Corinna Schwab beim erneuten Titelgewinn - Foto: Kiefner-Foto
Starke Telis-Bilanz und Schwab-Gold bei DM 2020 in Braunschweig – LG Telis Finanz Regensburg
Braunschweig, 10. August 2020 (orv) – „Wäre Corona nicht gewesen, am Sonntag hätte die Welt nachTokio geblickt, zum Schlusstag der Olympischen Sommerspiele. Stattdessen waren die Leichtathleten aber froh, mit den deutschen Meisterschaften in Braunschweig wenigstens einen nationalen Höhepunkt über die Bühne zu kriegen.
Zwar in seltsamer Stimmung, weil ohne Zuschauer, aber immerhin“, schreibt die Mittelbayerische Zeitung über die Deutschen Leichtathletik Meisterschaften unter bekannt besonderen Vorzeichen. Auch 15 Regensburger vom SWC Regensburg und der LG Telis Finanz waren dabei, zwölf von den „Blauen“, drei von den „Roten“.
Und auch diesmal wieder mischte gut eine Handvoll ganz vorne mit. Telis-Teamchef Kurt Ring hatte mit drei Plaketten gerechnet – und lag damit genau richtig. „Atmosphärisch ist das in der Hitze des Hochsommers so dahingeplätschert“, urteilte Ring. „Es war alles fürs Fernsehen hergerichtet und kam dort sicher auch ganz anders rüber als im menschenleeren Stadion.“ Für das Regensburger Highlight sorgte natürlich 400m Läuferin Corinna Schwab (LG Telis Finanz), die sich nach ihrem ersten Coup in der Halle, diesmal ganz schön strecken musste und mit dem neuen bayerischen Rekord 51,75sec nun auch im Sommer den Titel holte, dabei 2020 weiterhin ungeschlagen bleibt und diese Aufgabe letztendlich trotz der am Ende stark aufkommenden Karoilna Pahlitzsch (LG Nord Berlin/51,88sec) souverän erledigte.
Bronzemedaillen gingen an die Telis-Langstreckler. Oldie Florian Orth verblüffte die Konkurrenz mit einem überfallarigen Antritt siebenhundert Meter vor dem Ziel, den nur Meister Mohamed Muhamed (LG Olympia Dortmund) und Silbermedaillengewinner Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) bei hitzegeschädigten Endleistungen parieren konnten. Meni Mayer gelang das Kunststück mit einer konsequenten Temposteigerung über die ganze Distanz.
Nur die haushohe Favoritin Alina Reh (SSV Ulm) war ihr nach dem ersten Kilometer erwartungsgemäß entwischt und nur der Zweiten, Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin), gelang es, praktisch fünf Meter vor dem Ziel, Mayers aufopferungsvolle Kärnerarbeit mit einem gelungenen Finish für sich noch auszunützen.
„Es ging mir hauptsächlich um den Sieg, aber diese Zeit ist das i-Tüpfelchen für mich. Darüber freue ich mich riesig. Das ist eine gute Steigerung“, freute sich Schwab im Interview bei leichtathletik.de. Ihr Finale war indessen auch eins der ganz großen Highlights der beiden Meisterschaftstage. Allein über die Stadionrunde der Frauen gab es fünf neue persönliche Bestleistungen, darunter auch eine für Schwabs Teamkollegin Mona Mayer, der deutschen Jugendhallenmeisterin, die als Siebte nach 53,49sec im Vorlauf im Finale dann mit 53,42sec noch ein bisschen schneller war. Haarscharf an der Medaille dran war Amelie-Sophie Lederer (LG Telis Finanz), der im 100m Finale am Ende mit 11,43sec auf Platz fünf nur drei Hundertstel zu Bronze fehlten. „Immer wieder nur Vierter, und das nun schon zum vierten Mal hintereinander“, stöhnte Telis Hindernis-Mann Konstantin Wedel, nachdem im Ziel nach bravourösem Kampf und einem mutigen Vorstoß nach tausend Metern, am Ende wieder drei andere vor ihm lagen und natürlich auch die Zeit in einem verzinkten Taktikrennen kein Trostpflästerchen sein konnte.
