Niklas Kaul won gold medals at the Gavle 2019 European Athletics U23 Championships and World Athletics Championships in 2019 - Foto: Victah Sailer
Überragender Erfolg in Gävle/SWE 2019 – U23-Nachwuchs mit großartiger Leistung
„Ich möchte der Deutschen Leichtathletik- Nationalmannschaft zu ihrer großartigen Leistung bei den U23-Europameisterschaften der Leichtathleten in Gävle (Schweden) gratulieren.
Besonders Niklas Kaul mit 8572 Punkte im Zehnkampf sowie Alina Reh mit 31:39:34 Minuten über 10 000 Meter haben mit ihren Rekorden eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sich unser U23-Nachwuchs auf dem richtigen Weg befindet. Hinzu kommt der eindrucksvolle Erfolg bei den Staffeln“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing.
Idriss Gonschinska, Generaldirektor Sport, zeigte sich ebenso beeindruckt: „Ein Beispiel für den außergewöhnlichen Kampfgeist und Teamspirit war unter anderem Manuel Eitel, der trotz einer muskulären Verletzung im Weitsprung den Wettkampf mit einer Bronzemedaille und einer Leistung von 8067 Punkte im Zehnkampf beendet hat.
Grundlagen für diesen Erfolg sind die Leistungen der persönlichen Trainer in Zusammenarbeit mit dem DLV-Trainerteam und nicht zuletzt mit der medizinischen und physiotherapeutischen Abteilung vor Ort. Gemeinsam mit seinem Betreuerstab hatte Alexander Stolpe als neuer Chef-Bundestrainer einen absolut gelungenen Einstieg.“
Mit neun Gold-, sechs Silber- und sechs Bronzemedaillen lag das DLV-Team am Ende auf Platz eins im Medaillenspiegel und führte die Nationenwertung mit 216 Punkten klar vor Frankreich und Großbritannien an. Dabei hatten alle Disziplingruppen im DLV-Team an diesem Erfolg ihren Anteil. Dies war das beste deutsche Ergebnis einer U23-Mannschafft seit Erfurt 2005.
Zehnkampf-Sieg und Olympia-Norm für Kaul, Bronze für Eitel
Der Zehnkampf hat Tradition in Deutschland. Auch bei U23-Europameisterschaften zählten die DLV-Athleten stets zu den fleißigen Medaillensammlern. Klaus Isekenmeier. André Niklaus. Kai Kazmirek. Sie alle waren U23-Europameister im Zehnkampf. Aber keiner von ihnen war in dieser Altersklasse so gut wie Niklas Kaul.
Der Mainzer ließ Verfolger Johannes Erm über 1.500 Meter nur wenige hundert Meter Tempo machen, dann flog er selbst an der Spitze des Feldes über die Rundbahn von Gävle. In 4:17,63 Minuten, der zweitbesten Zeit seiner Karriere, holte er sich den nächsten Disziplinsieg und konnte jubelnd die Ziellinie überqueren.
Niklas Kaul stellte mit 8.572 Punkten eine neue Bestleistung und einen Meisterschaftsrekord auf, zudem überbot er die Norm für Olympia 2020 in Tokio (Japan; 8.350 Pkt) mehr als deutlich. Weltweit war in diesem Jahr mit dem Kanadier Damian Warner nur ein Zehnkämpfer besser als der 21 Jahre junge Mainzer. Auch Johannes Erm verbuchte eine starke neue Bestmarke von 8.445 Punkten, gleichbedeutend mit einem U23-Landesrekord für Estland.
Manuel Eitel durfte nach zehn Disziplinen ebenfalls jubeln: Er hatte sich angeschlagen durch den Wettbewerb gekämpft und wurde dafür mit 8.067 Punkten und mit der Bronzemedaille belohnt. Über 1.500 Meter (4:46,53 min) ließ er seinen Verfolger Rody de Wolff (4:37,03 min) nicht mehr allzu weit wegziehen, dieser wurde Vierter. Jan Ruhrmann machte in 4:35,21 Minuten noch eine Position gut und wurde mit 7.637 Punkten Siebter.
