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2018

Eliud Kipchoge - 2018 Berlin Marathon Berlin, Germany September 16, 2018 Photo: Victah Sailer@PhotoRun

Sensation von Kipchoge: Der Lauf seines Lebens – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0
Ein Weltrekord wie für die Ewigkeit: Eliud Kipchoge bewältigt den Marathon in Berlin in 2:01:39 Stunden. Damit ist der Kenianer der erste Läufer, der unter einer schier magischen Marke bleibt.

2:01:39 Stunden – das ist die beeindruckendste Zahl des Marathon-Wochenendes von Berlin mit reichlich 44.000 Teilnehmern, ein Weltrekord wie für die Ewigkeit.

Eliud Kipchoge, der 33 Jahre alte Marathon-Olympiasieger aus Kenia, erweist sich mit dieser Zeit als Usain Bolt der Langstrecke. Mit dieser Bestzeit ist er in eine Dimension vorgedrungen, die niemand sonst erreichen zu können scheint und die viel mehr wert ist als die 90.000 Euro, die Kipchoge an Sieg- und Rekordprämie vom Veranstalter erhielt.

Um 1:18 Minuten unterbot er damit die bisherige, vier Jahre alte Bestmarke seines Landsmannes Dennis Kimetto.Seit er bei der Unternehmung „Breaking2“ seines Sponsors Nike auf dem Formel-1-Kurs von Monza im Windschatten einer Armada von Tempomachern im vergangenen Jahr die Schallmauer von zwei Stunden nur um 25 Sekunden verpasste, sind er und die Laufwelt davon überzeugt, dass Kipchoge der schnellste Marathonläufer der Welt und der Geschichte ist.

Seit Paul Tergat beim Berlin-Marathon 2003 den ersten offiziell anerkannten Weltrekord von 2:04:55 Stunden lief, ist dieser nun sechsmal verbessert worden – stets in Berlin.

Auch deshalb verzichten Läufer wie Haile Gebrselassie (2007 2:04:27 und 2008 2:03:59), Patrick Makau (2011 2:03:38), Wilson Kipsang (2013 2:03:23) und Kimetto (2014 2:02:57) auf die wesentlich höheren Antrittsgelder bei den Herbstmarathons von Chicago und New York. Auf der flachen und wenig kurvenreichen Strecke durch Berlin können sie ihren Marktwert nachhaltig steigern. Vielleicht liegen Bestzeiten in der Berliner Luft. Auch der Jamaikaner Bolt ist seine phantastischen Weltrekorde – 9,58 Sekunden über 100 Meter und 19,19 über 200 – in Berlin gelaufen, bei der Weltmeisterschaft 2009 im Olympiastadion.

„Ich bin dankbar“, sagte Kipchoge am Sonntag im Ziel am Brandenburger Tor, „dankbar, dass ich meinen Teil zu diesem Erfolg beitragen konnte.“ In der ihm eigenen Bescheidenheit dankte er seinem Trainer Patrick Sang, der ihn im Ziel erwartet hatte, seinem Team, seinem Sponsor und dem Veranstalter des Laufes. „Ich bin froh, dass ich den Rekord nicht zum dritten Mal verpasst habe“, fuhr er fort. „Ich war wirklich vorbereitet. Ich habe mir gesagt: Ich bin Eliud Kipchoge, und ich laufe mein eigenes Rennen.“

Vier Jahre lang waren die 2:02:57 Stunden von Kimetto die schier unerreichbare Orientierungsmarke des Marathons. Nun hat Kipchoge einen Rekord aufgestellt, der für lange Zeit unangreifbar sein dürfte.

