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29
04
2020

Training mit Maske - Masken, jetzt auch im Training – wie sie bereits von Spaziergängern im Wald von Läufern gefordert wurden – sind gar nicht so abwegig - Foto: Karsch

Über Fußball-Geisterspiele und Läufer-Geister-Bahn-Rennen – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Von den Virologen und vielen weiteren „Experten“ wird fast täglich transportiert und gemahnt das gegenwärtig niemand voraussagen kann, wie lange der Virus noch unter uns ist.

Und trotzdem drängt der Bundesliga-Fußball tagtäglich mit zu erwartenden Spielterminen und ihren Millionenverlusten viele Seiten in den Zeitungen, die TV-Medien, die Fans und sogar die Ministerpräsidenten.

Sie kämpfen auf breiter Front, vor allem auch aus der Zentrale, gegen Verluste, um Wettkämpfe, um Geisterspiele, um viele Millionen, schließlich wissen sie auch das Wettbewerbe die Spieler zu ernsterem Training anhalten. Dagegen geht es für die meisten Leichtathleten vergleichsweise „um fast nichts“.

Reizwirksame Rennen – ohne Masken, mit Masken oder……

Neben Fußball scheint es – natürlich nur im Moment – fast keinen weiteren Leistungssport zu geben. Dabei ist sicher den meisten klar das Hochleistungssportler, die bei Olympischen Spielen oder Europameisterschaften Medaillen gewinnen sollen oder wollen, ihr hartes Training über Jahre vor allem für solche Ziele auf sich nahmen. Und sie wissen aus der Trainingslehre und eigener Erfahrung auch das jeglicher leistungsorientierter Trainingsausfall Leistungsverlust bedeutet. Dies gilt, in der gegenwärtigen Situation, vor allem auch für die Intensitätsdisziplinen, die Strecken auf der Bahn von 800m – 5000m.

DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska: „Um Wettkampfreize für die Athleten zu setzen sind wir im Dialog.“ (leichtathletik.de)  

Da gehen sicher nicht nur den Profis unter den Leichtathleten viele Gedanken durch den Kopf. Schweigen hilft nicht. Für die Läufer mit Rückstand zum Weltniveau sollte man auf keinen Fall auf ein Brückenjahr setzen. Um 10 Qualitäts-Wochen mit Rennen bis Mitte August wären das Optimale, wenn das neue Trainingsjahr pünktlich und organisatorisch gut, wie gewohnt, beginnen soll.

In der Hoffnung das also ab Juni wieder Bahnwettkämpfe möglich werden, muß, nach den Wochen des Feld-, Wald- und Wiesentrainings der Läufer, nun der Mai zum Intensivierungsmonat werden.

Damit dann nicht schon nach 4 Wochen „der Sprit ausgeht“ sollte dabei der Umfang noch entsprechend hochgehalten werden.

Deshalb wären alle über eine baldige Orientierung durch ihren DLV oder den DOSB, die Fachleute für Hochleistungssport, dankbar. Zuversicht, nicht Defensive. Was wird nun, wenn man offensichtlich noch lange mit Corona leben muß, bei den gegenwärtig spürbaren Erleichterungen und auch danach.

Man hat gegenwärtig das Gefühl das vor dieser Frage nur die im TV und in den Medien umfassend unterstützten Fußballer, stehen, die Leichtathleten dagegen scheinen noch ratlos. Kaum jemand versteht das 22 Fußballer (und etwa 200-300 Begleitpersonen im Stadion) 90 Minuten mit höchstem Einsatz gegeneinander einen „zweikampfgeführten Wettkampf“ um Tore bestreiten können sollen, aber 10 -15 Läufer in Rennen gegeneinander (in der Regel mit sowieso mindestens 1,50 m Abstand – wenn nötig auch mit Maske) ihren Leistungsstand nicht testen und sich dazu auch weiterentwickeln dürfen sollen.

Nicht unmöglich wären vielleicht sogar Rennen – wie im Biathlon – mit 15 – 30 Sekunden Startabstand.

