Karsten Warholm (NOR) - 2018 Rome Diamond League Rome, Italy May 31, 2018 Photo: Victah Sailer 111@aol.com www.photorun.NET #run.photo
Sorgen bei Oslos Sportmanagern: Norwegens Überlegenheit kann den internationalen Sport schwächen – Von KLAUS BLUME
Bei aller Freude über die norwegischen Erfolge beim Weltcup-Finale der Biathleten am Wochenende im schwedischen Östersund – die Sorge darüber überwiegt – nicht nur in Oslo.
„Denn eine zu große norwegische Dominanz wird die jeweilige Sportart auf Dauer international schwächen“, befürchtet Tore Övrebö, der Chef des norwegischen Spitzensportzentrums. Wobei er keinesfalls nur Skisport und Biathlon meint.
Denn Norwegen ist schon lange keine reine Wintersportnation mehr. Schach-Genie Magnus Carlsen beherrscht seine Szene nicht nur sportlich, sondern – international – auch organisatorisch und damit finanziell. Der für Borussia Dortmund spielende Erling Haarland gilt der spanischen Sportzeitung „Marca“ als „wahrscheinlich spannendster Mittelstürmer Europas.“
In der Leichtathletik sorgen nicht nur der Mittelstreckler Jakob Ingebrigtsten und Hürden-Star Karsten Warhol für Aufsehen. Alexander Kristoff wiederum gehört seit Jahr und Tag zu den erfolgreichsten Rad-Profis der Welt.
„Das Geheimnis dieser Erfolge heisst harte Arbeit“, sagt dazu Tore Övrebö, der Chef des norwegischen Spitzensports. In seinem Haus vor den Toren Oslos laufen die Fäden im norwegischen Leistungssport zusammen. Die Entstehung dieses Zentrums geht auf die Mitte der 1980er-Jahre zurück, als die norwegischen Olympiateams wiederholt unter den Erwartungen geblieben waren. In einem Land mit gerademal 5,3 Millionen Einwohnern sei nun mal nicht viel mehr möglich, hieß es allenthalben.
Was Övrebö, als einer der Wenigen, jedoch als Herausforderung begriff. „Ich weiß, dass niemand alleine gut sein wird. Und damit es mir besser geht, muss ich anderen helfen, besser zu werden. Ich stelle Anforderungen an die Praktizierenden und die Menschen um mich herum und sie stellen Anforderungen an mich. Gleichzeitig versuche ich, denen, die ihnen in Zukunft helfen werden, etwas zu geben, damit sie sich auch entwickeln“, überlegte Övrebö – und setzte seine Ideen in Tatsachen um. Bis heute mit Erfolg.
Was sich übrigens am Beispiel Biathlon hervorragend erklären lässt. Nichts überlässt man hier dem Zufall. Im nächsten Monat, im April, werden erneut 1000 Jugendliche zum alljährlichen Skifysterfestival zwischen Oslo und Bergen anreisen, um sich dort miteinander zu messen. Jeder von ihnen bekommt danach eine Urkunde, feierlich ausgehändigt von einem Olympiasieger oder einer Weltmeisterin.
Während es in Deutschland gerademal 400 Biathleten gibt, muss die Zahl der Jugendlichen, die am Skifysterfestival starten möchten, drastisch begrenzt werden. Das hat seinen Grund. Denn mehr als 90 Prozent der norwegischen Jugendlichen unter 18 Jahren sind Mitglieder eines Sportvereins. Und kaum jemand von ihnen springt später ab, und lässt den Sport Sport sein, wenn wenn er älter geworden ist.
Övrebö sagt:“ Denn sie haben ja gelernt, ihren Körper aufzubauen, ihre Emotionen zu disziplinieren und dabei eine Denkweise einzubauen, die jene Anforderungen erfüllt, die der jeweilige Sport an sie stellt, um der Beste zu sein.“ Das lasse sich auch ins normale Leben übertragen.
Vor allem aber gehe es dabei um die Kinder. Övrebö: „Unser Ziel ist es, so viele Kinder wie möglich zu Bewegung zu animieren. Und wer ambitioniert ist, hat die Chance, an die Spitze zu kommen.“
Gleichzeitig wird in den Vereinen und Verbänden darauf geachtet, junge Sportler auch schulisch und in der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Mit viel Engagement.