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27
02
2019

Foto: BMI

Ski-WM in Seefeld 2019 – „Verdacht des gewerbsmäßigen Sportbetrugs“ – Doping-Skandal in Österreich – Festnahmen in Erfurt – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

ERFURT/Seefeld – Eine nordische Ski-WM ohne Doping-Skandal? Von wegen.

Am Mittwochvormittag verkündete das österreichische Bundeskriminalamt: „Im Rahmen von seit mehreren Monaten andauernden internationalen Ermittlungen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Sportbetruges sowie der Anwendung von unerlaubten Wirkstoffen und Methoden zu Dopingzwecken konnte eine in Deutschland ansässige kriminelle Organisation um den Sportmediziner Dr. Mark S. ausgeforscht werden.“

Der Sprecher weiter: „Diese aus Erfurt agierende kriminelle Gruppierung ist dringend verdächtig, seit Jahren Blutdoping an Spitzensportlern durchzuführen, um deren Leistung bei nationalen und internationalen Wettkämpfen zu steigern und dadurch illegale Einkünfte zu kumulieren.“

Blankes Entsetzen darauf in Erfurt.

Das Büro des amtierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke) antwortete der „Thüringer Allgemeinen“: „Das muss sofort geklärt werden. Denn das schadet dem Ansehen Thüringens in der ganzen Welt.“ 

Zuerst einmal schadet sich damit der Erfurter Allgemeinmediziner Dr. Mark Schmitt, 40, denn bei ihm und einem angeblich gleichaltrigen Komplicen handelt es sich um die Festgenommenen in Deutschland. Wobei Schmitt in der Sport-Betrugs-Branche seit vielen Jahren kein Unbekannter ist. Zuletzt trat er am 8. August 2013 öffentlich auf, als im Prozess gegen den deutschen Rad-Profi Stefan Schumacher verhandelt wurde. Schumachers dritter WM-Platz von 2007 wurde damals in Frage gestellt.

Seinerzeit gab Schmitt zu, als ehemaliger Mannschaftsarzt des nicht mehr existenten Teams Gerolsteiner, in dieser Eigenschaft mit den Fahrern offen über die Anwendung von Dopingmitteln gesprochen zu haben: „Es wurde im Team über jedes Mittel geredet. Auch über Synacthen“ (auch dieses Hormon steht auf der Liste der verbotenen Dopingmittel).

Schmitt war damals erst nach der Androhung eines Ordnungsgeldes zu Aussage gebracht worden, nach einer Anzeige des Heidelberger Dopingjägers Werner Franke. Als Verteidiger Schumachers trat seinerzeit der Heidelberger Anwalt Michael Lehner auf, derzeit neuer Kopf der umstrittenen Doping-Opfer-Hilfe (DOH).

Schon 2009 war Schmitt als ehemaliger Arzt der deutschen Rad-Mannschaft Milram auf der Tour de France 2008  ins Gerede gekommen, weil der seinerzeitige einstweilige österreichische Tour-Zweite von 2008, Bernhard Kohl, dem „Wiener Kurier“ haarklein erklärt hatte, wie sorgfältig Schmitt auf der Tour de France 2008 bei (verbotenen) Bluttransfusionen selbst Hand angelegt habe.

Verbindungen zum Wintersport? In seiner Zeit bei Gerolsteiner arbeitete Schmitt überaus eng mit Dr. Ernst Jacob zusammen, einst auch deutscher Olympiaarzt und Arzt des Deutschen Ski-Verbandes (DSV).

Die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) teilte derweil mit: „Die NADA begrüßt das Zusammenwirken der staatlichen Ermittlungsbehörden aus Österreich und Deutschland für den sauberen Sport. Es zeigt sich, dass das Anti-Doping-Gesetz wirkt. Die NADA unterstützt die Ermittlungen und geht allen Hinweisen aus den Untersuchungsergebnissen nach, die auf Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen auf sportrechtlicher Ebene hindeuten.“

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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