Wenn also die Wettkampf-Voll-Freigabe nicht rechtzeitig erfolgt, es nicht anders geht, müssen auch die Läufer dem Fußball folgend, natürlich nicht in Geisterspielen, sondern in „Geister-Bahn-Rennen“ mit Familien-, Trainer- und Pressebegleitung, eine Bestandsaufnahme, am besten kombiniert mit einer Qualitätstrainingsoffensive, machen dürfen.

Auf alle Fälle müssten sie im Training jetzt „intensiver“ werden …

Die Motivation für Spitzen – Leistungen kommt aus Wettkampf-Zielen

Nachdem inzwischen Olympia verschoben und die EM 2020 abgesagt wurde wäre eine solche Wettkampfserie sinnvoll, bei der es in den intensiven Bahndisziplinen nicht in erster Linie um Siege, sondern um möglichst schnelle Zeiten und möglichst hohe Anforderungen an den eigenen Organismus, reizwirksame Belastungen, um eine Bestandsaufnahme, geht.

Das wäre mit Geister-Bahn-Rennen, für den Einzelnen rund um die jeweilige Zielstrecke für 2021, auch ohne Höhepunktziele, auch ohne Auslandsreisen, bis zu dem Moment zu machen, wo das neue Trainings- und Wettkampfjahr 2020/2021, mit dann neuen Umfangszielen, beginnt.   

Natürlich muß man gesund sein, vor allem als Leistungssportler, die zu den Olympischen Spielen nach Tokyo oder zur EM oder als Nachwuchsleistungsportler zu den Höhepunkten 2022 und zu den OS 2024 nach Paris wollen.

Man darf natürlich den Virus und die vielseitigen Empfehlungen der Experten auf diesem Gebiet nicht unterschätzen, negieren. Vorsorge ist natürlich angesagt. Aber man kann von Leistungssportlern auch nicht erwarten, dass sie 2021 auf Knopfdruck in der Weltspitze, ohne optimale Vorbereitung oder aus einem niedrigeren Niveau, erfolgreich sein sollen.

Alle Läufer wissen das eine bessere Sauerstoffversorgung der Muskulatur (optimale Durchblutung) eine unabdingbare Voraussetzung für eine bessere sportliche Leistung für langsames-langes, aber auch für kurzes-schnelles Laufen ist. Alle wissen das bei Sauerstoffmangel der Körper die Muskelarbeit reduziert und sie ohne Sauerstoff einstellt. Der Körper lernt, mit weniger Sauerstoff umzugehen. Die Atemmuskulatur wird stärker, das Volumen vergrößert sich und die Kapazität wird gesteigert.

Masken, jetzt auch im Training – wie sie bereits von Spaziergängern im Wald von Läufern gefordert wurden – sind gar nicht so abwegig, weil sie nicht nur ihre Gegner und sich selbst schützen, sondern zugleich die Atmung erschweren und die Atemmuskulatur stärken. Schließlich bewirkt eine erhöhte Lungenkapazität das man bewusster und leichter tiefer atmen kann, mehr Sauerstoff zur Muskulatur kommen kann und der Muskel durch einen geringeren Sauerstoffverbrauch effektiver arbeitet.

Bekanntlich geht der Effekt eines Höhentrainings oft schon nach 30 Tagen wieder verloren. Eine verlängerte Wirkung wäre deshalb anstrebenswert. Auch in Vorbereitung auf das nächste Höhentraining, wenn es wieder richtig losgeht.

„Ein Training mit der Atemmaske unter NN, auch um in Zukunft besser in der Höhe zu starten, das Atemsystem zu stärken und einen Effekt für eine erhöhte Ausdauerleistungsfähigkeit zu erzielen muß längere Zeit durchgehalten werden und natürlich reizwirksam sein.

Geht man von 3 TE / Woche mit Maske aus – ohne das andere normale Training „ohne Maske“ zu vernachlässigen, sollte man um die 6 Wochen dafür einplanen.

Hilfreich wäre dies vor, als Ersatz, oder nach vergleichbaren Höhentrainingsphasen“ (Lothar Pöhlitz LCA 12.6.2018)

Lothar Pöhlitz

————————————————————————————————————————**Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler /  DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 /  zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf /  3x Olympiatrainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule / seit 2006 Leichtathletik Coaching-Academy

 

 

 

 

 

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