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15
02
2018
Alternativtext

Jonas-Lehmann-auf-dem-Weg-zum-Seriensieg. Foto: Wilfried Raatz

Souveräne Seriensiege für Jonas Lehmann und Lena Berg – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Auch wenn es Jan-Lukas Becker noch einmal spannend zu machten versuchte: Der Seriensieg geht mit fast zwei Minuten Vorsprung an das Berglauf-Ass Jonas Lehmann –

Lena Bergs einfache Rechnung: Drei Einzelsiege = Gesamtsieg – Starke Bilanz bei der 36. Winterlaufserie des TV Rheinzabern mit insgesamt 3143 Finisher

Einer der traditionsreichsten Winterlaufserien findet in Rheinzabern im Südwesten Deutschlands statt. Im Gegensatz zu anderen Laufserien im Winter wird keineswegs eine Standardstrecke drei- oder viermal im Monatsabstand gelaufen, sondern unterschiedliche Streckenlängen.

Einstmals machten Lauflegende Manfred Steffny und Ernst van Aaken dabei eine einfache Rechnung auf: Man nehme die Resultate der drei Serienläufe der Rheinzaberner Winterlaufserie über 10 km, 15 km und 20 km und erhalte die mögliche Marathonzeit im Frühjahr. Das hieße für die Seriensieger 2017/ 2018 eine Endzeit von 2:22:00 bzw. 2:43:35 Stunden.

Das würden sowohl für Jonas Lehmann als auch für Lena Berg umgehend unterschreiben. „Ich werde auf der nicht einfach zu laufenden Strecke beim Deutschen Weinstraße-Marathon starten, deshalb wäre für mich eine Endzeit unter 2:30 top!“ so der eigentliche Berglaufspezialist, der sich mehr und mehr auch auf der Straße einen Namen machen kann.

„Eine 2:44 wäre natürlich toll, aber mit einer 50 bis 60 Stunden-Woche kannst du einfach nicht diese Umfänge laufen, die für eine derartige Zeit nötig wären! Deshalb bleibe ich zunächst weiter auf den kürzeren Distanzen“ gestand die 30jährige Heidelberger Neurologin.

Doch das ist Zukunftsmusik, sicherlich auch zu einem gewissen Teil „graue Theorie“, denn ohne Fleiß (sprich Trainings-Kilometer) keinen Preis – und dieser wäre eine Endzeit in dem jeweiligen Zeitfenster. Insgesamt beendeten 412 Läufer diesen läuferischen Dreikampf zwischen Dezember und Februar, ein kleines Plus gegenüber dem Vorjahr. Total liefen bei der 36. Auflage der Winterlaufserie 2016/2017 des TV Rheinzabern 3143 Läufer über die Ziellinie, im Schnitt also 1047 pro Lauftag.

„Eine klare Steigerung“ freute sich Daniel Hochmuth. Der Organisationschef verhehlt allerdings nicht, dass der Zuwachs zum Teil auf die erstmals im Januar und Februar integrierten 5 km- bzw 10 km-Einsteigerläufe geschuldet ist.

Die Gesamt-Beteiligung ist der eine Teil der Winter-Leistungsüberprüfung in der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Das Einzugsgebiet reicht dabei weit über die Pfalz hinaus, ein Großteil kommt aus dem laufbegeisterten Karlsruhe und dem Nordbadischen, aber auch aus dem Württembergischen und weiteren Anrainern sowie aus dem nahen Elsaß. Der andere Teil ist die leistungsorientierte Standortbestimmung – und diese hängt natürlich von den Witterungsbedingungen in den Wintermonaten ab.

