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19
03
2021

Wim Verhoorn visiting the Berlin Sports Museum in 2010 with a rarity as a donation to the museum from the congress kit of the 1st AIMS World Congress in Tokyo in 1983 - Photo: Gerd Steins, Berlin

Wim Verhoorn verstorben

By GRR 0

Wim Verhoorn, jahrelang niederländischer Nationaltrainer im Strassenlauf, verstarb am Dienstagabend des 16. März 2021 im Alter von 79 Jahren in einem Seniorenheim. Wim Verhoorn war schon längere Zeit nicht mehr gesund.

Er war bis 1981 Trainer bei Hermes DVS, von 1981 mit Unterbrechungen an bei „KNAU“ (Niederländischer LA-Verband) angestellter Trainer für die wichtigsten Strassenläufer des Landes wie Nijboer, Ten Kate, Lambregts, Vermeule, Reynierse, Sasse und Beurskens.

Von 1997-2007 war er Vorstandsmitglied der AIMS und spielte eine führende Rolle bei großen Laufveranstaltungen wie dem City- Pier-City Halbmarathon, dem Enschede Marathon und Twente Marathon. In Zusammenarbeit mit den Twenter Behörden holte er den 11. Weltkongress der AIMS im Juni 1997 nach Enschede.

Die niederländische Zeitung „Telegraaf“ schrieb in einem Nachruf über Wim Verhoorn:  „Ein Visionär, der seiner Zeit weit voraus war“, sagt der ehemalige Marathonläufer Jacques Valentin, der damals von Verhoorn trainiert wurde. „Zum Beispiel begann er mit Laufkliniken und Frauenläufen und trainierte Kronprinz Willem-Alexander im Vorfeld seines New Yorker Marathons 1992. Verhoorn führte jährlich große Gruppen niederländischer Läuferinnen und Läufer zum New York City Marathon – und auch zu anderen Marathonzielen in der Welt.

Wim Verhoorns Unikate aus aller Welt für das Sportmuseum Berlin – Foto: Gerd Steins, Berlin

Verhoorn bildete den Kronprinzen durch die „Centurion’s“ aus, eine kleine Gruppe von Industriekapitänen, darunter die Direktoren vom Flughafen Schiphol und dem Rotterdamer Hafen. „Jeden Sonntagmorgen haben wir uns in De Bilt versammelt, um gemeinsam zu trainieren“, sagt der ehemalige Vorsitzende Johan van Dijk. „Wim war die treibende Kraft hinter dieser wunderschönen, illustren Gruppe, zu der auch Gerrie Knetemann gehörte. Ihr Slogan war „Laufen für ein besseres Leben“.

 

Wim Verhoorn (3.v.r.) bei einem Besuch im Sportmuseum Berlin mit einer Gruppe seiner niederländischen Freunde – Foto: Gerd Steins, Berlin

„Wim war ein echter Organisator und hat alles für die Spitzensportler arrangiert“, sagt Gerard Nijboer, selbst langjähriger niederländischer Rekordhalter im Marathon und Europameiser im Marathon 1982 in Athen und Silbermedaillengewinner im Marathon 1980 in Moskau. „Wenn ein Athlet mitten in der Nacht einen salzigen Hering haben wollte, hat er den für den Athleten besorgt“. Er kochte und massierte seine Sportler. Gleichzeitig war er einer der ersten, der den Strassenlauf in den Niederlanden etablierte und vorantrieb. Ein inspirierender Mann für uns alle.“

Fotos (r.) von vielen Wettkämpfen aus aller Welt – Bahn- und Strassenläufe – Foto: Gerd Steins, Berlin

„Wim war der große Mann, kurz nachdem Nijboer dem Straßenlauf in den Niederlanden einen großen Schub gegeben hatte“, sagt der ehemalige Marathonläufer Marti ten Kate. „Er war ein Alleskönner und hat zusammen mit Manager Roelof Veld Wettbewerbe für sie organisiert und Sponsoren besorgt. Er hat dich als Sportler entlastet“.

Roelof Veld, niederländischer Marathon-Rekordhalter vor Nijboer, nennt Verhoorn den Förderer der nationalen und internationalen Straßenlaufes in den Niederlanden. „Wim war der Organisator der Trainingswochenenden rund um die großen Wettkämpfe und war immer direkt vor und hinter den Athleten. Er war der Gründer großer Gruppenreisen, insbesondere zum New Yorker Marathon, und hatte sehr gute Kontakte zu Sportlern, Organisatoren und Trainern.“

Lornah Kiplagat erhält von Wim Verhoorn den AIMS-ASICS Ehrenpreis „Läuferin des Jahres – Foto: AIMS

