Blog
15
04
2021

Wer eine Medaille will muß Gold anstreben - Foto: Kiefner

Wettkampferfahrung kann man nur in Rennen sammeln – Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Im Leistungs- und Hochleistungstraining sind alle Aktivitäten im und außerhalb des Trainings auf die Ausschöpfung noch vorhandener Reserven mit dem Ziel auszurichten, beim jeweiligen sportlichen Jahreshöhepunkt (EM –WM – OS –Welt-Cups usw.), die höchste sportliche Form, die Fähigkeit zu einer neuen persönlichen Bestleistung, die aber auch die Bereitschaft zur optimalen Leistungsabgabe (Leistungs- und Kampfbereitschaft) einschließt, zu erreichen.

Die Erfahrung lehrt, dass Sportler die z.B. den Olympiasieg anstreben ein Niveau erarbeiten müssen, dass sie zu einem neuen Weltrekord fähig wären; sie wollen ja „Sie“ – die Besten der Welt, besiegen.

Wer eine Medaille will muß Gold anstreben

Durch die besondere Stellung Olympischer Spiele in der Öffentlichkeit und die Tatsache, dass sie nur aller 4 Jahre stattfinden, sind olympische Medaillen und der Olympiasieg „das Größte“ was ein Sportler in seiner Karriere erreichen kann.

Nach Ausschöpfung aller legalen Möglichkeiten zur Leistungssteigerung kommt der Stabilisierung dieser Leistungsfähigkeit „über Jahre“ eine große Bedeutung zu. Trotz vielfältiger Wettkampftätigkeit gibt es in Olympiajahren gute Erfahrungen mit 6-8-wöchigen unmittelbaren Wettkampfvorbereitungen (UWV), für Läufer in den ersten 3 Wochen davon, auch im Höhentraining.

Nach einem mehrjährigen Belastungsaufbau ist nach Olympischen Spielen ein „Zwischenjahr“, mit dem Ziel einer umfassenden Regeneration, zu empfehlen. Darin ist es möglich neue, verbesserte Grundlagen für den nächsten 3-Jahreszyklus mit neuen Medaillenambitionen zu schaffen.

Im Hochleistungstraining, der letzten Etappe eines langfristigen Leistungsaufbaus ist ein optimales Verhältnis von Training und erfolgreichen Wettkämpfen Ziel. Die Erarbeitung von individuellen Wettkampf-Erfahrungen mit Zwischenwettkampftraining auch in der Höhe, schafft schrittweise die Sicherheit zum „Erfolg, wenn es darauf ankommt“. Praktische Erfahrung ist auch, dass je höher der Intensitätsanteil in bestimmten Phasen im Training und Wettkämpfen ist, um stärker sollte „mit weichem Lauftraining“ (Umfang hochhalten) gegengesteuert werden.

Prinzipien zur Sicherung einer hohen Wirksamkeit des Hochleistungstrainings:
•    das Training ist auf den jeweiligen Jahreshöhepunkt auszurichten; Wettkampf- und Trainingsphasen – geschwindigkeitsorientiert – wechseln sich ab und bilden die Grundlage für eine hohe Leistungsstabilität über Wochen

•    der  Hauptweg zur Sicherung der Leistungsentwicklung ist eine Belastungs-steigerung  in   Einheit von Quantität und Qualität – für jüngere Athleten im umfassenden Sinne, unter Einbeziehung alle leistungsrelevanten Bereiche
– für ältere Athleten unter vorrangiger Erhöhung des speziellen Trainings

•    die Trainingsstruktur ist auf die Anforderungen des Leistungszieles auf der Spezialstrecke auszurichten. Dies bedeutet zugleich der Unter- und Über-
distanzvorbereitung die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen wie der wettkampfspezifischen Ausdauer

•    Eine höhere Spezifik in der Trainingsbelastung erfordert vorbereitend einen höheren Aufwand zur Sicherung der Belastbarkeit – z.B. im Umfang und in der Qualität des allgemeinen und speziellen Athletik- / Krafttrainings. Langfristig, 6-10 Wochen vor den geplanten Belastungsspitzen sollte ein spezielles belastungsvorbereitendes und gelenkstabilisierendes Training durchgeführt werden.

•    Die steigende spezielle Belastung erfordert eine verbesserte Vor- und Nach-bereitung des Trainings und der Wettkämpfe, trainingsmethodisch, sport-medizinisch und physiotherapeutisch. Versuche von Athleten ohne die Komplexität dieser Maßnahmen und eine gute Belastungsdynamik auszu-kommen, sind in der Regel immer gescheitert. Die individuellen Hand-lungskonzepte für die unmittelbare Wettkampfvorbereitung sind in Vor-wettkämpfen zu erproben.

•    Energetische und konditionelle Leistungsvoraussetzungen passen sich nur dann an, wenn auf den Organismus überdurchschnittliche (grenzwertige) körperliche Anforderungen treffen (Zielgerichtetheit, Größe, methodische Qualität).

•    Anpassungen bilden sich relativ schnell zurück, wenn ein durch Training angepasstes System nicht mehr ausreichend beansprucht wird.

•    Im Hochleistungstraining werden zur Ausprägung eines hohen GA-Niveaus (aerob-anaerobe Schwelle / VO2max) Intervalltrainingsprogramme oder extensive Programme (lange TL) nach der Intervall- / Wiederholungs-methode neben Dauerlaufintensitäten eingesetzt.  Berganläufen haben eine gleichzeitig mehrfache Wirkung (KA, GA, Koordination, Einfluss auf die Schrittstruktur) auf den Organismus.

Aber nur wenn Du es richtig willst kannst Du es schaffen. Vor allem offensiv geführte, anstrengende Rennen bringen Dir die angestrebte persönliche Bestleistung.

Lothar Pöhlitz

*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959 – 1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf / Gehen im DVfL/ 1980-1985 Sprinttrainer beim TSV Bayer 04 / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Lauf / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia – Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der DOSB – Trainerakademie und DLV-Trainerschule / 4 Lauf-Fachbücher

author: GRR