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TOUR DE FRANCE 2019: Steven Kruijswijk: „Ich weiß endlich, wie man dieses Spiel gewinnt“ – Von KLAUS BLUME
EPERNAY – Jan Janssen ist hellauf begeistert. Würde er Steven Krujswijk ein Glas Bier auf den Rücken stellen und würde sein holländischer Landsmann damit sogar übers flämische Kopfsteinpflaster rasen, „keinen einzigen Tropfen würde er verschütten“, behauptet der 79jährige Jan Janssen.
„Weißt du auch warum?,“ fragt der Sieger der Tour de France von 1968, um zu erklären: „Steven fährt nämlich so ruhig, wie kein anderer im Peloton. Selbst ein Glas Bier würde nicht von seinem Rücken fallen, wenn er antritt; es würde nicht einmal überschwappen.“
Steven Kruijswijks Fahrweise entspricht wohl seinem ruhigen Naturell. Schließlich geht es dem 32-Jährigen vom niederländischen Team Jumbo-Visma um den dritten holländischen Tour-Gesamtsieg – und sonst um gar nichts. Darüber verliert er keine großen Worte, er sagt nur: „Um diesen Sieg geht es erst in der dritten, der letzten Woche, in den Alpen. Alles andere davor zählt nicht, ist nur Geplänkel. Weil ich weiß, dass der diesjährige Kurs, der die Pyrenäen und Westfrankreich nur kurz berührt, wie für mich geschaffen ist. Und ich weiß auch, dass ich in der letzten Tour-Woche der Stärkste von allen sein werde.“
Zu hoch gegriffen? Nach den ersten drei Tour-Etappen der 106. Frankreich-Rundfahrt lag der Berg-Spezialist aus Brabant auf Platz drei des Gesamtklassements; das Gelbe Trikot des Führenden trug der Franzose Julien Alaphilippe. Das allein verursachte zwar im Radsport-Land an der Nordsee bereits Einiges an Aufregung, doch nicht bei dessem Team Jumbo. Dort blieb trotzdem weiterhin Steven Kruijswijk im Mittelpunkt. Für ihn wurde taktiert und geschuftet, ob vom deutschen Zeitfahr-Spezialisten Toni Martin oder vom Sprinter Dylan Groenewege.
Schließlich gilt Kruijswejk längst als einer der besten und erfahrensten Rundfahrt-Spezialisten der Welt. Schon 2016 trug er beim Giro d‘Italia vier Tage lang das Rosa Trikot des Gesamtführenden. Er hatte drei Minuten Vorsprung und wurde gefeiert, wie einst Eddy Merckx und Fausto Coppi. Bis es auf der 19. Etappe hinunter nach Risoul ging, wo Kruijswijk stürzte und sich dabei mehrmals überschlug. Aus der Traum vom großen Erfolg! Am Ende kämpfte er sich noch als Gesamt-Vierter in Milano ins Ziel.
Im letzten Jahr ließ er den Giro links liegen, konzentrierte sich stattdessen auf die Tour de France, die er als Fünfter beendete, und nur wenige Wochen später auf die ebenfalls dreiwöchige Spanien-Rundfahrt, wo er Platz vier erreichte. Eine irrsinnige Bilanz, doch was wird in diesem Jahr? Kruijswijks Landsmann Peter Winnen, der 1981 und 1983 die Tour-Königsetappe in L‘Alpe d‘Huez gewann und später als Essay-Schreiber von sich Reden machte, sieht in ihm den diesjährigen Tour-Sieger.
Und Kruijswijk, was sagt er zu alledem? „Das erste Ziel ist, besser, als im Vorjahr zu sein. Aber, ich bin lange genug von der Partie, um auch zu wissen, wie man dieses Spiel endlich gewinnt. Auch, wenn das britische Team Ineos dieses Rennen von Anfang bis Ende kontrollieren wird, die Entscheidung wird in der letzten Woche fallen.“
Und: „Unser Team ist mittlerweile überall präsent, unser klarer Sieg im Mannschafts-Zeitfahren über Ineos war kein Zufall, alles lief so perfekt, wie wir es geplant hatten.“ Und so perfekt soll es bis Paris laufen.
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
22085 Hamburg
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