Start zum Darmstädter Stadtlauf 2019 - Foto: Wilfreid Raatz -wus media
Traditionsreicher Darmstädter Stadtlauf zur Echtzeit – aber virtuell – Stadtlauf per App – von Ludwig Reiser
Die App viRace macht es möglich. In Corona-Zeiten ist vieles anders, auch beim traditionsreichen Darmstädter Stadtlauf, der mit nunmehr 43 Auflagen als zweitältester seiner Art in Deutschland am Dienstag (23. Juni) zwar in den Terminkalendern verzeichnet steht – aber virtuell durchgeführt wird.
Zur Stadtlaufzeit war es Jahr für Jahr reichlich turbulent in der Darmstädter Fußgängerzone, heuer hingegen ist es eher menschenleer, denn nach Geschäftsschluss ist die Innenstadt wie andernorts auch eher verwaist.
Die Corona-Pandemie hat die Stadtlauf-Kundschaft an die Peripherie beordert. Denn die Auflagen der Bundes- und Landesregierung und der Stadt Darmstadt lassen zumindest bis in den Juli hinein in der derzeitigen Lesart größere Laufveranstaltungen nicht zu. „Die virtuelle Durchführung ist ein Versuch, die große Tradition des Darmstädter Stadtlaufes zu wahren“, formuliert Organisator Wilfried Raatz das Ziel der Notlösung.
Die Unsicherheit, wie das Ganze ohne echtes Wettkampfgefühl über die Bühne gehen wird, mischt sich bei ihm mit Vorfreude: Denn die Resonanz verspricht einiges. Das grenzenlose Internet macht es möglich. So sind Meldungen aus Berlin, Hamburg und München eingegangen. „Von Leuten, die sonst gar nichts mit dem Stadtlauf zu tun haben, aber den Reiz eines 5 km-Laufes fühlen möchten!“
Und womöglich könnten sogar internationale Teilnehmer mitmischen, da ein weltweit tätiges Darmstädter Unternehmen immerhin 333 Plätze vorgeordert und die Ausschreibung zu seinen Standorten auch in englischer Übersetzung verschickt hat.
Möglich ist das, weil ja niemand vor Ort sein muss, nur zur richtigen Zeit laufbereit, auf einer selbst gewählten Strecke, irgendwo. Der Zeitplan für die sechs Läufe ab 19 Uhr bleibt erhalten. Weitere Voraussetzung ist die Nutzung der kostenlosen viRace-App des German Road Race-Partners runningCoach und die dort vorzunehmende Anmeldung.
Meldegebühren sollen dennoch fließen, da die Organisatoren ihre „außergewöhnliche Laufgelegenheit als Charity-Projekt verstehen“.
So werden die Meldegebühren der Schüler, Jugendlichen und Erwachsenen zu einem Teil als Spende an ein Corona-Hilfsprojekt in Darmstadt beziehungsweise an die durch die Pandemie stark betroffene Schwesterstadt Brescia gehen.
Daher sei zusätzlich die Anmeldung über die gewohnte Website www.darmstadt-laeuft.de vorzunehmen. Anstelle des obligatorischen T-Shirts gibt es heuer eine etwas andersartige Trophäe: Allen Teilnehmern wird eine Medaille aus Holz als Andenken an eine außergewöhnliche Situation zugeschickt.
Wilfried Raatz setzt bei vielen Läufern die Motivation voraus, auf diesem Weg einfach einmal zu testen, „wie es nur ansatzweisen Wettkampf-Bedingungen läuft!“ Sein Antrieb ist es, den Stadtlauf präsent zu halten und auch den treuen Sponsoren etwas zu bieten. Ob das Konzept trägt, kann er freilich kaum einschätzen. „Keine Ahnung, wie die Leute ticken. Vielleicht brauchen sie auch den Trubel des Stadtlaufes und verzichten diesmal auf ein Mitmachen.“
Die Hoffnung, dass der Stadtlauf vielleicht doch noch in diesem Jahr „ganz real“ zu erleben sein wird, ist bei dem umtriebigen Macher noch nicht erloschen. Die jüngsten Lockerungen der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen geben Gedankenspielen Nahrung, dass vielleicht ein Ersatztermin Ende September/Anfang Oktober unter bestimmten Umständen möglich sein könnte.
„Da müssen wir aber die weitere Entwicklung abwarten“, wehrt Wilfried Raatz voreilige Schlüsse ab.
Ludwig Reiser