Die 36. Auflage kann sich über gutes Laufwetter keineswegs beklagen, so gab es beim finalen 20 km-Lauf leichte Plusgrade um 3°, hier und da leichte Schneeflocken, aber ein zum Teil kräftig blasender Wind. Absolut gesehen steht in der Leistungsüberprüfung der 10 km-Streckenrekord von Clemens Bleistein, der im Dezember mit 29:53 Minuten den zwei Jahre alten Rekord von Simon Stützel (30:04) verbessern konnte, obenan. Selbst die starken 46:24 von Sebastian Reinwand über die 15 km-Strecke bedeuteten Anfang Januar keine neue Bestmarke, diese hält seit 2006 der Ukrainer Ivan Babarika mit 46:01 Minuten.

Unerreicht sind die Zeiten einer Manuela Zipse, die 1999 gleich auf allen Strecken scheinbar unantastbare Zeiten vorlegte. Drei Minuten blieb der letztlich souveräne Seriensieger Jonas Lehmann über der Bestmarke von Habtom Weldu, der 2016 auf eine Gesamtzeit von 2:18:49 kam. Gleich acht Minuten lief Lena Berg bei ihrem überzeugenden Hattrick 2017/18 über der Bestmarke von Manuela Zipse, die 1999 den Spitzenwert von 2:35:34 vorlegte.

Lassen wir die sicherlich (auch) notwendigen Vergleiche – und betrachten die durchaus spannenden Entscheidungen um die Tages- und Seriensiege. Jan-Lukas Becker, nach 10 km und 15 km auf Rang drei platziert, wollte mit einem Generalangriff auf die vor ihm rangierenden Jonas Lehmann (1:17:23) und Martin Diebold (1:18:27) attackieren. „Zumindest Rang zwei ist möglich“, so der Seriensieger 2014), „denn es sind nur 36 Sekunden! Zu verlieren hatte ich ja nichts, denn der dritte Rang war für mich ziemlich klar!“

Aus einer Dreiergruppe mit Jonas Lehmann und Martin Diebold riss der für die LG Region Karlsruhe startende 24jährige mit Mut zum Risiko aus, konnte aber nicht mehr als 80 Meter Sprung bei km 8 herauslaufen. Dabei blieb es zumindest im Vergleich zu Jonas, während Martin keinen guten Tag erwischte und hier schon deutlich zurücklag. Nach 17 km jedoch war es geschehen: Der Heltersberger Berglaufspezialist war aufgelaufen und sogleich auch in Führung gegangen – und somit auf dem Weg zum überzeugenden Gesamtsieg.

„Ich war vor dem Start schon etwas nervös“, gestand Jonas Lehmann sichtlich erleichtert über den letztlich doch sicheren Tagessieg in 1:04:38 Stunden vor Jan-Lukas Becker (1:04:49). „Jan-Lukas lief zwar früh etwas weg, aber richtig schnell war es nicht. Dazu war der Wind auch zu stark!“ Schon in zwei Wochen wird man den Heltersberger im angestammten Terrain zunächst wiederfinden, wenn in Steinbach am Donnersberg der Pfälzer Berglaufpokal 2018 gestartet wird – mit dem inzwischen sechsfachen Gesamtsieger Jonas Lehmann.

Hinter Jan-Lukas Becker überraschte dessen Karlsruher Trainingskollege Jasper Püschel bei seinem ersten Start in diesem Winter in Rheinzabern. „Ich brauche ein Break in der Klausurenphase“, gestand der 21jährige aus dem hessischen Flörsheim, den aus Studiengründen ins Nordbadische gezogen hatte. Der angehende Wirtschaftsingenieur möchte nach einer anhaltenden Verletzungsmisere 2018 einen Neustart wagen

Dahinter folgten praktisch im großen Minutentakt Isaac Kibrom (1:06:22), Marius Meyfarth (1:08:38) und Sebastian Pieczarek (1:09:37) auf den Plätzen, bevor die Karlsruher Christoph Hakenes (LSG), Karsten Müller und Lukas Bittigkoffer (beide LG Region) innerhalb von nur drei Sekunden noch unter die 1:10-Stunden-Marke spurteten.

