regenerations-Balance, um zu den Besten der Welt aufzusteigen. Vor allem die Geldgeber müssten wieder helfen, wie früher. Und die bereits bestehenden Konzepte, von „hauptamtlichen Fachpersonal“ müssen an die Basis, in der Praxis verwirklicht werden.

Basis für Deutschlands Zukunft ist das Hochleistungssport gewollt wird und dafür zuerst unsere Kinder, wie seit 1980 in Norwegen, „zu mehr Bewegung animiert werden und zugleich die Vereine und Landes-Verbände befähigt werden junge Sportler auch schulisch und in der Persönlichkeitsentwicklung zu betreuen“ (Olympitoppen).

Unser Problem ist aber das Kids-Coaches und Schulsport-Lehrer, die früher gern in Vereinen gearbeitet haben, heutzutage nur noch arbeiten „wenn es sich lohnt“.

Lothar Pöhlitz

*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf/Gehen im DVfL / 1980 – 1998 DLV- Bundestrainer / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie Köln und DLV-Trainerschule 

 

author: GRR