Lea Sprunger (COVA Nyon) - Foto: Victah Sailer
Schweizer Rekordteam reist mit Medaillenhoffnungen nach Torun
Die Rekordzahl von 23 Schweizer Athletinnen und Athleten nimmt zwischen Donnerstag und Sonntag an der Hallen-EM in Torun (POL) teil. Mehrere von ihnen dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf einen Spitzenplatz machen.
Die Schweizer Leichtathletik hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Jedes Jahr brillieren Schweizer Athletinnen und Athleten mit Medaillengewinnen an internationalen Meisterschaften sowohl bei den Aktiven als auch im Nachwuchs sowie mit Topleistungen an internationalen und nationalen Meetings.
Viele der Medaillengewinner an Nachwuchs-Titelkämpfen schaffen bald auch bei den «Grossen» den Anschluss und stehen damit sinnbildlich für den Aufschwung der Leichtathletik in der Schweiz.
In dieses Bild passt, dass Swiss Athletics mit einem Rekordteam von 23 Athletinnen und Athleten an die Hallen-Europameisterschaften nach Torun reist. 14 Frauen und 9 Männer werden dort die Schweizer Farben vertreten. 12 von ihnen haben noch nie an einer Hallen-EM teilgenommen, 9 sind noch keine 23 Jahre alt, was mittel- und langfristig von grosser Bedeutung ist.
Zum Vergleich: Vor zwei Jahren in Glasgow (GBR) umfasste die Schweizer Delegation 17 Athletinnen und Athleten. Mit Lea Sprunger (COVA Nyon/400 m 2019) und Selina Rutz-Büchel (KTV Bütschwil/800 m 2015 und 2017) stehen zwei Athletinnen im Team, die an einer Hallen-EM schon Gold gewonnen haben.
Ajla Del Ponte konstant schnell unterwegs
Das Schweizer Team schickt mehrere Medaillentrümpfe ins Rennen. Insbesondere Ajla Del Ponte (US Ascona) im 60-m-Sprint zählt zum Kreis der Medaillenkandidatinnen. Sie lief in den vergangenen Wochen konstant Zeiten unter 7,20 Sekunden und verbesserte ihren persönlichen Bestwert auf 7,14 Sekunden. Von ihren Gegnerinnen am Sonntag sind einzig die Polin Ewa Swoboda und die Deutsche Amelie-Sophie Lederer in diesem Jahr noch 2 Hundertstel schneller gelaufen. Die 24-jährige Tessinerin ist überzeugt, dass sie noch schneller laufen kann und will in Torun um den Titel kämpfen.
Lea Sprunger nimmt den äusserst stark besetzten 400-m-Wettkampf als Titelverteidigerin in Angriff. Nachdem sie nach der Hallen-SM eine leichte Muskelverhärtung auskurieren musste, wird die 30-jährige Waadtländerin in Torun ein Rennen nach dem anderen nehmen. Ihre grosse Erfahrung und ihre Fähigkeit, sich innerhalb einer Meisterschaft zu steigern, wird ihr auf ihrem Weg in Richtung Final sicher zugutekommen.
Simon Ehammer will nochmals angreifen
Vielversprechend präsentiert sich die Situation für den Mehrkämpfer Simon Ehammer. Der 21-jährige Appenzeller erlebte in dieser Hallensaison ein breites Spektrum an Emotionen. An der Mehrkampf-SM Anfang Februar in Magglingen lag er im Siebenkampf nach mehreren persönlichen Bestleistungen auf Kurs für ein Total weit jenseits der 6000-Punkte-Marke, ein Nuller im Stabhochsprung stoppte seinen Höhenflug jedoch abrupt. Eine Woche später zeigte Ehammer in Frankfurt (GER) eine starke Reaktion und realisierte mit 6092 Punkten einen Schweizer Rekord. Gelingt ihm sein Wettkampf in Torun wunschgemäss, kann er am Samstag und Sonntag sogar um die Medaillen kämpfen.
Im Fünfkampf der Frauen steht am Freitag Annik Kälin (AJ TV Landquart) im Einsatz. Auch sie stellte in diesem Winter mit 4507 Punkten einen Schweizer Rekord auf.