Abgeschlagen als Zehnter mit dem Lemminge-Läufer Martin Diebold ein weiterer KA-Läufer, seine 1:10:03 Stunden reichten allerdings für Rang drei der Gesamtwertung in 2:28:30 hinter Jonas Lehmann (2:22:00) und Jan-Lukas Becker (2:23:52). Hinter dem Mannheimer Marius Meyfarth gleich vier Serien-Kategoriensieger mit Sebastian Pieczarek (M30), Christoph Harkenes (M45), Patrick Hilpert (M35) und ‚Sebastian Grotelch (M40) auf den Plätzen 5 bis 8.

„Eine bessere Endzeit wäre möglich gewesen, doch ich musste ein Großteil der Strecke alleine laufen“, zeigte sich Lena Berg zunächst etwas unzufrieden – doch wenig später überwiegte die Freude über den Hattrick mit den drei Tageserfolgen über 10 km (25:24), 15 km (54:12) und 20 km (1:13:59) und dem Gesamtsieg, der mit 2:43:35 Stunden und satten zehn (!) Minuten Vorsprung vor den beiden Karlsruher LG-Läuferinnen Sophia Kaiser (2:53:47) und Johanna Flacke (2:54:25) gewann.

Drei-Tagessiege-und-in-logischer-Konsequenz-auch-Gesamtsieg-für-Lena-Berg
Foto: Wilfried Raatz

Alleine die viertplatzierte Marika Bernhard blieb als W45-Erste mit 2:58:46 noch knapp unter der Drei-Stunden-Marke, die Tamara Walter (VfL Ostelsheim) mit 3:00:19 knapp verpasste.

„Für meine Psyche war es heute natürlich wichtig, gegen den Wind alleine zu kämpfen. Klar hätte ich gerne einige Männer um mich herum, doch die waren entweder schneller oder letztlich langsamer als ich!“ gab Lena Berg einen Einblick in den stillen Kampf einer überragenden Seriensiegerin. Die zumeist alleine trainierende Heidelbergerin möchte sich vor allem auf der Halbmarathon-Distanz verbessern. Schon alleine deshalb sind die 1:13:59 ein erster Fingerzeig, wohin die Reise für die 30jährige Ärztin gehen wird. Die Stationen Frankfurt oder Kandel im März, Hannover und Heidelberg im April sollten schon weiteren Aufschluss über die (Halbmarathon-)Formkurve von Lena Berg geben können.

Überraschend schnappte sich Sophia Kaiser den an sich bereits für Johanna Flacke zementierten zweiten Rang noch weg, denn vor dem finalen 20 km-Lauf betrug ihr Rückstand 3:30 Minuten. Doch die 19jährige, im Dezember DLV-Starterin bei den Cross-Europameisterschaften in Samorin, gestattete sich eine Woche vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, wo sie über 1500 m gemeldet ist, eher einen ambitionierten Trainingslauf. Im Schlepp von „Edelpacer“ Frederik Unewisse, der sich nach dem Frankfurt-Marathon eher im Krankenstand als im leistungsbezogenen Training befand, machte Sophia Kaiser Sekunde um Sekunde auf ihre Teamkollegin bei der LG Region Karlsruhe wett und lag in der Endabrechnung knapp voraus.

Bleibt noch ein Blick auf den Einsteigerlauf über 10 km, den so etablierte Athleten wie Steffen Ulmrich und Natalie Wangler für sich in guten Endzeiten sicherten. Der U20-Athlet der MTG Mannheim, im Dezember noch Starter bei den Cross-Europameisterschaften, bog als Erster von der Jockgrimer Straße ins Ziel nach 32:29 Minuten.

Als Sechste freute sich die eigentliche Marathonläuferin Natalie aus Gengenbach über den Quantensprung auf 35:54 Minuten, womit sie ihre Bestzeit um eine Minute steigern konnte.

 

 

author: GRR

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