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09
05
2020

Sport für Kinder - Foto: Kiefner

Schulsport als psychophysische Therapie – Von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

8.5.2020 – Nach Corona gehören Beschlüsse zur Kids-Gesundheit, Bildung, Erziehung & Schulsport zu den wohl wichtigsten Aufgaben für Deutschlands Zukunft.

Alle haben die Pflicht zu handeln. Wir sind im Rückstand. Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Ministerpräsidenten hatten für den 6. Mai „sehr klare Entscheidungen“ auch für den Sport versprochen.

Auch wenn die Politik aktuell viele Riesen-Baustellen oft auch ohne ausreichend vorbereitetes Fachpersonal zu bearbeiten hat, wurde danach deutlich, dass es nicht um die internationale Konkurrenzfähigkeit des gesamten deutschen Sports, nicht um den Kinder- und Jugendsport, nicht um den Schulsport ging, sondern um Millionen im Profi-Fußball und ihre Sonderrolle, Frau Merkels liebstes Kind. Viele Fragen sich wie lange die offensichtlich zu vielen Fußball-Medienvertreter den Millionären noch solche Privilegien einräumen dürfen und die Medien beherrschen. Die Politik folgt, denkt bei solchen Entscheidungen natürlich sicher auch an Wählerstimmen, aber sie haben das Sagen und mit ihren Entscheidungen die Verantwortung für die Zukunft.

Mehr Freiheit, mehr Verantwortung, aber auch mehr Verpflichtung. Wir müssen die Kinder mehr bewegen, am besten gezielt im Schul– und Vereinssport

Besorgniserregend ist das es vor allem um das Wirtschaftsunternehmen Profi-Fußball und nicht zuerst um die deutsche Wirtschaft und die Gesundheit der Nation, um die Verantwortung auch für die etwa      10 Millionen starke Kinder- und Jugend-Generation nach der Pandemie ging.

Die Innenminister, die Kultusministerkonferenz, die Ministerpräsidenten, die Sportminister und auf breiter Front die Medien sorgten sich im Vorfeld um den Bundesliga-Fußball und nicht auch um den Wettkampfsport der Individual-Sportarten und den Schul- und Kindersport als immanenten Bestandteil der Bildung, als wesentliche Voraussetzung für Deutschlands zukünftige Gesundheit.

Kinder dürfen wieder in die Schule, aber die Verantwortlichen sind so von sich überzeugt, dass sie den Sportlehrern Schulsport unter den aktuellen Bedingungen nicht zutrauen und offensichtlich glauben es besser zu wissen.

Unsere Kids müssten aber jetzt bewegt und umfassend auf ihr langes Leben vorbereitet werden

Enttäuschend vor allem das die Fernsehsender nahe einer „Monopol-Fußballpräsenz“ in der für sie „Fußball-Sauregurkenzeit“ nicht die Chance wahrgenommen haben sich endlich auch dem Kinder- und Jugendsport zu widmen. Sie haben aber offensichtlich keine Alternativen, weil zu viele davon leben und deshalb in erster Linie Fußball denken und in allen Nachrichten der letzten Tage der Profi-Fußball dominierte. Dafür „Konserven, immer wieder Fußball-Konserven“, ohne dass die Gebühren für alle reduziert werden.

Ein veränderter Kindersport kann einen großen Beitrag zur Gesundheit der Nation und auch veränderten Gewohnheiten aller leisten

Man darf die geistig-körperliche Entwicklung der Kinder nicht noch länger unter-brechen, muß ihr Immunsystem und die Organe (Herz-Kreislaufsystem, Lungen, Muskulatur) auch durch mehr „Sauerstoffversorgung“ heute schon für morgen stärken. Herz, Lungen, Gehirn und Körperstabilität würden es ihnen bis ins hohe Alter danken. Schulsport als psychophysische Therapie wäre eine Lösung für alle nachfolgenden Generationen.

