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10
09
2019

Der nächste Winter ist näher als man denkt - Foto: Steininger

Wenn der Herbst kommt, der Organismus am Limit und das Immunsystem im Keller ist – Lothar Pöhlitz

By GRR 0

Herbst, Winter, aber auch Frühjahr, ist Erkältungszeit für Läufer. Vorbeugen ist besser als Trainingsausfall.

Bald machen sich schon die ersten Infekte breit, im Frühjahr fliegen die Pollen, immer wenn die Nase läuft oder der Hals kratzt sind Trainings- oder Wettkampfausfälle nahe.

Unabhängig von äußeren Ursachen, die man in der Regel meist nur vermuten kann, steht bei Läufern eine ungenügende, nicht ausreichend Wind-, Kälte- oder regenabweisende Bekleidung im Zusammenhang mit Training oder Wettkämpfen ganz oben auf einer möglichen Ursachenliste.

Der Muskulatur tut es auch nicht gut, wenn bei plötzlich sinkenden Temperaturen weiter in kurzen Hosen trainiert wird oder die Nieren frei dem Fahrtwind ausgesetzt sind. Dabei ist die Erfahrung, dass sich Sportler in der Regel nicht während der Belastung erkälten, sondern in den Pausen oder in der Zeit nach der Belastung, wenn sie, durch verschiedene Anlässe – auch nach Wettkämpfen durch die Medien – abgelenkt, sich nicht schnell genug warm anziehen. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass für eine Erkältung 2 Minuten schon ausreichen.

In 3 – 72 Stunden nach hohen Belastungen versteckt sich die Gefahr

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen oder Schlappheit sind oft aber auch Anzeichen für ein geschwächtes Immunsystem. Dadurch soll der Organismus anfälliger gegenüber Krankheitserregern und Infekten sein. In der Literatur findet man aber das ein geschwächtes Immunsystem noch keine Krankheit ist, auch wenn Krankheits-erreger offensichtlich weniger gut abgewehrt werden und man früh etwas dagegen tun könnte.

                                         

Fotos: Pöhlitz / Hartmann

Regeneration und Entlastung nach Extrembelastungen sichern

Wissenschaftlich gesichert ist, dass ein moderates aerobes Training und die Höhe der Trainingsbelastung in aerober Stoffwechsellage nicht unbedingt ein gefährdendes Element für das Immunsystem sind, sondern eher zu einer Stärkung der immunologischen Abwehr führt und die gesundheitliche Stabilität erhöht. Das immunologische Geschehen ist sehr komplex. Dabei ist die nach einer hohen sportlichen Anstrengung (Wettkämpfe,  bzw.Training) zu beobachtende Abwehrschwäche nicht gleichbedeutend mit einer Erkrankung.

„Nach einer hohen psychophysischen Belastung – persönliche Extremleistungen – besteht für 3–72 Stunden ein sogenanntes offenes Fenster (Open-Window-Phänomen) gegenüber eindringenden Erregern“. (Pedersen et. Al 1999).

„Eine Identität mit der Erkrankung besteht nicht. Eine regelmäßige Belastungsverminderung im Leistungstraining hat bezüglich der Stärkung der natürlichen immunologischen Abwehr eine große Bedeutung“                                  (Neumann u.a. 2011 – S.109-110).

Möglichkeiten der Infektprophylaxe/Selbstanwendungen – Möglichst gesund – „aktiv vorbeugend“ durch Herbst und Winter

Auch bestimmte Lebensmittel (z.B. Gemüse, Früchte, Mandeln), Kräuter, Gewürze und Grünpflanzen heizen ganzjährig den Stoffwechsel an, senken Entzündungen im Körper und unterstützen die Regeneration (Dr. Feil). Sie entgiften den Organismus, schützen vor Krankheitserregern und stärken vorbeugend die körpereigene Abwehrkraft – das Immunsystem. Auch im großen Blutbild in angemessenen Abständen erkennt man die kleinen und großen Baustellen.

Aber bitte keine Extreme, Geld spart man mit einer belastungsabhängigen, kalorienorientierten Mischkost, die ist für alle das Beste.

Außerdem helfen:

  • Wetterangepasste Bekleidung, Nierenschutz, Mütze, Schal, Kniestrümpfe.
    Überraschend Schnee im Frühjahr oder im Sommer im Trainingslager – vor allem in Höhenlagen – ist keine Seltenheit
  • Halten Sie die Achillessehnen rechtzeitig durch Kniestrümpfe warm
  • Psychophysische Entlastungsmaßnahmen, Stressvemeidung, Schlaf
  • Sanierung von Entzündungen, Nasendusche, Inhalationen
  • Sauna, Wechselduschen, Teilbäder, Entmüdungsbäder, Kneipp-Güsse
  • Gezielte Supplementationen – Vitamine, Mineralien, Immunstimulanzien
    Der Leistungssportarzt gibt die besten Empfehlungen
  • belastungsabhängige, kalorienorientierte Vollwert–Ernährung
  • Selbstmassagen, Teilmassagen, Bürstenmassagen, Kältebehandlungen
  • Und im Trainingslager die kleine Sportlerapotheke mit Blasenpflaster
    nicht vergessen

Noch eins: Selbstvertrauen kann man nicht kaufen, da helfen nur Überzeugungen, die sich im Ergebnis wettkampfnahem „erfolgreichen“ Geschwindigkeit-Trainings herausbilden.

Lothar Pöhlitz

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*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.-Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf / Gehen des DVfL / DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 i. R. / Teamleiter Marathon / Straßenlauf /  3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule / seit 2006 Leichtathletik-Coaching-Academy.

 

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