Jacques Valentin, schreibt: „Wim begann, sich mit dem Laufsport zu beschäftigen, als der Ultraläufer Jan Knippenberg ihn bat, ihn zu trainieren. Ich wohnte im Nachbardorf von Wim und fuhr mit dem Fahrrad zu seinem Haus in Hoek van Holland, um ihn am Anfang meiner Laufkarriere zu bitten, mich zu coachen. Wir begannen eine Beziehung, als Trainer und als Freund, die bis zu seinem Tod andauerte.“

Wim Verhoorn (2.v.r.)mitGeschenken und  seinen Freunden im Sportmuseum – Foto: Gerd Steins, Berlin

„Er wurde mein Mentor und lehrte mich, immer über den Tellerrand zu schauen. Seine Leidenschaft und Kreativität waren der Schlüssel dazu. Mehr und mehr engagierte er sich für andere Läufer auf allen Ebenen, darunter bekannte Sänger, Politiker, Industriekapitäne und Mitglieder unserer königlichen Familie. Während seiner Zeit als Nationaltrainer führte er Gerard Nijboer 1982 zum Europameistertitel in Athen.“

„Er war ein Visionär und erkannte schnell das Potenzial des Frauenlaufs, des Lauftourismus und der Coaching-Plattformen, um den Sport zu fördern.

Paula Radcliffe is presented the Association of International Marathon and Road Races (AIMS)/ASICS Athlete of the Year Award, by AIMS Director of Marketing Willem Verhoorn, in Battersea Park, London, on Sunday 8th October 2006.
Photo: AIMS-Chris Young

Wim Verhoorns sportliche Pretiosen (r.) in der „Wim Verhoorn Collection“ – Fptp: Gerd Steins, Berlin

„Seine größte Leidenschaft war es, die Welt zu  bereisen, Läufer zu Veranstaltungen zu bringen und sein unglaubliches Netzwerk zu erweitern. Er hatte diese großartige Fähigkeit und den Charakter, überall Türen zu öffnen.

„Er erhielt einen königlichen Orden für seinen großen Beitrag zur Förderung des Laufsports in den Niederlanden.“

Wim Verhoorn besuchte mehrfach das Sportmuseum Berlin, welches gleichzeitig das „AIMS Marathon Museum of Running“ ist und kam jeweils mit vollen Koffern an. Von seinen vielen Reisen zu Laufveranstaltungen in aller Welt brachte er Exponate und Souvenirs aller Art mit, die er dem Museum schenkte.

Von unzähligen Schlipsen, insbesondere aus Japan, Krawattennadeln, Manschettenknöpfen, Pokalen, Fotos, Postern, Medaillen, Tellern, T-shirts wurde nichts ausgelassen, was der Nachwelt erhalten werden sollte. Seine gesamte umfangreiche Sammlung  – ein Schatz an sich – ist unter dem Namen „Wim Verhoorn  Collection“ im Sportmuseum Berlin gelistet und dokumentiert.

Eine besonders persönliche Erinnerung an Wim Verhoorn ist mir im Gedächtnis geblieben, weil es alle, die dabei waren, tief berührte. Es war 2005 bei einem AIMS Board Meeting in Bangkok/Thailand. Es wurde zusätzlich eine Fahrt zu der berühmten Brücke am „River Kwai“ unternommen. Dabei wurde  auf Wunsch Wim Verhoorns ein Friedhof besucht. Hier waren Kriegsgefangene beerdigt, die damals  am Bau der Brücke beteiligt waren. Wim Verhoorn ging lange suchend an den langen Reihen der Gräber entlang bis er ein Grab fand und erschüttert stehen blieb: Das war das Grab seines Vaters, welches er zum ersten Mal in seinem Leben sah. Man kann sich vorstellen, welche Emotionen das bei ihm – und natürlich bei allen Begleitern auslöste.

Mit Wim Verhoorn verstarb einer der Pioniere des weltweiten Laufsports, der durch seine liebenswürdige und menschenfreundliche Art allen in dankbarer Erinnerung bleiben wird.

Horst Milde mit Informationen von Jan Schuttert (NL).

https://www.telegraaf.nl/sport/795459863/oud-bondscoach-wegatletiek-wim-verhoorn-79-overleden

Mehr von Wim Verhoorn:

„The Artefact of the Month“ IV. – Museum Rarities from the Berlin Sports Museum – AIMS Museum of Running – Wim Verhoorn / NED and his Gifts to the Berlin Sports Museum – AIMS Marathon Museum of Running – Current Gifts – Horst Milde Reports:

https://germanroadraces.de/?post_eng=the-artefact-of-the-month-iv-museum-rarities-from-the-berlin-sports-museum-aims-museum-of-running-wim-verhoorn-ned-and-his-gifts-to-the-berlin-sports-museum-aims

 

 

author: GRR