Berlin-Marathon : Startschuss wird zum Schreckschuss

Der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller gab den Startsschuss und beachtete nicht den Sieger und Weltrekordler Ronalda da Costa (BRA) von 1998, der direkt neben ihm stand. Dieser kippte vor Schreck fast um! (Video entnommen)

Seit seinem Debüt beim Hamburg-Marathon 2013 (in 2:05:30) hat Kipchoge zehn seiner elf Läufe über die 42,195 Kilometer gewonnen – und bei seiner einzigen Niederlage, Platz zwei in Berlin im selben Jahr (2:04:05), hatten viele Zuschauer den Eindruck, Kipchoge habe sich zurückgehalten, um seinen Freund Kipsang nicht bei dessen Weltrekord zu stören. Kipsang wurde diesmal Dritter in 2:06:48 Stunden, 25 Sekunden hinter seinem Landsmann Amos Kipruto. Zweimal war Kipchoge seitdem in Berlin angetreten, um den Rekord Kimettos zu brechen – und hatte stets Pech. 2015 quollen schon auf den ersten Kilometern die Innensohlen aus seinen Schuhen, Kipchoge gewann das Rennen unter Schmerzen in 2:04 Stunden.

Das Rennen der Frauen gewann wie bereits 2017 und 2015 die Kenianerin Gladys Cherono. In 2:18:11 Stunden war sie so schnell wie noch keine Frau in Berlin; sie besiegte die Äthiopierinnen Ruti Aga (2:18:34) und Tirunesh Dibaba (2:18:55), dreimal Olympiasiegerin und fünfmal Weltmeisterin auf der Bahn.

Berlin ist der erste Marathon der Welt, bei dem drei Frauen 2:19 Stunden unterboten.

Kipchoge, der hellste Stern am Himmel des Marathons, zeigte am Ziel seiner Mühen einen seltenen Ausbruch von Stolz und Freude, als er mit erhobenen Zeigefingern über die Linie lief und nach dem Zerreißen des Zielbandes jubelnd über die Straße des 17. Juni seinem Trainer entgegen sprang. Der Mann, der mit Disziplin und langem Atem ein Millionenvermögen erlaufen hat, gilt als Muster der Bescheidenheit.

Er lebt praktisch in dem einfachen Trainingslager von Coach Sang in Kaptagat im Hochland Kenias.

Lediglich am Wochenende fährt Kipchoge nach Hause. Ansonsten teilt er sich ein Zimmer mit einem Trainingspartner, kocht, wenn er an der Reihe ist, und wischt auch schon mal die Toilette. Dabei soll es bleiben, mindestens bis Tokio 2020. Kipchoge will dort – was wohl? – einen historischen zweiten Olympiasieg.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag, dem 16.9.2018

Michael Reinsch

Korrespondent für Sport in Berlin.

Die Geschichte des BERLIN-MARATHON mit einem Youtube-Video:

https://www.youtube.com/watch?v=sEGve18Drf8

Berlin Marathon 2018 Stats: K Ken Nakamura

With 2:01:39, Kipchoge broke the WR by over a minute (1:18);  he took biggest chunk from the WR since Derek Clayton did,  when he broke Morio Shigematsu’s WR of 2:12:00 with 2:09:37 in 1967 Fukuoka Marathon.

Sum of men and women’s winning time in today’s Berlin marathon is 4:19:50 (2:01:39+2:18:11), by far the fastest in history  (second fastest is 4:22:48 in 2018 London Marathon

Tirunesh now has three sub-2:19 marathon; only Radcliffe has more (4)  Note: Keitany has two and nobody else has more than one.

Tirunesh Dibaba’s 2:18:55 is the best 3rd place time in history Tirunesh now has the best 2nd place time as well as best 3rd place time in history.

Top 10 performance average for Berlin Marathon is now 2:03:14,  nearly a minutes faster than the average for Dubai (2:04:13)

For women, top 10 average for Berlin Marathon is now 2:19:19, second only to London Marathon (2:18:17)

Gladys Cherono’s top 5 marathon average is now 2:20:26;  only Paula Radcliffe (2:18:04) and Catherine Nderba (2:20:11) has faster average.

2:08:11 broke the Berlin marathon course record by more than a minute;  Ruti Aga and Tirunesh also under the previous course record.

1:38:04 by Cherono is the fastest 30km split in Berlin

14:18 is the fastest 5km split between 15k to 20Km in history

1:12:24 is the fastest 25km split in history (save Monza race)

1:26:45 by Kipchoge is nearly 30 sec faster than fastest ever 30km split  (1:27:13 by Kipchoge 2016 London)

60:33 is the fastest closing last half marathon in history (in the fast marathon)

 

author: GRR