Kerstin Bertsch - Foto: Wilfried Raatz - wus-media
Simon Boch neuer Berglaufmeister 2019 – Regensburger Laufass kehrt in Breitungen zu den Wurzeln seiner Laufanfänge zurück – Wilfried Raatz berichtet
Konstantin Wedel sorgt für LG Telis Finanz-Doppelsieg – Kerstin Straub holt elf Jahre nach U20-Titel die Meisterschaft bei den Frauen – SG Wenden und ASC Darmstadt stärkste Teams bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften in Breitungen/ Werra
Eine Woche nach dem überragenden Auftritt der Läufergarde der LG Telis Finanz Regensburg bei den deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Siegburg setzten mit Simon Boch und Konstantin Wedel zwei Protagonisten aus Siegburg die Erfolgsserie auch am Berg fort.
Auf der bergauf-bergabführenden Strecke mit Start in Breitungen und Ziel auf dem Pless über 13,2 km und 785 (kumulierten) Höhenmeter gewann der aus der Berglauf affinen Schwarzwälder Laufgemeinde Unterkirnach stammende 10 km-Vizemeister Simon Boch die Herausforderung am Berg in 53:54 Minuten vor seinem Teamkollegen Konstantin Wedel (54:47) und dem Marathonspezialisten Marcel Bräutigam (GutsMuths Rennsteiglaufverein/ 55:43).
In Abwesenheit der gemeldeten Sarah Kistner gewann nicht ganz unerwartet Kerstin Bertsch elf Jahre nach ihrem U20-Titel ihre erste Einzelmeisterschaft bei den Frauen in 1:06:22 Stunden vor der eigentlichen Skilangläuferin Julia Belger (1:07:09) und der erst 16jährigen U20-Meisterin Jule Behrens (1:09:44).
„Ich bin zwar in der Jugend Berge gelaufen, bin aber Bahn- und Straßenläufer. Das ist mir am wichtigsten! Wie man heute aber sehen konnte, habe ich Talent am Berg“, gestand Simon Boch nach seinem überzeugenden Auftritt zum Pless.
Eine Woche nach seinem starken Auftritt in Siegburg, bei dem er dem neuen 10 km-Meister Amanal Petros mit 28:56 Minuten gerade einmal um zwei Sekunden unterlag, war der Start bei den Berglauf-Titelkämpfen eine Dreingabe, die er dem Regensburger Erfolgscoach Kurt Ring abgerungen hatten. „Just for fun“, wie er seine wohl er auf die Zukunft gemünzten Ambitionen beim Berglauf bezeichnete – legte aber zugleich mit klaren Vorstellungen nach:
„Ok, ich komme nicht her, um Dritter zu werden!“ Mit einem 2:45 km-Abschnitt, bergab versteht sich, setzte er schon froh den nötigen Abstand zu seinem Teamkollegen Konstantin Wedel, vor allem aber zu der nicht-bayerischen Konkurrenz mit Marc Schulze und Marcel Bräutigam, der nach seinem vierten WM-Platz über 50 km und Rang drei beim Kassel-Marathon in der Vorwoche erstaunlich fit regeneriert das Rennen bestritt.
Das Podium mit Simon Boch in der Mitte – Foto. Wilfried Raatz – wus-media
„Für mich war es wichtig, dass ich mir die Füße im Trailabschnitt nicht zerlege“, gestand Simon Boch, der sich gerne beim Darmstadt-Cross für die Cross-Europameisterschaften qualifizieren möchte. Wie auch Konstantin Wedel, der nach Rang drei im Vorjahr nun bereits Vizemeister wurde. „Nach dem Gesetz der Serie wäre ich dann nächstes Jahr dran“, folgerte er mit einem Schmunzeln.