U23-EM: Frederik Ruppert rennt mit Raketen-Finish zu Hindernis-Gold
Die Zielgerade gehörte Frederik Ruppert. Der Deutsche U23-Meister hat am Sonntag bei der U23-EM in Gävle mit einem unwiderstehlichen Spurt die Goldmedaille über 3.000 Meter Hindernis errungen.
Noch nie zuvor hatten deutsche Hindernisläufer bei U23-Europameisterschaften eine Medaille gewonnen. Und dann kam Frederik Ruppert (SC Myhl LA). Ein Athlet, der mehrere Jahre aufgrund von Verletzungen fast von der Bildfläche verschwunden war und sich erst so richtig zunächst mit erfüllter Norm und dann mit dem Titel bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Wetzlar wieder zurückgemeldet hatte.
Das langsame Tempo des Finals kam ihm entgegen, immer in Lauerstellung drehte er in der Spitzengruppe seine Runden, lange auch begleitet von den weiteren DLV-Athleten Lennart Mesecke und Robert Baumann. Dann hielt Frederik Ruppert auch der letzten Tempoverschärfung auf einem schnellen letzten Kilometer stand und hatte sich damit die perfekte Ausgangslage für den Schlussspurt erarbeitet. Mit einem Antritt, der eines Sprinters würdig war, stürmte er auf den letzten Metern bis auf den ersten Platz nach vorne. Seine Zeit: 8:44,49 Minuten. Silber und Bronze gingen an Alexis Phelut (Frankreich; 8:45,04 min) und Simon Sundström (8:45,82 min).
Lennart Mesecke (LG Nord Berlin) hielt lange sehr gut mit, erst bei der finalen Tempoverschärfung musste er etwas abreißen lassen und konnte daher nicht mehr ganz um die Medaillen mitsprinten. Ein Ziel aber erreichte er: Seinen siebten Platz der U23-EM von 2017 steigerte er um zwei Plätze und wurde in 8:47,61 Minuten Fünfter. Der noch ein Jahr jüngere Robert Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 8:53,55 min) hatte schon etwas früher den Anschluss verloren und wurde Elfter.
U23-EM: Emil Agyekum stürmt zu Bestzeit und Hürden-Bronze
Zwei unter 50 Sekunden. Und für einen gab’s die Bronzemedaille: Emil Agyekum ist am Sonntag bei der U23-EM in Gävle (Schweden) über 400 Meter Hürden auf Platz drei gestürmt und hielt dabei dem Angriff von Teamkollege Constantin Preis stand
Emil Agyekum (SCC Berlin) hat am Sonntag die erste deutsche Medaille über 400 Meter Hürden bei U23-Europameisterschaften seit 2003 geholt. Der junge Berliner, der erst im ersten Jahr der U23 angehört, bog Schulter an Schulter mit Titelkandidat Nick Smidt (Niederlande; 49,49 sec) auf die Zielgerade ein. Weit voraus war da schon der spätere Sieger aus Frankreich Wilfried Happio (49,03 sec). Den Speed des Niederländers aber nutzte er, um sich an ihm festzubeißen und in 49,69 Sekunden mit neuer Bestzeit als Dritter die Ziellinie zu überqueren.
Schon im Halbfinale hatte Agyekum sich von 50,83 auf 50,17 Sekunden gesteigert. „Für eine Medaille muss eine Zeit unter 50 Sekunden her“, hatte im Vorfeld Nachwuchs-Bundestrainer Marco Kleinsteuber vorausgesagt. Er sollte Recht behalten!
Constantin Preis zieht zu spät an
Das Nachsehen hatte Constantin Preis (VfL Sindelfingen), der sich als Nummer zwei Europas (49,84 sec) ebenfalls Medaillenchancen ausgerechnet hatte. Wenngleich die zwei Vorrunden-Siege viel Kraft gekostet hatten, zeigte er erneut ein starkes Finish und die nächste Zeit unter 50 Sekunden (49,92 sec). Doch er hatte den Schlussspurt zu spät angesetzt und konnte seinen Teamkollegen nicht mehr überholen.
