Mo Farah in Brüssel Foto: Bank of America Chicago Marathon
Sifan Hassan und Mo Farah brechen Stunden-Weltrekorde in Brüssel 2020
Sifan Hassan und Mo Farah haben in Brüssel die Weltrekorde im Stundenlauf gebrochen. In dem selten gelaufenen Wettbewerb pulverisierte die 27-jährige Holländerin, die aus Äthiopien stammt, die bisherige Bestmarke mit einer Distanz von 18.930 Metern.
Damit lief sie binnen 60 Minuten gut 400 Meter weiter als die Äthiopierin Dire Tune, die 2008 in Ostrava 18.517 Meter zurückgelegt hatte. Zugleich fiel damit auch ein Uralt-Europarekord: Die Italienerin Silvana Cruciata war 1981 in Rom 18.084 Meter gelaufen.
Knapper war es im Rennen der Männer:
Hier erreichte der britische Olympiasieger über 5.000 und 10.000 m Mo Farah eine Distanz von 21.330 Metern. Damit übertraf er den 13 Jahre alten Weltrekord von Haile Gebrselassie um 45 Meter. Der äthiopische Superstar hatte 2007 in Ostrava eine Distanz von 21.285 Meter erreicht. Zweiter wurde Mo Farahs Trainingspartner Bashir Abdi (Belgien), der mit 21.322 Metern einen belgischen Rekord aufstellte. Platz drei ging an den Schweden Emil Millan de la Oliva. Mit 20.128 Metern stelle auch er einen Landesrekord auf.
Damit heißt nun nach 44 Jahren der Europarekordler nicht mehr Jos Hermens. Der Holländer, der seit Jahrzehnten als Athletenmanager tätig ist, war 1976 eine Strecke von 20.944 Metern gelaufen. Beim Diamond League-Meeting der Leichtathleten in Brüssel, das ohne Zuschauer im König Baudouin Stadion stattfand, herrschten am Freitagabend für die Lauf-Wettbewerbe sehr gute Wetterbedingungen.
In einem bis zum Schluss spannenden Rennen hatte sich die amtierende 1.500- und 10.000-m-Weltmeisterin Sifan Hassan erst in den letzten 30 Sekunden entscheidend von Brigid Kosgei absetzen können. Die Kenianerin, die im vergangenen Jahr den Marathon-Weltrekord auf 2:14:04 Stunden verbessert hatte, erreichte 18.904 Meter, wurde dann jedoch nachträglich disqualifiziert. Im letzten Viertel des Rennens war sie in der Kurve versehentlich auf die Innenbahn-Begrenzung getreten und geriet ins Straucheln. Brigid Kosgei, die das Rennen aus dem Training für den London-Marathon am 4. Oktober heraus lief, verlor durch dieses Missgeschick den Afrika-Rekord. Platz zwei belegte durch das Missgeschick von Kosgei die aus Kenia stammende und für Israel laufende Lonah Chemtai Salpeter mit 18.571 Metern. Auch sie blieb somit über der bisherigen Weltrekordmarke.
„In der ersten Hälfte des Rennens hatte ich Schwierigkeiten, denn ich fühlte mich vor dem Start nicht richtig wohl. Ich dachte, dass Brigid Kosgei gewinnen würde, aber dann lief es wieder besser für mich“, sagte Sifan Hassan, die am 17. Oktober bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Gdynia (Polen) laufen möchte und dort sicher zu den ganz großen Favoritinnen zählen wird.
Deutlich enger war die Jagd nach dem Weltrekord bei den Männern.
Nachdem der letzte Tempomacher nach gut 33 Minuten die Bahn verlassen hatte, lagen Mo Farah und Bashir Abdi haargenau auf Weltrekordkurs. Wenige Minuten vor dem Ende des Rennens verlor das Duo zunächst einige Sekunden, dann jedoch machten sie das Defizit wieder wett. Und gegen den Endspurt von Mo Farah hatte Bashir Abdi erwartungsgemäß keine Chance. Der Brite, der über die Bahn-Langstrecken eine Kette von Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewonnen hatte, stellte in Brüssel seinen ersten Weltrekord auf.
„Ich wusste, dass ich in sehr guter Form war nach dem Training der letzten sechs Wochen. Mein Ziel war, zusammen mit Bashir den Weltrekord zu brechen – darauf hatten wir hingearbeitet“, sagte Mo Farah. „Ungefähr zehn Runden vor Schluss wurde es hart für mich. Da war ich froh, dass Bashir die Führungsarbeit übernahm. Eine Minute vor Schluss fühlte ich mich dann wieder Stark. Ich habe an meine Schnelligkeit geglaubt und wusste, dass ich eine gute Chance haben würde, das Rennen zu gewinnen. Eine schnelle letzte Runde ist immer noch meine beste Taktik.“
„Da ich in Belgien lief, musste ich etwas außergewöhnliches leisten. Deswegen bin ich Mo Farah so lange gefolgt, bis ich tot war“, sagte Bashir Abdi. „Ich wusste, dass Mo am Ende schneller sein würde, deswegen ging ich in Führung und versuchte, einen Vorsprung herauszulaufen. Aber du kannst einen Mo Farah einfach nicht hinter dir lassen.“
Die dritte Rekordjagd des Abends scheiterte dagegen: Zum zweiten Mal binnen eines Monats verpasste Faith Kipyegon knapp den 1.000-m-Weltrekord. Diese Bestzeit hält die Russin Svetlana Masterkova, die 1996 in Brüssel 2:28,98 erreichte. Die kenianische 1.500-m-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin verlor am Freitagabend erst auf der Zielgerade leicht an Tempo und verpasste die Marke schließlich um knapp eine Sekunde.
Sie war nach 2:29,92 Minuten im Ziel und gewann mit großem Vorsprung vor Esther Guerrero (Spanien/2:35,64) und Lindsey Butterworth (Kanada/2:37,26). In Monte Carlo war Faith Kipyegon im August 2:29,15 Minuten gelaufen.