Symbolbild - swiss-image.ch/Photo by Andy Mettler
Vielleicht schon in Berlin? Therese Johaug: „Der Marathon sollte mir gut passen“- Von KLAUS BLUME
Mein Gott, was könnte diese Frau erreichen, würde sie doch nur richtig laufen können? Aber Therese Johaug kann es nicht. Sie setzt entweder mit dem ganzen Fuß oder zuerst mit der Hacke auf, um danach abrupt nach vorn abzurollen.
Jeder Orthopäde würde, ob dieser ungelenken Plackerei, mit Grausen jammern: Sie belastet doch ihre Knie und Hüften in unverantwortlicher Weise. Aber sei‘s drum! Mit dieser unorthodoxen Art erzielte die norwegische Skilanglauf-Olympiasiegerin bei den sogenannten „Impossible Games“ im Osloer Bislett-Stadion über 10 000 Meter mit 31:40,67 Minuten eine Weltjahresbestzeit, und zwar eine, an die bislang auch keine der schnellen Afrikanerinnen heran gekommen ist.
Warum die 31-Jährige trotz allem so schnell das Ziel erreicht hat? Die Schwedin Kajsa Bergqvist, ehedem Weltrekordlerin im Hochsprung, jetzt als Leichtathletik-Expertin beim Schwedischen Fernsehen (SVT) hoch angesehen: „Nur wenige auf der Welt haben die Lungen- und Herzkapazität, die Johaug besitzt. Sie hat nicht die echte Lauftechnik der Leichtathleten, aber sie hat einen unglaublichen Antrieb und sie wiegt fast nichts. Mit diesem Pfund wuchert sie.“ Sie habe überdies gehört, dass Therese Johaug am liebsten bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 2022 in München starten möchte, doch ob das ihre Ski-Vertragspartner zulassen?
Käme es so, auf welcher Strecke würde sie dann in München starten? Der frühere norwegische Skilanglauf-Weltmeister Pal Gunnar Mikkelsplats (1982, 1985) sagt dazu im renommierten Osloer „Dagbladet“: „Therse hat eine enorme Kapazität. Sie kann sie umso mehr nutzen, je länger ein Rennen dauert. Gleichzeitig wird es schwierig sein, eine neue Top-Karriere zu starten, wenn man eine andere abgeschlossen hat.“ Therese Johaug sieht es ähnlich: „Nach meinem Erfolg im Bislett-Stadion möchte ich nun endlich eine längere Strecke testen. Der Marathon sollte mir gut passen – aber erst wenn meine Ski-Karriere vor bei ist.“