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07
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2019

Alex Kiesow - barfuß unterwegs - Foto: Marathon Karlsruhe e.V.

Vom „Rauchen & Saufen“ zum Barfuß-Laufen – ALEX KIESOW – runregio stellt vor (3)

By GRR 0

Aus der Broschüre „runregio“ – „Laufen in der Region Karlsruhe – Stuttgart – Offenburg – Südpfalz – Rhein-Neckar“  – Folge 3 – übernehmen wir wieder (wie 2017 und 2018 ), interessante Beiträge aus dem vollen Läuferleben, Portraits aus der Laufszene, Termine und Veranstaltungen im Laufjahr 2019 u.a.m.

Den Herausgebern „Marathon Karlsruhe e.V.“ – danken wir für die freundliche Überlassung.

Horst Milde

Wohlfühlläufer über 42,195 km ohne Schuhe

Alex Kiesow könnte man hervorragend für jeden Indianerfilm einsetzen. Nicht nur wegen der langen schwarzen Haare, dem dunklen Teint und der im Vergleich zu den meisten Marathonläufern etwas kräftigeren Figur. Zwischenzeitlich auch deswegen, weil er eigentlich nur noch barfuß unterwegs ist.

Das war allerdings nicht immer so. Als dem Berufsmusiker und Saxophonisten mit 30 Jahren das „Rauchen und Saufen“ zu viel wurde, beschloss er, 1998 mit dem Laufen zu beginnen. Ganz klassisch mit Laufschuhen.  Im Jahr 2000 bewältigte er in Karlsruhe seinen ersten Marathon. Weitere folgten, sogar Ultraläufe – bis hin zu 100 km. Es lief gut. Seine Marathon-Bestzeit schaffte er 2007 in knapp unter 3:23 h. Lediglich um Knie – schmerzen zu vermeiden, war er in dieser ersten Läuferzeit schon früh mit Einlagen in seinen Laufschuhen unterwegs.

Zwischen 2008 und 2014 ergab sich für Alex Kiesow eine lange Laufpause. Er hatte einen Flügel geerbt, der den Musiker nun dazu verführte, dieses Instrument mit viel Engagement zu lernen. Als er nach diesen 6 Jahren immer noch kein musikalischer Meister, dafür bei zwei Leistenbrüchen und 105 kg Gewicht angekommen war, beschloss Kiesow erneut, sich dem Laufen zu widmen.

Allerdings störte ihn die Notwendigkeit, erneut seine Schuheinlagen anpassen zu lassen und er suchte nach Möglichkeiten, dies zu vermeiden. Ein umfangreiches Selbststudium von Büchern wie u.a. des Bestsellers „Born to run“ und umfangreiche Recherchen im Internet ließen in ihm die Überzeugung reifen, dass die gängigen Schuhe doch eher gegen die Natur sein könnten und es andere Möglichkeiten geben müsse. So stieß er zunächst auf Luna Sandalen, die den Huarachas der mexikanischen Tahumaras (aus „Born to run“) nachempfunden sind. Damit unternahm er seine ersten achtsamen Schritte – auf dem   Weg zum Barfußläufer.

Nachdem plötzlich seine Kniebeschwerden verschwanden und er seinen 1. Barfußlauf über 10 km in 90 Minuten bewältigt hatte, fühlte er sich richtig euphorisch. Im Herbst 2015 lief er 3 Marathons in Serie, was allerdings am Ende mit einem Muskelfaserriss quittiert wurde.

Danach fasste er den Entschluss, es langsamer angehen zu lassen, achtsamer zu werden und möglichst viel auszuprobieren. Zunächst übte er noch im Wechsel 50:50 mit und ohne Luna-Sandalen. Eine wohltuende Wirkung des Verzichts auf herkömmliche Schuhe wurde für ihn zunehmend spürbar und wirkte sich ebenso auf das „Gehen“ und „Stehen“ im privaten und – sofern es der Dresscode erlaubte – im beruflichen Alltag aus.

Seit 2 Jahren geht und seit knapp einem Jahr läuft er praktisch nur barfuß.

2018 absolvierte er nicht nur eine Ausbildung zum „Natural Running Coach“ an der Barefoot Academy in Düsseldorf sondern lief Ende Oktober in Frankfurt bereits seinen 23. Marathon innerhalb des Jahres. Bei dieser Rechnung bezieht er Trainingsläufe über 42 km mit ein (nicht nur offizielle Wettkämpfe).

Das ergibt sich quasi schon aus seiner Wochenplanung, die meist zwischen 60 und 80 km liegt. Hierbei wird alle 2 Tage die 16 Kilometer lange Hausrunde absolviert und sofern möglich zum Wochenende ein Marathon on top.  Um Schnelligkeit geht es ihm gar nicht mehr – seine Barfuß-Marathons bewältigt er meist zwischen 4:30 und 5 h.

„Achtsamkeit“ und sich immer wieder die Frage stellen „Tut mir das wirklich gut?“ sind zwei Punkte, die für ihn zwischenzeitlich zentral und für sein Läuferdasein leitend sind. Alex Kiesow sieht sich so- mit nicht nur als Barfuß-, sondern vor allem als Wohlfühlläufer. Dass er sich beim Laufen gut fühlte, gab es mit Schuhen zwar ebenso schon – aber jetzt ohne Hilfsmittel und seitdem erst vollständig beschwerdefrei.  Sogar Rückenbeschwerden, die zum Berufsbild eines Saxophonisten nach weit über 20 Jahren fast schon dazugehören, sind restlos verschwunden – alles fühlt sich ursprünglicher und viel besser an.

Wer sich jetzt überlegt, vielleicht einmal ohne Schuhe zu gehen oder gleich das Barfußlaufen auszuprobieren, dem gibt für die notwendige lange Umstellung Alex mit einem Schmunzeln sein durchaus ernst gemeintes Motto mit auf den Weg: „Mach langsam, dann geht´s schneller“.

(FB) – Symbadischer Marathon Karlsruhe

runregio Nr. 03 – Laufen in der Region – Karlsruhe – Stuttgart – Offenburg – Südpfalz – Rhein -Neckar

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author: GRR