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18
12
2018

- Plötzlich Winter - Start - Foto: Wilfried Raatz/wus-media

Und plötzlich war es Winter… Plötzlicher Schneefall führt zu Erschwernissen bei der Anreise und auf der Strecke und dennoch gibt es fast 1000 Finisher zum Auftakt der 37. Winterlaufserie in Rheinzabern – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Ein Blick in den Kalender ist eindeutig: Dritter Adventssonntag und die vielerorts vorhandene Vorfreude auf Weihnachten sind verbrieft.

Durch die Wettereskapaden der letzten Wochen mit angenehmen (Lauf-)Temperaturen wollte bzw. konnte kaum jemand mit einem massiven Wintereinbruch rechnen – auch wenn sowohl die Kachelmanns dieser Welt oder Apps im schicken Smartphone unmissverständlich waren: Der Winter kommt!

Und Frau Holle schüttelte fleißig in der Nacht zum Sonntag – fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee brachten nicht nur die Streu- und Räumdienste in den Arbeitsmodus, sondern auch erfahrene (Lauf-)Organisatoren wie Daniel Hochmuth beim TV Rheinzabern in eine leicht depressive Stimmung noch Minuten vor dem Start zur 37. Winterlaufserie in der alten Römersiedlung. Man war praktisch vor Ort auf dem falschen Fuß erwischt worden und ohne Vorkehrungen in den ersten Abschnitt der Winterlaufserie gegangen.

Auch wenn von den 630 Voranmeldungen rund 250 Startnummern liegen geblieben waren, „retteten“ Massen von Nachmeldern den routinierten Machern des Turnvereins von 1890 den Sonntag, denn schließlich listete das Zeitmessteam 991 (!) Finisher beim die Winterlaufserie eröffnenden 10 km-Lauf, am 13. Januar wird es über 15 km und am 10. Februar mit dem finalen 20 km-Lauf weiter gehen bei einer der erfolgreichsten Winterlaufserien Deutschlands. Und der Name ist einmal mehr Programm, es ist Winter – und es kann der Jahreszeit entsprechend durchaus auch zu schnee- und eisbedeckten Straßen führen.

Ein imposantes Starterfeld ließ letztlich auch Daniel Hochmuth wieder lächeln, denn der Startschuss in der Jockgrimer Straße am Schulcampus der IGS Rheinzabern brachte eine fast unüberschaubare Masse an Winterläufern in Bewegung. Notdürftig geräumte Straßen und Wege erschwerten einen flotten Schritt, trotz aller gebotenen Vorsicht waren die Laufzeiten – beeindruckend schnell.

Vorne trödelte ein Jan-Lukas Becker nicht, sondern lief zur eigenen Überraschung schon nach dem Startkilometer alleine vor starken Verfolgern. „Ich hatte zwar nicht den besten Start, aber als ich dann meinen Schritt gefunden hatte, ist keiner mehr mitgegangen…!“ Dem 25jährigen Karlsruher, übrigens Seriensieger 2013/14, ist der Laufspaß anzumerken, mit 31:31 Minuten lief er beachtlich schnell.

Und zu einem klaren Auftaktsieg vor seinem künftigen Teamkollegen bei der LG Region Karlsruhe, Simon Stützel (31:50). „Den 10er habe ich eigentlich immer im Programm, es ist ein schöner Einstieg in die Wintersaison. Dieses Mal ist es mein Plan, wieder die gesamte Serie zu laufen!“ Bei einer Ausbildung zum Schreiner verschieben sich bei Jan-Lukas Becker zwangsläufig etwas die Prioritäten, einer eher verkorksten Saison 2018 jedenfalls trauert er nicht (mehr) nach.

Nach vorne schauen möchte auch Simon Stützel, der nach einem Ödem wieder den Anschluss an gewohnte Leistungsstärke sucht. „Ich bin erst wieder seit kurzem im Training. Dafür bin ich mit dem Resultat natürlich sehr zufrieden, denn mir fehlen derzeit noch die Tempoläufe!“ Auch der inzwischen bei Landschaftsläufen überaus erfolgreiche Jochen Uhrig durfte mit Rang drei und 32:28 Minuten zufrieden sein. „Ich habe nicht gedacht, dass ich auf diesem Boden so gut zurecht kommen würde“, freute sich der M35-Sieger und vereinbarte mit Simon Stützel sogleich den einen oder anderen Long Jog, schließlich steht bei beiden im Frühjahr ein Marathon auf dem Programm, die Startorte mit Boston (Uhrig) und Düsseldorf (Stützel) allerdings Tausende von Kilometern entfernt.

Hinter Maik Weickum (32:48) und Omar Tareq (32:55) folgte mit Alexander Niemala von der LG Teck ein junger Bursche im ersten U20-Jahr, der sich trotz schwierigem Untergrund auf starke 33:22 Minuten steigern konnte. „Von Alexander ist künftig noch einiges zu erwarten“, wagt der BaWü-Landestrainer Jens Boyde eine Prognose.

Nur auf Rang elf lief mit Selama Estopia ein in der Region schon überzeugend durchgestartete Äthiopier, der mit 33:47 Minuten im dichten Verfolgerfeld deutlich unter Wert blieb. „Selama musste sich sogar während des Rennens übergeben“, suchte Hans-Peter Tiedje eine Erklärung für den eigentlich Leistungsstärksten im Laufteam Gasser beim TV Alzey.

Unter seinen Fittichen trainieren einige talentierte Ostafrikaner, denen er im Verbund mit den Laufteam-Förderern Max Gassen und Udo Beckmann nicht nur Trainingscoach, sondern auch Ansprechpartner für alle Behördengänge ist.

Offenbar hat Hans-Peter Tiedje mit der 23jährigen Hindiyaa Mohamed ein Juwel im Laufteam Gasser des TV Alzey, denn bei ihrem ersten Start in Deutschland lief die Äthiopierin sogleich zum Erfolg. Mit 37:02 Minuten lag sie allerdings nur zehn Sekunden vor dem W40-Ass Simone Raatz, die sich als einzige hartnäckige Konkurrentin über die Gesamtdistanz hinweg erwies. Welche läuferische Klasse in Hindiyaa schlummert, das mag an ihrer vor drei Jahren in ihrer Heimat erzielten Leistungspalette verdeutlicht werden, die von 33:30 über 10 km über 1:13 (Halbmarathon) bis 2:36 (Marathon) reicht.

Im weiteren Einlauf sicherte sich Clara Costadura mit 37:23 Rang drei vor Lena Berg, die nach längerer Verletzungspause mit 37:31 Minuten einen vielversprechenden Einstieg an jener Stätte gab, an der sie im Vorjahr als überlegene Seriensiegerin (mit drei Wertungssiegen) so überzeugend durchgestartet war.

Auf Position 100 der Ergebnisliste wird Andrea Wiedl vom da Vinci TriTeam geführt, die mit starken 37:47 Minuten mit großem Vorsprung die W55-Wertung gewinnen konnte – und damit die erfolgreichen LGR-Läuferinnen Johanna Flacke (38:22) und Sarah Hettich (38:23) oder die Trailspezialistin Aoife Quigly (38.44) ebenso in Schach halten konnte wie die erfolgreichen Mastersläuferinnen Natascha Bischoff (W45/ 41:39) und Josefa Matheis (W50/42:09).  

Wilfried Raatz

author: GRR