Angelica Moser in Lauerposition
Vor zwei Jahren in Glasgow gelang der Stabhochspringerin Angelica Moser (LC Zürich) mit dem 4. Platz ein Exploit. Sie klassierte sich damals gleichauf mit der drittplatzierten Griechin Nikoleta Kyriakopoulou und stellte mit 4,65 m ihre noch heute gültige persönliche Indoor-Bestleistung auf, die auch ein nationaler U23-Rekord ist. In der Liste der Angemeldeten nimmt die mehrfache Nachwuchs-Europa- und Weltmeisterin mit 4,62 m die 5. Position ein. Damit hat die 23-jährige Andelfingerin im Final vom Samstag eine spannende Ausgangslage. Angesichts ihrer konstant starken Leistungen scheint ein Sprung im Bereich von 4,70 m nur eine Frage der Zeit zu sein.
Besonders gut vertreten ist die Schweiz im 60-m-Sprint der Frauen und Männer sowie über die 60 m Hürden und 800 m bei den Frauen sowie über 400 m bei den Männern, wo Swiss Athletics die maximale Zahl von drei Athletinnen und Athleten ins Rennen schickt. Über 800 m hat insbesondere Lore Hoffmann (ATHLE.ch) mit einer Saisonbestzeit von 2:01,99 Minuten gute Chancen auf eine Finalqualifikation.
Startverzicht von Silvan Wicki
Silvan Wicki (BTV Aarau) wird die Reise nach Polen nicht antreten. Der Sprinter leidet seit seinem Schweizer Rekordlauf an der Hallen-SM am Samstag vor 10 Tagen in Magglingen (6,59) an Beschwerden in der Kniekehle. Belastungstests im Training zeigten, dass der 26-jährige Basler nicht hundertprozentig fit ist. Um im Hinblick auf die Freiluftsaison kein Risiko einzugehen, hat sich Wicki entschieden, die Hallen-EM auszulassen.
RTS überträgt Wettkämpfe live
Das Westschweizer Fernsehen RTS überträgt die Hallen-EM am Freitagabend und am Samstagabend sowie am Sonntag live (RTS deux oder online unter www.rts.ch). Kommentiert werden die Wettkämpfe von Marc-André Berset, als Co-Kommentatorin ist die frühere Siebenkämpferin Ellen Sprunger im Einsatz. SRF und RSI berichten ebenfalls täglich über die wichtigsten Entscheidungen. Swiss Athletics wird in Zusammenarbeit mit ATHLE.ch Video-Interviews mit den Schweizer Athletinnen und Athleten publizieren.
Torun (POL). Hallen-Europameisterschaften (4. bis 7. März 2021). Die Selektionen von Swiss Athletics. Männer. 60 m: Pascal Mancini (FSG Estavayer), William Reais (LC Zürich). – 400 m: Charles Devantay (SA Bulle), Filippo Moggi (LC Zürich), Ricky Petrucciani (LC Zürich). – 3000 m: Jonas Raess (LC Regensdorf). – 60 m Hürden: Finley Gaio (SC Liestal), Brahian Peña (GG Bern). – Siebenkampf: Simon Ehammer (TV Teufen).
Frauen. 60 m: Riccarda Dietsche (KTV Altstätten), Salomé Kora (LC Brühl), Ajla Del Ponte (US Ascona). – 400 m: Silke Lemmens (LC Zürich), Lea Sprunger (COVA Nyon). – 800 m: Lore Hoffmann (ATHLE.ch), Selina Rutz-Büchel (KTV Bütschwil), Delia Sclabas (Gerbersport). – 60 m Hürden: Selina von Jackowski (Old Boys Basel), Ditaji Kambundji (STB), Noemi Zbären (SK Langnau). – Hoch: Salome Lang (Old Boys Basel). – Stab: Angelica Moser (LC Zürich). – Fünfkampf: Annik Kälin (AJ TV Landquart).
Link zu den Grossanlass-Statistiken von Swiss Athletics
Quelle: Swiss Athletics – (fre)