Vom ersten Rennsteigrekordwanderer Max Raebel wurde bisher nur eine Portraitzeichnung gefunden. Foto: Hans-Georg Kremer
Tolle Leistung auf dem Rennsteig – Dr. Hans-Georg Kremer
Wie Gerd Dolge im Freien Wort berichtete hatte im Juli Marcus Clauder, der Gesamtleiter des GutsMuths-Rennsteiglaufs, zusammen mit Christian Vater den gesamten Rennsteig per Nordic Walking bewältigt.
Sie waren am Freitag in Blankenstein um 6 Uhr früh gestartet und Clauder hat das Ziel in Hörschel nach 39,5 Stunden Nonstop erreicht. Zwanzig Minuten nach ihm traf Christian Vater, der zu Clauders „Begleitformation“ gehörte, ein.
Dolge schreibt u. a. „Dem Langstreckenenthusiasten Marcus Clauder standen am Start in Blankenstein insgesamt fünf ebenfalls Langstrecken-begeisterte Mitstreiter zur Seite, von denen einige allerdings im Laufe des Nonstop- Nordic Walking-Marsches ausstiegen: Der Suhler Christopher Gellert in Neuhaus am Rennweg, Steffie Nowak in Neustadt/Rstg., Ingo Ziemke aus Ilmenau am Großen Dreiherrenstein und Heike Luck schließlich am Grenzadler.
An der Seite von Marcus Clauder blieb bis fast ins Ziel Christian Vater. Der 41-jährige Suhler Rennsteigläufer…musste allerdings auf dem letzten Streckenabschnitt, von der Hohen Sonne nach Hörschel, abreißen und Marcus Clauder allein ziehen lassen.“
Hätten sie alle gemeinsam das Ziel erreicht, dann wäre ihnen, auch unabhängig von der Zeit, ein neuer „Rennsteigweltrekord“ gelungen. Diesen hatten 1994 das Sextett mit Jürgen Anhöck, Hartwig Gauder, Wolfgang Knaust, Hans-Georg Kremer, Matthias Schulze und Frank Zühlke geschafft.
Die Rekordidee bestand darin, die gesamte Strecke gemeinsam zu absolvieren. Nach einem selbst gegebenen Regelwerk, das auch dem „Guinness-Rekordbuch“ vorlag, sollten sich die sechs Aspiranten nicht weiter als 100 Meter voneinander trennen und keiner durfte bis zum Schluss aussteigen. Es wurde durchgängig auf dem Original-Rennsteig gewalkt. Nordic Walking gab es damals noch nicht. Nach 168,3 Kilometer wurde eine Zeit von 37:21 Stunden gestoppt.
Der Eintrag ins Guinnessbuch erfolgte zwischen Kopfweitsprung und dem längsten Paar Laufski.
Für die Finanzierung, ca. 15.000,- €, hatte die Werbeagentur „macona“ aus Frankfurt/M. gesorgt. Der Hauptsponsor war Erdgas, weswegen als Untertitel „um das gelbe Band“ gewählt wurde. Ein Team von über 30 Helfern, vorwiegend Mediziner, Sportwissenschaftler und Betreuern des Institutes für Sportwissenschaft der Jenaer Uni mit Prof. Johanna Hübscher, Prof. Dieter Teipel und Prof. Hans-Alexander Thorhauer, Helfer fast aller Streckenorte des Rennsteiglaufs und des Organisationsteams um Volker Kittel sowie des USV mit Maik Masuhr und Gunda Kremer sorgten für einen reibungslosen Ablauf. An fast allen Verpflegungspunkten hatten die Helfer kleine „Volksfeste“ organisiert.
Versuche diesen Rekord zu brechen gab es schon mehrfach. Mindestens drei Versuche von Jenaer Sportstudenten scheiterten, weniger an der sportlichen Leistungsfähigkeit, sondern an der psychischen Belastung die das gemeinsame Überwinden der Strecke mit sich brachte. Dieses erfordert ein hohes Maß an Teamfähigkeit, muss doch jeder in der Lage und willens sein, sich in den anderen, besonders in Schwächephasen, hinein zu versetzen und entsprechend der Teamidee handeln.
In der Geschichte der Rennsteigrekorde gibt es nur ganz wenige Teamleistungen. Meistens wurde sie von Individualisten aufgestellt. Schon der erste Rekordhalter Max Raebel aus Eisenach, der 1913 den Rennsteig in 42 Stunden und 21 Minuten schaffte, war allein unterwegs. Nach seinen eigenen Mitteilungen an den Rennsteigverein, die unterzeichnet sind: „Max Raebel, Polarforscher“, vollzog sich der Gewaltmarsch, „…währenddessen nur 3 kg Gepäck mitgeführt, Kaffee und Bier gar nicht genossen, sondern nur von Cakes und roher kalter Milch gelebt wurde“ an zwei Tagen.
Dazwischen hatte er acht Stunden in Kahlert geschlafen. Den zweiten Rekordmarsch schaffte der Leipziger Louis Wolfram. Er brauchte 1929 42 Stunden und 30 Minuten bis Blankenstein.
Erst nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze taucht 1993 der nächste Rekordmarsch über den gesamten Rennsteig auf, als der Pößnecker Hans-Joachim Stoyan bewusst den Rekord von Max Raebel aus dem Jahre 1913 brechen wollte. Nach eingehender Prüfung des Marschberichtes und der Zeugenaussagen konnte der neue Rekord mit 28 Stunden und 18 Minuten anerkannt werden. 1994 erfolgte dann der schon erwähnte Rekordmarsch
Einen völlig neue Rekordidee kam aus dem gleichen „Innovationszentrum“ beim USV Jena als 1995 der erster Staffellauf von Blankenstein bis Hörschel über die gesamte Länge des Rennsteiges organisiert wurde. Über 50 Läuferinnen und Läufer des USV und einige Gäste starteten am 6. Mai um 4.00 Uhr in Blankenstein. Jeweils 3 bis 5 Starter wechselten sich nach Teilstrecken von 7-12 Kilometern ab, um gegen 20.00 Uhr Hörschel an der Werra zu erreichen.
Schon 1994 machte Dieter Rathmann aus Schmalkalden auf sich aufmerksam, als er parallel zum Sextett, sozusagen in Sichtweite beim Rennsteigweltrekord auf eigene Faust mitmarschierte. In der Folge absolvierte er mehrmals den Rennsteig allein, 1997 unter erschwerten Bedingungen, als er am 23. Dezember die erste Winterwanderung über den gesamten Rennsteig in 27:17 Stunden schaffte.
Zum Schluss soll noch auf zwei Rennsteigrekorde des USV aufmerksam gemacht werden, bei denen die „Team-Idee“ eine wichtige Rolle spielte. 1997 wurde der Rennsteigrekord „100 laufen 100“ aufgestellt. In 19 Stunden und 15 Minuten konnten 102 Männer und Frauen gemeinsam die Strecke von Blankenstein bis Schmiedefeld/Rstg. absolvieren.
1998 brauchten Sandra Weihs, Alexander Bartsch und Hans- Georg Kremer 19 Stunden und 57 Minuten für eine Roller-Rekordfahrt über den gesamten Rennsteig.
Dr. Hans-Georg Kremer in der Thüringische Landeszeitung vom 15. August 2018 Nr. 599
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