Lange hatten die deutschen Langhürdler bei diesen Titelkämpfen auf einen derartigen Erfolg warten müssen. Die letzte Medaille hatte 2003 Christian Duma geholt, er wurde in 49,53 Sekunden Zweiter. Gold für Deutschland gab’s erst einmal: 1999 für Thomas Goller.
U23-EM: Doppelgold für beide deutsche Sprintstaffeln
Die schnellsten Sprintstaffeln der U23-EM 2019 in Gävle (Schweden) kommen aus Deutschland! Am Sonntag holte innerhalb weniger Minuten erst die 4×100 Meter Staffel der männlichen U23 und dann die Staffel der weiblichen U23 die Goldmedaille.
Es war ein schönes Bild: Die deutschen Sprinter hatten gerade die Goldmedaille über 4×100 Meter gewonnen, da versammelten sie sich geschlossen im Ziel-Auslauf und begleiteten die letzten Meter von Lisa Nippgen (MTG Mannheim) mit lautem Gebrüll. Auch die Schlussläuferin der weiblichen 4×100 Meter Staffel brachte den Stab als Erste über die Ziellinie.
Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) und Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) hatten den Frust über die knapp verpasste Medaille im Einzel an Position eins und zwei mit ins Rennen genommen und in Tempo umgewandelt. „Ich war zwar ein bisschen müde, es war heute ziemlich kühl und wir mussten lange warten“, sagte Kevin Kranz, „aber ich bin ziemlich gut gelaufen und an den Niederländer vor mir rangekommen.“ Mit einem „sehr schönen Wechsel“ übergab er an Marvin Schulte, der fortsetzte: „Ich bin am Niederländer vorbei und habe mir dann den nächsten vor mir vorgenommen.“
Für Deniz Almas (VfL Wolfsburg) schloss sich an Position drei ein Kreis: Zwei Jahre zuvor war er bereits im Vorlauf zum Einsatz der U23-EM gekommen, hatte sich dann aber vor dem Finale verletzt. Dieses Mal kam er auch im Finale zum Einsatz und rannte eine starke Kurve. „Das sind meine vierten Meisterschaften, ich glaube, das kann ich jetzt schon ganz gut“, sagte er. Wie schon 2017 durfte Philipp Trutenat (TV Wattenscheid 01) den Stab ins Ziel bringen, 39,22 Sekunden – Gold und Titelverteidigung! „Der Wechsel war Grütze“, befand er zwar, daher fiel der Jubel im Ziel zunächst verhalten aus. „Das hätte nicht sein müssen. Aber jetzt sind wir sehr erleichtert!“
DLV-Sprinterinnen holen sich den Titel zurück
Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen), Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01), Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Lisa Nippgen holten in 43,45 Sekunden den Titel zurück nach Deutschland. Schon 2013 und 2015 war Gold über 4×100 Meter an den DLV gegangen, 2017 aber war das Quartett im Vorlauf disqualifiziert worden.
„Das war sehr gut, wesentlich besser als im Einzel“, freute sich Startläuferin Jennifer Montag. „Wir haben uns ganze Aggression reingesteckt“, erklärte sie mit einem Seitenblick auf Keshia Kwadwo, die wie sie den Einzug ins Einzel-Finale verpasste hatte. „Das, was noch da war, habe ich dann heute in das Rennen gelegt“, sagte sie.
Sophia Junk rannte nach ihren Einsätzen über 200 Meter die fünfte schnelle Kurve der Meisterschaften. „Beim Aufstehen habe ich meine schweren Beine schon gemerkt“, berichtete sie, “ aber wenn man mit der Staffel am Start steht, mobilisiert man noch mal alle Kräfte.“ Zwar war der Vorsprung beim letzten Wechsel auf Lisa Nippgen nicht ganz so deutlich wie zuvor im Vorlauf. „Aber ich habe relativ schnell gemerkt, dass wir führen. Dann bin ich um mein Leben gerannt,“ erklärte die Schlussläuferin
Wie sie ganz alleine als Erste im Ziel jubeln sollte, wusste sie am Anfang nicht so recht. Den Rest des Abends wird jetzt ohnehin gemeinsam gefeiert.
Silke Bernhart Peter Schmitt
Deutscher Leichtathletik-Verband (DLV)