     Kids-Training geht auch mit Abstand – Foto: Pöhlitz

Die Sorge ist groß das es mit der Kids-Gesundheit, Bildung, Erziehung und dem Schulsport so weitergeht wie bisher

Die Gesundheit und die Probleme, die alle Sportarten und auch unsere internationale sportliche Zukunft drücken, liegen an der Basis, im Kindersport in den Vereinen und im Schulsport. Mehr Bewegung unserer Kleinen wäre nicht nur für die Gesundheit und die beklagte anwachsende Statistik der „Fettleibigen“ gut, sondern würde auch wieder „leistungsauffällige“ Talente erkennbar machen, die allen Sportarten so sehr fehlen. Und es ist auch bewiesen das Bewegung der Intelligenz nicht schadet, die wir so sehr brauchen.

Die beliebten Medien-Themen Medaillen und Doping werden vor und nach den Olympischen Spielen, aber nur kurz, die Fußball-Präsenz in den Medien zeit-weilig ablösen. Auch dafür gibt es Verantwortliche, Direktoren oder Vorstands-vorsitzende.

Richtig ist doch, und das wurde gerade in den letzten Monaten sehr deutlich, dass wir nicht nur in der Digitalisierung, in der Infrastruktur, im Straßen- und Brücken-Bauwesen, im Flughafen-Bau, in der Medikamentenversorgung, in der Fernsehpräsentation etc. große Probleme haben. Mittelmaß auf breiter Front, nicht nur in der Wirtschaft, leider auch im Sport. Nie war die Unsicherheit und Widersprüchlichkeit des Führungspersonals so auffällig wie gerade. Auch der Ruf der Firmen nach qualifizierten Nachwuchs, nach Qualität, Fach-Personal, unsere deutlich gewordene Abhängigkeit nicht nur von China, dass beängstigend unterschiedliche Niveau der Bildung in den Ländern, auch die in der Mehrzahl der Sportarten nicht mehr gegebenen Konkurrenzfähigkeit im Spitzensport sind besorgniserregend. Und jetzt drohen auch noch Insolvenzen.

Der Gipfel ist das der DLV ohne Ideen einen ganzen Disziplinbereich – Lauf / Gehen – aus seiner angedachten Öffnungs-Strategie einfach ausklammerte: „Wettkämpfe in den Disziplinen Lauf/Gehen können unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen und der weiteren Sicherheitsvorkehrungen ab 800 m eigentlich nicht umgesetzt werden“ (Ex-Cheftrainer Idriss Gonschinska). Alina Reh hat mit ihrem „5000 m – Alleingang gegen die Uhr“ gerade gezeigt was Hochleistungsläufer dringend brauchen.

Die alarmierenden Meldungen zur Gesundheit und abnehmenden Leistungsfähigkeit unserer Kinder, der Jugendlichen und der vielen sich zu langsam bewegenden Übergewichtigen auf den Straßen oder auch in den Betrieben werden uns demnächst immer mehr Probleme bereiten.

Eine der Riesenbaustellen ist die Kids-Gesundheit, Bildung, Erziehung und Bewegung in den unterschiedlichsten Schulformen und Vereinen. Das dürfen die dafür Verantwortlichen nicht länger ignorieren. Ins bewegen zu investieren, wäre vor allem für die in unserem Lande für Bildung, Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder zuständig sind eine dringende Aufgabe, Pflicht.

Vor allem muss die Bundesregierung ihre innenpolitische Verantwortung wahrnehmen und die Aufträge erteilen. Sie sind nicht nur Schutzschild für den Profi-Fußball. Die Zukunft erfordert Handeln, jetzt.

„Fit zur und durch Schule und Verein“

Schon im Studium hat man uns vermittelt, dass die Schule einst geschaffen wurde, damit Kinder ab der 1.Klasse, außerhalb des Elternhauses, von Lehrer- und Sportlehrer-Fach-Personal in der Bildung, Erziehung und Bewegung zu ihrem eigenen Wohle, aber auch zur Gesundheit der Nation, zum Wohle aller im Lande, gefördert werden und das fördern fordern einschließt.

Jetzt, in der Pandemie, könnte vorbreitend, ein anderes  neues Schulsport-Niveau beschlossen werden.

