Toni Palzer ist der Neue im BORA – hansgrohe-Radteam Überaus erfolgreicher Bergläufer, Skibergsteiger und nun mit 27 Jahren mit einem Profivertrag beim international angesehenen Radteam aus Raubling in Oberbayern ausgestattet – Wilfried Raatz berichtet

Toni Palzer: „Möchte mich als Athlet weiterentwickeln und aufzeigen, dass es sich lohnt, an Träumen festzuhalten“

Als U20-Junior war Anton Palzer 2011 und 2012 einer der besten Bergläufer Europas und holte dabei nach Rang fünf in Bursa (2011) im Folgejahr in Pamukkale als EM-Zweiter als erster Deutscher seit 2005 wieder eine EM-Einzelmedaille für den Deutschen Leichtathletik-Verband, wurde 2013 mit 20 Jahren Deutscher Meister am Hochfelln – und dennoch schlug sein Herz für seine „zweite Leidenschaft“, das Skibergsteigen

Auch wenn er hier und da immer wieder sein großes Berglauf-Talent unter Beweis stellen konnte, so 2018 als Zweiter beim Großglockner-Berglauf und zugleich WMRA-World-Cup. Oder im Vorjahr, als dem in Ramsau bei Berchtesgaden beheimateten in neuer Rekordzeit die Watzmann-Überschreitung über 23 km und 2300 Höhenmeter im zum Teil hochalpinen Gelände in der Rekordzeit von 2:47 Stunden gelang.

Nunmehr seit 10 Jahren gehört Toni zur Weltspitze im Skibergsteigen, nach zahlreichen Erfolgen in den Nachwuchs-Kategorien startete er 2015 als WM-Zweiter im Vertical Race und vor allem 2017 als WM-Zweiter im Sprint und WM-Dritter Individual mächtig durch. Zum Ende des Jahres jedoch wartete das BORA – hansgrohe-Radteam mit einer sensationell anmutenden Meldung auf, dass man dem 27jährigen Quereinsteiger Anton Palzer einen Profi-Vertrag gegeben habe.

„Radprofi – das war lange nur ein Gedanke im Hinterkopf. Ein kleiner Traum, der unerreichbar und fernab meiner Möglichkeiten zu sein schien“, schreibt Toni auf der Website von BORA – hansgrohe. Und weiter: „Die Entscheidung für eine neue sportliche Laufbahn ist erst während des Kontakts zu BORA – hansgrohe und durch die intensiven Gespräche mit dem Team gereift. Ralph Denk und Helmut Dollinger haben im Laufe dieses Jahres meinen kühnsten Träumen einen realen Nährboden verliehen. Dafür bin ich sehr dankbar!“ Nach Abschluss der Wintersaison 2020/21 als Skibergsteiger wird aus dem Wintersportler Anton Palzer ein Athlet mit dem Fokus auf die Frühjahrs- und Sommermonate.

„Aus sportlicher Sicht muss ich langsam in den Radsport hineinwachsen, eine gewisse Rennintelligenz entwickeln und im ersten Jahr auch mit der Herausforderung einer Doppelsaison (Winter und Sommer) umgehen. Meine Stärken liegen mit Sicherheit im Hochgebirge…  Ganz allgemein möchte ich mich als Athlet weiterentwickeln, meinen physiologischen Voraussetzungen ein neues Spielfeld eröffnen und auch ein Stück weit aufzeigen, dass es sich lohnt, an Träumen festzuhalten!“  Doch in den ersten Wochen des Jahres 2021 wird das Hauptaugenmerk seiner letzten Saison als Skibergsteiger gelten mit den Weltmeisterschaften der ISMF (International Ski Mountaineering Federation) und den World Cup-Rennen  wie Marmotta Trophy und Madonna di Campiglio.

Ralph Denk, der Team Manager des BORA – hansgrohe-teams, sieht durchaus Parallelen wie die Beispiele des früheren Skispringers Primoz Roglic oder des australischen Mittelstreckenläufers Dean Woods eindrücklich zeigen, die durch Scouts zum Radsport kamen. „Es mag nach einem gewagten Unterfangen aussehen, und ein gewisses Risiko ist sicher dabei, aber wir verfolgen Toni schon länger und sind von seinen körperlichen Voraussetzungen überzeugt!“ Und weiter zu seinen Aussichten: „Ich will nicht sagen, dass Toni in zwei Jahren um den Toursieg fahren wird. Aber wir sehen in ihm viel Potential, besonders was das Hochgebirge betrifft“.

Zunächst soll Toni Palzer nach den Vorstellungen des Team Managers in schwereren Eintagesrennen und bergigen Wochenrundfahrten eingesetzt werden. „Dort muss er lernen, wie Radsport funktioniert und vor allem auch Aufgaben fürs Team übernehmen. Wo die Reise dann hingeht, werden wir sehen, aber wir werden das Schritt für Schritt angehen!“

„Toni ist auf mich zugekommen mit der Frage, ob ich ihn nicht bei der Vorbereitung auf die WM im Skibergsteigen unterstützen kann“, so BORA – hansgrohe-Coach Helmut Dollinger auf der Website des prominenten Radsportteams. „Seit April 2020 arbeiten wir zusammen und es war schnell klar, dass einige seiner Werte wie z.B. seine VO2max schon außergewöhnlich sind

Im Sommer trainiert er ohnehin viel auf dem Rad, da haben wir uns dann die Daten im Detail angesehen… Das Potential ist da, aber die Daten sind nicht alles, man muss die PS auch auf die Straße bringen!“

Wilfried Raatz