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24
05
2020

Sport im Park - Symbolbild - Foto: Horst Milde

„Sport im Park“? Schlagabtausch – Ein Zukunftsmodell für den organisierten Sport? SPORT BERLIN

By GRR 0

Kleine Vereine können keine, meist ehrenamtliche Trainerzeiten bereitstellen. Und gerade die bräuchten wahrscheinlich neue Mitglieder, und nicht die „Riesen-Vereine“,die teilweise sogar schon einen Aufnahmestopp haben.

Gudrun Seeliger –  Foto: Juergen Engler

CONTRA

Bei schlechtem Wetter steht der Trainer vielleicht allein oder mit 2 Leuten da? Was ist mit sanitären Einrichtungen (gerade ältere Menschen brauchen das) und Umkleidemöglichkeiten. Wer bei Regen mitmacht und dann evtl. einen längeren Heimweg hat, möchte sich nicht unbedingt nass auf den Heimweg machen.

Für Mannschaftssportarten nahezu unmöglich im Park zu spielen.

Sportler, die im Park betreut werden und völlig freiwillig mal teilnehmen, mal nicht, werden in keinen kostenpflichtigen Verein eintreten. Wir haben dann eine Situation wie auf dem Tempelhofer Feld.

Die Argumente der Inklusion und Integration sind im Verein überhaupt kein Thema, es ist hier schon immer selbstverständlich. Auch gibt es für ältere Spieler z.B. bei Hockey schon immer Mannschaften bis zu einer Ü75. Aber gerade bei der Integration von z.B. Flüchtlingen ist das für einen gemeinnützigen Verein nicht so ohne weiteres möglich, Bewerber beitragsfrei aufzunehmen. Wer riskiert schon gerne seine Gemeinnützigkeit? Man muss immer einen „Umweg“ suchen, der den Bestimmungen entspricht.

Das Risiko der Lärmbelästigung von Anwohnern ist sehr groß. Es fällt dann aber auf den Sport zurück. Die gestörten Anwohner werden nicht unterscheiden ob der Lärm aus dem Park oder von einem Sportplatz kommt. Die Lärmfront wird größer und verhärteter. Wir haben wegen der Lärmbelästigung schon Auflagen durch das BA, dass wir unsere Fans am Jubeln hindern sollen. Viele Vereine sind schon gezwungen, Mittagsruhen einzuhalten, was vor allem den normalen Spielbetrieb sehr stört.

Und schon direkt im Park werden Spaziergänger nicht sehr erfreut sein, wenn ihnen ein Ball oder ähnliches um die Ohren (zwischen die Beine) fliegt. Wir dürfen nicht einmal zum Warmmachen auf dem Hockeyplatz Fußball spielen, wo nur Sportler auf dem Platz sind und keine Passanten.

„Nutzer der Angebote werden nicht zwangsläufig Vereinsmitglieder“

Ich kann als Hockeyverein keine Menschen mit Behinderung in eine normale Mannschaft integrieren. Es gibt im Hockey einige Behinderten Mannschaften, aber die spielen nur untereinander.

Das Schmutzproblem fällt dann auch auf den Sport (alle) zurück. Auch müsste der Park für den Sport hergerichtet werden. Es müssten Hundekot und Scherben entfernt werden.

PRO

Von Elke Duda, Vorstand des TSV Berlin-Wittenau 1896

Vielleicht nennt man uns Frischluftfanatiker, vielleicht auch Naturliebhaber? Vielleicht denkt der eine oder andere: „Was machen die denn da?“ Immer wieder bleiben Passanten stehen, sehen zu und sind beim nächsten Training mit Eifer dabei.

Es gibt die wunderbaren Momente, in denen uns die Sonne anblinzelt, während wir im Yoga den Baum formen. Es kommen aber auch die Tage, an denen wir beim crossfit-Training gegen den Nieselregen kämpfen. Nach drei Jahren „Sport im Park“ bestätigen wir: Alles hat seinen Reiz.

Die Hallenkapazitäten sind in Reinickendorf ausgeschöpft. Unsere Sportgruppen sind voll, die Nachfrage jedoch groß. Wir wollen den Verein weiterentwickeln. Deshalb haben wir die Chancen des Projekts genutzt, um einen Outdoor-Bereich im TSV zu installieren. Wir starteten 2017 mit 30 Angeboten an drei Standorten und erreichten von Frühjahr bis Herbst 4.804 Teilnahmen. Wir haben gelernt, im Sommer Angebote zu platzieren, die wir auch im Winter fortführen können. Somit gelingt es uns, durchschnittlich 50 neue Mitglieder pro Jahr zu gewinnen. Ja, der Aufwand ist erheblich, aber der Imagegewinn für den Verein auch.

Wir werden anders wahrgenommen, keine Sporthallen-Mauer trennt uns von Interessenten. Die Hemmschwelle, seinen Schweinehund zu überwinden, sinkt. Wir sind sozusagen direkt vor der Haustür verbindlich zu finden. Wir machen auch auf andere Angebote des Vereins aufmerksam und steigern somit unseren Bekanntheitsgrad.

Zwei Teilnehmer waren so begeistert, dass sie heute mit erworbener C-Lizenz das „Sport im Park-Programm“ leiten. Wir hören oft: „Ich wusste gar nicht, das Sport Spaß machen kann. Ich habe seit meiner Schulzeit nie wieder an Sport gedacht.“ Martina – heute 10 kg leichter – sagte neulich: „Ich bin so dankbar. Wie kann ich den Verein ehrenamtlich unterstützen.“ Bei unserem  St. Martins-Umzug  im letzten Jahr standen 25 „Sport im Park“-Mitglieder als Helfer bereit, um die Strecke für 800 Kinder zu sichern. Hey, da haben wir doch alles richtig gemacht.

„50 neue Mitglieder pro Jahr – Das spricht für sich“

In Reinickendorf haben wir in Zusammenarbeit mit dem Sportamt und dem Grünflächenamt von Anfang an, Regeln  für die Nutzung festgelegt und mögliche Parkflächen diskutiert. Wir freuen uns über regelmäßig gemähte Wiesen und die Mitnutzung von Containern des Grünflächenamts zur Lagerung unserer Materialien.

In diesem Jahr werden wir unter anderem mit Flagfootball, Jugger und Parkour  wieder ein spannendes Angebot haben.

Vorausgesetzt, wir erhalten erneut Projektmittel vom Senat.

Quelle: SPORT BERLIN – 2/2020

 

 

 

 

author: GRR