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05
07
2021

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Warum erinnert so vieles an Lance Armstrong? Pogacar und das große Mißtrauen – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Es war am Sonntag, auf der schlimmen verregneten Alpen-Etappe von Cluses nach Tignes.  Um 15.58 Uhr, auf dem 1968 Meter hohen Cormet de Roselend. Dort schlüpfte der Australier Ben O‘Connor für zwei Minuten und dreissig Sekunden ins Gelbe Trikot des Tour-Führenden.

Doch kurz danach war es schon wieder vorbei. Tadej Pogacar hatte, hinter ihm, im Peloton, einfach einen halben Tritt zugelegt – und am Ende sogar noch noch etwas mehr. Wer soll auf der 108. Frankreich-Rundfahrt diesen wie entfesselt und wie in einer anderen Liga fahrenden 22jährigen Slowenen bezwingen?

Wer kann ihm überhaupt näher kommen?

Sein größter Rivale, sein Landsmann Primoz Roglic, hat nach einem Sturz die Tour am Wochenende vorzeitig verlassen müssen. Der Kolumbianer Egan Bernal wiederum, 2019 erster südamerikanischer Tour-Triumphator, hatte nach seinem Sieg beim ebenfalls dreiwöchigen Giro d‘Italia auf eine erneute Fahrt durch Frankreich verzichtet. Da lichteten sich sehr schnell die Reihen derjenigen, die den Tour-Vorjahrssieger Pogacar tatsächlich in die Schranken weisen könnten – und zwar ganz erheblich.

„Ich habe die Tour nicht gekillt“, verteidigte Pogacar am Sonnabend seinen dreißig Kilometer langen Parfoceritt durch die Alpen. Denn er war gefahren, wie jemand von einem anderen Stern – unangreifbar, uneinholbar, unantastbar. Da stieg natürlich im Peloton, in der Presse und beim Publikum das Mißtrauen. Zumal in diesen Tagen – auch im deutschen Fernsehen – fast parallel zur Tour 2021 der Spielfilm „Um jeden Preis“ läuft. Er beinhaltet Aufstieg und Fall des gedopten siebenmaligen amerikanischen Tour-Gewinners Lance Armstrong.

Der Doping-Experte Fritz Sörgel sagt denn auch unumwunden: „Es ist schon ungewöhnlich, dass jemand in dem jungen Alter wie Pogacar schon solche Wattzahlen tritt. Das macht einen natürlich stutzig.“ Sörgel, Leiter des Instituts für biomedizinische und pharmazeutische Forschung in Nürnberg, meint damit Werte, die bisher nur von den überführten Dopern Marco Pantani und Lance Armstrong übertroffen wurden.

Allerdings hat Pogacar alle bisherigen Dopingkontrollen unbeschadet überstanden. Das spricht für ihn. Was gegen ihn spricht, ist das Umfeld. In den vergangenen 12 Jahren wurden im internationalen Radsport allein 11 (!) Slowenen des Dopings überführt. 11 von 19, die in diesem Zeitraum im Weltcup an den Start gingen. Sörgel glaubt, daran habe sich wohl deshalb wenig geändert, weil die Corona-Krise, in der wenig Dopingtests stattfanden, zum Doping ausgenutzt wurde.

Als „Babyface mit Killerinstinkt“ beschrieb die Londoner Sunday Times einmal Tadej Pogacar. Ausgerechnet jenes britische Blatt, dass beim Fall des texanischen Betrügers Lance Armstrong die tatkräftigste Recherechearbeit geleistet hat. Wann schießen sich die Briten auf Pogacar ein? Vor allem, wann auf dessen Schweizer Teamchef Mauro Gianetti?

Gianetti, der als Profi 1998 nach einem Zusammenbruch auf der Tour de Romandie in einem Krankenhaus in Luzern zehnTage lang um sein Leben kämpfen musste, hat in der Branche schon so manchen verdutzt. Zum Beispiel die Redakteure der angesehenen Neuen Zürcher Zeitung, die ihn nach einem Radio-Interview mit dem Deutschlandfunk befragen wollten. Dieses Interview, so Gianetti, habe er nie gegeben. Aber auf dem Band sei doch klar und deutlich seine Stimme zu vernehmen,  entgegneten die Zürcher Kollegen. Dann sei das eben eine Fälschung, raunzte Gianetti. Chrstian Prudhomme, Chef der Tour de France, warnt vor Pogacars Manager: „Vorsicht! Das ist ein Mann von schlechtem Ruf.“

Er habe diese Tour nicht gekillt, verteidigt sich indessen dessen Schützling Tadej Pogacar. Aber er sei drauf und dran, dies zu tun – sagen sie im Peloton. Was allerdings auch kein guter Ruf ist.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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