Blog
07
05
2018

Am Horizont taucht die Goldelse auf – für Nichtberliner – die Siegessäule. - Foto: Horst Milde

Sonntags in Berlin – Impressionen vom S25 am 6. Mai 2018 in Berlin von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Die S25 fährt wegen Bauarbeiten an diesem Sonntag nicht, dafür startet um 10 Uhr auf dem Olympischen Platz der S25. Das S steht nicht für S-Bahn, sondern für Sparkasse, dem neuen Sponsor des BIG25.

Am Start stehen nicht nur Läufer*innen der Berliner Sparkasse, die in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen feiert, sondern die ganze Republik ist vertreten, beim Warten auf den Startschuss erzählen uns drei Leute aus Schwaben, dass ihnen ihre Sparkasse alles bezahlt hat, vom Startgeld, der Übernachtung in der Jugendherberge bis zu den Fahrtkosten.

Das ist wohl übrigens bei jeder Sparkasse anders, ich plaudere noch mit etlichen S-Roten an diesem Berliner Lauftag.

14.300 Läufer*innen stehen am Start.

Die ersten vier Kilometer sind eine ziemliche Quälerei. Schnatternde Läufer*innen-Cliquen im Schneckentempo versperren die Laufstrecke und um in mein Tempo zu kommen, verfalle ich in einen hasenartigen Zick-Zack-Kurs. Hase gegen Schnecke! Doch bei km 4 drehen die 10-km-Läufer*innen nach rechts ab und dann läuft es viel besser.

Jedes Jahr wieder ein toller Anblick: Die Läufer*innenmenge, die sich die Bismarckstraße hinab zieht und Jedes Jahr wieder ein toller Anblick: Die Läufer*innenmenge, die sich die Bismarckstraße hinab zieht und am Horizont taucht die Goldelse auf – für Nichtberliner – die Siegessäule.

Das Teilnehmerfeld bei etwa 1 km nach Start – Foto: Horst Milde

Heute bei gut 20 Grad und blauem, vollkommen wolkenlosen Himmel, leuchtet das Gold der Nike besonders strahlend. Die Läufer*innen weichen auf der Straße des 17. Juni in den Schatten der Tiergartenbäume aus.

Da fällt es mir auf! Sonntags in Berlin, vor vier Wochen beim Berliner Halbmarathon, war es das gleiche Gefühl: Die sonst immer so dicht und laut befahrene Straße des 17. Juni ist vollkommen still!

Die Autos sind weg gesperrt, dank eines riesigen Aufgebotes an Polizei, Streckenposten und Absperrungen. Warum können wir nicht jeden Tag laufen und damit die lärmenden und stinkenden Autos aus der Stadt verbannen? Das gleiche Stille-Erlebnis genieße ich noch auf einigen weiteren Straßen, die ich sonst immer als laut und mit Autos verstopft erlebe: Leipziger Straße – Kantstraße – Reichsstraße.

Die Strecke des BIG-S25 ist immer wieder ein wunderbares Sightseeing durch Berlin.

Vor dem Hotel Adlon auf dem Pariser Platz stehen die Hotelboys mit Zylinder am Roten Teppich und versuchen ihre Hotelgäste durch die Läufer*innenmenge zu schicken.

Am Gendarmenmarkt liegen breit getretene Pferdeäpfel auf der Laufstrecke – Wien lässt grüßen – die Fiaker in Berlin mit den echten Pferdestärken hinterlassen auch so ihre Spuren.

An der Leipziger Straße steht am Museum für Kommunikation eine gelbe Telefonzelle – von früher!! – auf einem hohen schwarzen Steinpodest.

Im KaDeWe sind asiatische Wochen, der rudimentäre und frisch sanierte Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche hebt sich jetzt dunkel von dem neuen Hochhaus des Upper-West-Hotels mit seiner weißen Fassade ab.

Am Walter-Benjamin-Platz sprudelt der Springbrunnen und verbreitet angenehme Frische.

Die Kantgarage (Suchmaschine sagt: einzige erhaltene Berliner Hochgarage der Zwischenkriegszeit) auf der Kantstraße ist eingerüstet und wird saniert.

Am Amtsgerichtsplatz das ehemalige Toilettenhäuschen (Suchmaschine sagt: 1905 erbaut) im Schweizer Stil, das zur Crêperie umgebaut wurde, wollte ich schon lange mal besucht haben, genauso wie die Parfümerie kurz vorher, in der die Düfte wohl noch für die Kund*innen frisch zusammengestellt werden (Suchmaschine sagt: Harry Lehmann, seit 1926 Parfum nach Gewicht).

So vergehen 25 km, sonntags in Berlin, fast autofrei!

Die Laufgruppe Bernd Hübner vor dem Olympiastadion kurz v or dem Start – Foto: Bernd Hübner

Was gibt es noch über den heutigen Lauf festzuhalten? DANKE an die vielen Helfer*innen.

Die Laufbeutelbewacher*innen: Ihr seid immer bestens organisiert.

Die Wasserspender*innen: Es gab – anders als im letzten Jahr – an vier Stellen unterwegs reichlich Wasser.

Die Sanitäter*innen: Ihr hattet viel zu tun und nicht nur leichte Fälle, was ich so sehen konnte.

Die Polizist*innen: In Euren dunklen Uniformen mit den kugelsicheren Westen die Strecke sichern.

Die Streckenposten: Nicht alle Menschen freuen sich, wenn ihre gewohnten Wege von einer Läufer*innenmasse versperrt wird.

Meine Lauffreund*innen vom LT Bernd Hübner: Ihr wart mehr als ein Dutzend immer wieder an der Stecke, die uns angefeuert haben, toll!

Kurzum: Sonntags in Berlin – das LÄUFT!

Dr. Erdmute Nieke

 

 

 

 

author: GRR