Aber sieht auch mit etwas Brass die Nichtnominierungen in das DLV-Nationalteam für die Europameisterschaften in Zermatt und die Weltmeisterschaften in Argentinien. „Ich habe meine Interessen bekundet, zumal auch bekannt ist, dass ich bergab laufen kann. Leider gibt es hier keine objektiven Kriterien, die veröffentlichten Richtlinien werden ehedem nicht eingehalten!“
Der bislang vorrangig in der Pfalz im Berglauf erfolgreiche Tim Könnel holte sich hinter dem Dresdner Marc Schulze Rang fünf vor dessen Nationalmannschaftskollegen Marcel Krieghoff. Auf Position 15 lief mit Dominik Müller der U20-Titelverteidiger vom SSC Hanau-Rodenbach ein und sicherte sich mit diesem soliden Auftritt erneut die U20-Meisterschaft.
Einen weiteren Titel gab es für den SSC Hanau-Rodenbach – bei den Frauen! Die 31jährige Kerstin Bertsch, unter ihrem Mädchennamen Straub bereits 2008 Berglauf-Jugendmeisterin geworden, überraschte sich, ihren Mann Simon und die drei Kinder mit einer blitzsauberen Leistung und dem ersten Meistertitel bei den Frauen. „Auch wenn ich schon stark bergab laufen kann, ist mir Julia Belger auf dieser Passage nach vier Kilometern aufgelaufen, aber schon an der steilen Hirschwand konnte ich mich wieder absetzen. Und dabei ist es geblieben!“ freute sich Kerstin Bertsch, die sich nach dem Nichtantreten der als klare Favoritin genannten Sarah Kistner schon Hoffnungen auf eine Spitzenplatzierung machen konnte.
„Wegen der Erkrankung der Kinder konnte ich in der letzten Woche mein Marathontraining nicht wie geplant durchführen, das war vielleicht der Schlüssel zum Sieg“, freute sich Kerstin Bertsch über den unverhofften Titelgewinn. Auch wenn die Vorjahresmeisterin Lisa Oed wegen der Bergabpassagen nicht gemeldet hatte, blieb dank Kerstin Bertsch der Titel für ein weiteres Jahr beim SSC Hanau-Rodenbach.
Unter den Fittichen von Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder absolviert Julia Belger derzeit ein Trainingslager in Oberhof – und nutzte die räumliche Nähe zu Breitungen zur Nachmeldung und zum Start bei den Deutschen Berglauf-Meisterschaften. „Wir laufen so gut wie keine Berge, aber dafür viele Einheiten am Berg mit dem Skiroller“, gestand die 27jährige, die im DSV-Perspektivkader geführt wird und seit 2014 auch international bei Weltcuprennen im Skilanglauf unterwegs ist.
Vor zwei Jahren konnte Julia Belger übrigens schon einmal die Berglaufszene am Großen Arber aufmischen, als sie überraschend die Bronzemedaille gewann. „Wenn es passt, bin ich auch künftig wieder im Berglauf dabei!“
Als Dritte überraschte die erst 16jährige Jule Behrens. Im direkten Duell mit der favorisierten Antonia Niedermaier gelang dem Ausdauertalent des ASC Darmstadt ein großer Erfolg und neben Bronze bei den Frauen auch der Gewinn der U20-Meisterschaft.
Ihre guten Laufleistungen resultieren vorrangig aus einem polysportiven Training, denn trotz ihres Alters ist sie bereits eine wertvolle Stütze in der Triathlon-Bundesliga-Mannschaft des TuS Griesheim.
Jule Behrens legte mit dieser blitzsauberen Leistung aber auch den Grundstock zum Titelgewinn für den ASC Darmstadt (mit zudem Emma Waßmer und Simone Raatz) in 3:32:55 Stunden vor dem PTSV Rosenheim (3:37:26). Bei den Männern setzte sich die SG Wenden in 3:07:10 Stunden gegen den SC Ostheim/ Rhön (3:12:46) und dem SV Bergdorf-Höhn (3:15:35) durch.
Wilfried Raatz