Somit kam die Leistung von Grødal nicht ganz unerwartet, wobei aber Ereignisse im Vorfeld des Laufs in Oslo nicht unbedingt dazu beitrugen, sich auf dieses Ereignis uneingeschränkt zu konzentrieren.
Denn recht kurzfristig entschied sich der norwegische Superstar (Superstarin?) auf Langlaufski Therese Johaug (NOR) gleichfalls die Norm auf der Laufbahn zu unterbieten und damit in historischer Mission sowohl an Olympischen Winter- als nun auch Sommerspielen teilnehmen zu können. Entsprechend hoch war der Hype im Vorfeld, was bei Grøvdal für einen zusätzlichen Leistungsdruck und zu entsprechender Nervosität vor dem Start sorgte. Nach dem Startschuss war die Kontroverse aber schnell vergessen und die Leichtathletin rannte der Skiläuferin schnell davon. In vereinfachender Version der „Wave Light Technology“ hatte man an der Bahnkante Lampen angebracht, die durch grünes und dann rotes Licht die relative Position zu Norm anzeigten.
Schon nach der ersten Runde in 74,2 Sekunden lag die Spezialistin eine gute Sekunde vor Johaug, die nach 2000 m in 6:17,37 gegenüber Grøvdal in 6:11,94 um ca. 30 m zurücklag. Bei 5000 m in 15:30 war der Vorsprung auf 15 Sekunden angewachsen. Und während Grøvdal bei ihren Rundenpassagen stets „grünes Licht“ und damit die Normerfüllung vor Augen sah, gab es bei ihrer Konkurrenten zunehmende Rückstände. Die Führende ließ sich von den Dingen hinter ihr schon lange nicht mehr irritieren und zog in beeindruckender Manier, nachdem die Tempomacherin Amalie Saeten (NOR) bereits nach 7 Runden auschied, ihre Runden.
Karoline Grøvdal unterbot über 10.000 m auf der Bahn des Osloer Bislett Stadion die Olympianorm sehr deutlich. – Foto: (c) NTB
Nach 20 Runden bei 8000 m war ihr Split 24:43,52, mit Kurs auf einer Zeit von 30:54 war die Normerfüllung nur noch Formalie. Und mit zwei schnellen Schlussrunden in 72,84 und 71,11 erreichte sie das Ziel nach 30:50,84 und wird damit ihr Land bei Olympia über die Bahnlangstrecken mit Aussichten auf eine achtbare Platzierung vertreten. Bereits bei den letzten Spielen in Rio de Janeiro im Jahr 2016 war Karoline dabei und wurde über 5000 m immerhin Siebte. Zum hochkarätigen Landesrekord von Ingrid Kristiansen fehlen ihr allerdings nun eine gute halbe Minute. Ihre Konkurrentin aus der Loipe schlug sich sehr achtbar, wobei sie aber im Schlusspart mit einer Reihe von 77er-Runden weiter an Zeit verlor und im Ziel nach 31:32,88 um nur 8 Sekunden die Norm verpasste (Miriam Dattke erging es letzte Woche in Stockholm sehr ähnlich).
Therese Johaug war nach dem Rennen erschöpft, aber durchaus zufrieden – trotz verpasster Qualifikation für die (Sommer-)Olympiade. – Foto: (c) Livestream/Screenshot
Damit dürfte sich für Johaug das Thema Sommer-Olympia erledigt haben, immerhin konnte sie ihre PB von 31:40,67 steigern, wobei sie im Vergleich zu ihren Kolleginnen aus der Zunft sicher auch auf der Tartanbahn eine Ausnahmerscheinung darstellt. Es ist in der Tat phänomenal, was die Königin in den Loipen mit ihrem sehr verbesserungswürdigen Laufstil auch ohne Brettern an den Füßen zu leisten vermag. Mit ihren Zeiten auf der Bahn kann sie problemlos in vielen Ländern mit den Spezialistinnen mithalten.
Am Ende war die blonde Norwegerin mit ihrer Leistung durchaus zufrieden und plant nun, sich alsbalden auf Olympia im Winter vorzubereiten. In Beijing will sie dann endlich jenen Titel erringen, der ihr in ihrer einmaligen Bilanz noch fehlt: Olympisches Gold.
Ergebnisse 10.000 m der Frauen: | |||
1. | Karoline Grødal | NOR | 30:50,84 PB |
2. | Therese Johaug | NOR | 31:32,88 PB |
3. | Hanne Maridal | NOR | 33:37,38 |
4. | Ine Bakken | NOR | 33:49,95 |
5. | Runa Falch | NOR | 34:05,03 |
6. | Adele Henriksen | NOR | 34:08,55 |