Allyson Felix - Foto: Victah Sailer
Werbevertrag mit Nike: Frauen unter Laufzwang – Ein Kommentar von Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Junge, lebensfrohe Athletinnen dürfen unter Androhung des Verlustes ihres Lebensunterhalts keine Kinder bekommen.
Es ist verrückt, dass die Athletin, die jahrelang für Nike stand, gegen ihren Sponsor nun ausgerechnet darum kämpft: Just do it.
„Schwangerschaft? Just do it.“ Was klingt wie einer der pointierten Slogans von Nike, ist in Wirklichkeit blanker Sarkasmus. Junge, lebensfrohe Athletinnen dürfen unter Androhung des Verlustes ihres Lebensunterhalts keine Kinder bekommen.
Als Nike am Muttertag das Recht von Frauen und Mädchen auf Sport und Gleichbehandlung feierte, entlarvte die 800-Meter-Läuferin Alysia Montaño das Video „Dream With Us“ als hohl tönende Reklame.
Sie erzählte, von der „New York Times“ am selben Tag veröffentlicht, wie sie 2014 die Meisterschaft gewann – mit Kugelbauch, im achten Monat schwanger. Wie sie sechs Monate nach der Geburt den nächsten Titel holte und, als sie an der WM teilnahm, täglich abpumpte und die Muttermilch von Peking aus nach Kalifornien schickte, damit ihr Mann die Tochter das Fläschchen geben konnte. All dies nicht aus Freude am Sport, sondern um nicht Sponsorgeld und Krankenversicherung zu verlieren. Diese nämlich hingen von sportlichen Resultaten ab.
Wie wichtig Sicherheit ist, erlebte Allyson Felix, als sie sich vorzeitig einem Kaiserschnitt unterziehen und mitsamt Baby vier Wochen im Krankenhaus bleiben musste. Das Erlebnis hat sie bestärkt in der Forderung, nicht nur in ihren Vertrag, sondern pauschal in jede Vereinbarung mit Athletinnen eine Klausel zum Mutterschutz aufzunehmen.
Nike habe die kategorische Ablehnung noch vergangene Woche bestärkt.
„Werde schwanger und mach ein Geheimnis draus“, lautet ihr Fazit.
Verrückt, dass die Athletin, die jahrelang für Nike stand, gegen ihren Sponsor ausgerechnet darum kämpft:
Just do it.
Ein Kommentar von Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 24. Mai 2019
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Michael Reinsch Korrespondent für Sport in Berlin.