Simon Boch und Florian Orth im 5.000m Rennen – Foto: Kiefner-Foto
„700 Meter vor dem Ziel ist eine untypische Stelle. Da konnte ich so manch höher eingeschätzten Gegner schon vorzeitig den Zahn ziehen“, fasste der inzwischen praktizierende Zahnarzt Florian Orth ein wieder mal feines Kabinettstückchen seiner ohnehin bekannten taktischen Stärke treffend zusammen. Eigentlich wollte der Regensburger schon fast nicht antreten. „40 Grad auf der Kunststoffbabn sind auch für austrainierte Leistungssportler vom gesundheitlichen Standpunkt nicht mehr vertretbar“, ließ er schon am Vormittag des Renntages verlauten und informierte darüber auch die DLV-Gremien. Reaktion darauf hat er keine erhalten. Opfer dieser Bedingungen wurde dann auch Orths Teamkollege Simon Boch als Siebter, der Heuschnupfen geplagt nicht ins Rennen kam und – als es zur Sache ging – nicht mehr wie gewohnt moblisieren konnte.
„Er sollte sich nicht grämen. Wer im pollenfreien März überlegen Deutscher Crossmeister wird, zuvor schon eine 28:30 über die 10km und eine 1:02:30 im Halbmarathon abliefert, dies Anfang Juli mit der gleichen 10.000m Zeit auf der Bahn und feinen 7:56 über 3.000m garniert, sollte dieses 5.000m Rennen möglichst schnell abhaken, sich den Mund abwischen und nach der Saisonpause wieder zu neuen Zielen aufbrechen“, sagte dazu sein langjähriger Coach Kurt Ring. Teamkollege Dominik Notz konnte sich als Achter ebenso unter estremen Verältnissen mehr als achtbar aus der Affäre ziehen.
Meni Mayer gewinnt Bronze über 5.000m – Foto: Kiefner-Foto
Mag es eine kleine Unaufmersamkeit in der Startphase oder vielleicht die Unerfahrenheit in solch vertrackten Meisterschaftsrennen gewesen sein, Tatsache war, als die Läuferinnen des 5.000m Feldes nach der ersten Kurve auf die Innenbahn einschwenkten, lag Meni Mayer urplötzlich in Führung, weil auch die haushohe Favoritin Alina Reh anscheindend zu Beginn nichts für das Tempo tun wollte. Die dadurch sehr knifflige Aufgabe der Regensburgerin für die „Eroberung“ einer Medaille wurde dadurch sicher nicht leichter. Sie löste sie auf ihre Weise mit einer ständigen Steigerung des Grundtempos. Dass am Ende Alina Reh nach einem Vorstoß zum einsamen Titelrennen blies, war durchaus eingeplant. Aber auch die Tatsache, dass die Berlinerin Schöneborn von der Hinterhand kommernd fünf Meter vor dem Ziel das Blatt um Silber für sich nutzte, mag im ersten Moment enttäuschend gewesen sein, im zweiten aber nicht schmälern, dass sich die Deutsche Crossmeisterin des Frühjahrs im Braunschweiger Sommer überaus gut verkauft hatte. „Nach dieser mit Bestleistungen und tollen Rennen bestückten Kurzsaison kann ich als Teamchef vor Meni nur den Hut ziehen.
Sie hat nicht Silber verloren, sie hat durch ihren mutigen Auftritt Bronze gewonnen“, lobte Teamchef Kurt Ring seine von Ehemann Christian Mayer vorzüglich betreute derzeitige Vorzeigeläuferin. Teamkollegin Svenja Ojstersek als Vierzehnte und schon tags davor ihr männlicher Kollege Tim Ramdane Cherif als 15er waren wohl etwas unter Wert laufend Opfer der Hitzebedingungen. Langsprinter Samuel Werdecker (LG Telis Finanz) als Vorlauf-Zwölfter verfehlte trotz Saisonbestleistung von 47,74sec das Finale ebenso wie Amelie-Sophie Lederer über 200m den Finaleinzug.
Isabel Mayer und Anna-Lena Obermeier freuen sich über gelungene DM-Auftritte – Foto: Kiefner-Foto
„Das war heuer gar nichts. Ich bin einfach nicht mehr in Form gekommen. Nächste Saison werde ich wieder anpacken“, kommentierte der dreimalige 800m Meister Benedikt Huber seinen etwas kraftlosen Auftritt als Siebter auf den zwei Stadionrunden.
Für beiden Schützlinge von SWC-Trainer Stefan Wimmer lief es dagegen recht gut. Platz sechs für Isabel Mayer im Hürdenfinale und Platz acht für Anna-Lena Obermeier im Hochsprung sind durchaus vorzeigbare Ergebnisse für an sich gelernte Mehrkämperinnen im Konzert der Spezialistinnen. Deren Teamkollegin Nancy Randig verfehlte das Hammerwurf-Finale als Neunte nur denkbar knapp.
Quelle: LG Telis Finanz Regensburg – (orv)
RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer
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