Lebenslang gesperrt: Lauf-Trainer Alberto Salazar - Foto: 2015 USA Outdoor Championships Eugene, Oregon June 25-28, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun
Travis Tygart: Der Mann, der Alberto Salazar und Lance Armstrong zu Fall brachte – Von KLAUS BLUME
Nun hat Travis Tygart sogar Alberto Salazar, den amerikanischen Guru der internationalen Lauf-Szene, und dessen Handlanger, den unheimlichen Endokrinologen Dr. Jeffrey Brown, zu Fall gebracht.
Wegen des angeblichen Gebrauchs leistungssteigernder Drogen sowie des Handels damit. So, wie er zuvor bereits den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong überführt hat.
Und, wie er Staatsanwälten in Deutschland und Österreich bei deren Doping-Jagd im nordischen Skisport unter die Arme greift. Ebenfalls erfolgreich.
Warum gelingt ausgerechnet Travis Tygart, dem 48jährigen amerikanischen Anwalt als Chief Executive Officer der nicht-staatlichen US-Anti-Doping-Agentur USADA ein Coup nach dem anderen?
Wohl vor allem, weil er und sein geräuschlos tätiges Team verschwiegen, sorgfältig und vor allem hartnäckig zu Werke gehen. Nehmen wir nur das aktuelle Beispiel Alberto Salazar und Co. zur Hilfe:
Nach zwei Jahren Vorarbeit erfolgten zwei Anhörungen: Salazar wurde dabei sieben Tage im Einzelgespräch „gegrillt“ (Mitarbeiter-Aussage), für Brown brauchte es einen Tag weniger.
Zu Grunde lagen dabei eine Vielzahl von Augenzeugenberichten, Zeugnissen, E-Mails und Patientenakten. Tygart stützte sich in seinen Einzelgesprächen mit Salazar und Brown auf 2000 Exponate, auf dreissig Zeugenaussagen und auf insgesamt 5780 Transkriptseiten.
In der Folge dieser Ermittlungen könnten nun sogar die nächsten Leichtathletik-Weltmeisterschaften im US-Bundesstaat Oregon, am Sitz des Salazar-Arbeitgebers Nike, gefährdet sein.
Das halte er schon noch aus, ließ Tygart hören.
Er habe schließlich auch die Hass-Mails, vor allem die von der Polizei überaus wichtig genommenen drei Todesdrohungen ausgehalten, die ihn nach dem Fall Lance Armstrong jahrelang das Leben schwer gemacht hätten.
Für weitaus gefährlicher als derartige Verfehlungen halte er im Dopingkampf die „wirklichen“ Gegner: also die großen Verbände, die Veranstalter internationaler Meisterschaften und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
Warum diese? „Man kann nicht gleichzeitig Sport-Promoter und Sport-Regulator sein“, erklärte Tygart der „Aargauer Zeitung“ aus der Schweiz.
Deshalb biete er auf der Website der USADA – und das gelte weltweit – Sportlern, deren Eltern und Familienmitgliedern sowie Trainern umfassende Anweisungen zu Testverfahren und zu verbotenen Substanzen an.
Auch über Risiken und Gefahren bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sowie bei der Benutzung entspannender Drogen gäbe es Hilfe – bereits über eine Hotline (www.GlobalDRO.com).
Verschwiegenheit wird auch unter der E-Mail playclean@usada.org und unter der Rufnummer 1-877-752-9253 zugesichert.
Tygart: „Denn es gibt nichts, vor dem man Angst haben muss, wenn es einen klaren Grund für eine Aussage gibt.“
Klaus Blume
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