Was den Schulsport betrifft hat sicher jede(r) Verständnis, das es aktuell vor allem um die Zeit nach der Pandemie gehen kann. Die Probleme aber sind bekanntlich so groß das von den verantwortlichen der zuständigen Ministerien, der Innenminister der Länder und des DOSB heute vorbereitend vieles schon getan werden könnte. Es reicht vom fehlenden Sport-„Lehrer“-Fachpersonal, den Sportstätten, der Sportstättenausstattung mit modernen Ansprüchen, der Sportstundenerhöhung beginnend in den 6.-9.Altersstufen, Nachmittagssport in Ganztagsschulen bis zum wieder außerschulischen Sport. Besonders bedenklich ist auch, dass die großen Probleme des Kinder-Vereins- und Schulsports innerhalb unseres 12/13-klassigen Schulsystems offensichtlich nicht wahrgenommen, oder sogar negiert werden. Sicher können sich viele auch daran erinnern, dass es einmal „außerschulischen Sport“ gab, der vor allem durch finanzierte Schulsport-Lehrer getragen wurde. Natürlich bedarf es dafür wieder neuer/alter Gewohnheiten.

Wettkämpfe motivieren – sobald es wieder möglich ist – Foto: Horst Milde

„Obwohl Schüler*innen bestimmter Jahrgangsstufen inzwischen in die Schule zurückkehren durften gehörte bisher der Sportunterricht nicht dazu.

Der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV) forderte am 22.4.2020 in einem Positionspapier dazu das Sportunterricht an den Schulen – angepasst an die Situation vor Ort und an die Hygiene- und Abstandregeln – wieder qualifiziert erteilt wird. Es ist wichtig das sich Schüler jetzt bewegen. Der Alltag war in den letzten Wochen durch Inaktivität, Medienkonsum, sitzende Tätigkeiten zu Hause geprägt, sie sollten ja das Haus in Quarantäne nicht verlassen. Bewegungsarmut kann erhebliche gesundheitliche Konsequenzen auf physischer und psychosozialer Ebene nach sich ziehen. Nur der Schulsport bewegt alle!“

Der Goldene Plan vom Dezember für mehr Sport in Schule und Verein wäre dringend. Dicke Kinder von heute sind die kranken Erwachsenen von morgen. Dafür sind die Politik, Bewegungskindergärten, die Schulen, Vereine und die Eltern in der Pflicht

Auf allen derzeit stillgelegten Sportplätzen wäre viel Platz, um Kids vielseitig zu bewegen – Foto: privat

Eine Kinder–Gesundheits-Konferenz für die Gesundheit und Fitness auch der Nation würde helfen, um die Anforderungen an die Kinderbildung und Erziehung nach der Pandemie für die Zukunft neu zu programmieren.

Kinder haben das Recht auf psychophysische Bildung und brauchen für ihre körperliche, geistige und soziale Entwicklung Kontakte zu in etwa Gleichaltrigen.

  • Bildung & Bewegung sind Basis für Deutschlands erfolgreiche Zukunft
  • Für Eltern wäre wichtig schon in der Vorschulzeit, spätestens aber ihre 8 – besser 6jährigen, in einen Sport-Verein zu bringen
  • Schon für die 6-10jährigen müssen Kids-Coaches in den Vereinen arbeiten
  • Der Schulsport muß revolutioniert und renoviert wird

Adipöse Kinder werden nicht dick geboren, sondern „fett“ gefüttert, wenn sie nicht krank auf die Welt kamen, wurde uns schon im Studium vermittelt. Kinder, die im Vorschulalter vor allem mit dem Smartphone in der Ecke liegen und geistig und körperlich nicht gefordert werden, entwickeln sich nicht so wie lebhafte, interessierte, auch körperlich geforderte Kinder (Bewegungsvielfalt).

Aber man muss es ihnen erklären.

Lothar Pöhlitz

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*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf/Gehen / 1980 – 1998 DLV- Bundestrainer Lauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie Köln und DLV-Trainerschule / 2006-2020 Leiter Leichtathletik Coaching-Academy

 

 

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