Eliud Kipchoge (KEN) sowie Brigid Kosgei (KEN) sorgten bei der 39. Ausgabe des Virgin money London Marathon für einen kenianischen Doppelerfolg. Kipchoge gewann das Rennen in der britischen Hauptstadt zum vierten Mal und stellte mit 2:02:37 einen neuen Kursrekord auf.
Ferner ist diese Zeit nach seinem Weltrekord von 2:01:39 (Berlin 2018) die zweitschnellste jemals gelaufene Zeit. Auch der Zweitplatzierte Mosinet Geremew (ETH) blieb in 2:02:55 unter 2:03 Stunden, unterbot damit den äthiopischen Landesrekord von Kenenisa Bekele und wurde zum zweitschnellsten Marathonläufer aller Zeiten.
Bei den Frauen siegte Kosgei in 2:18:20 nach einem mehr als ungewöhnlichen Rennverlauf, bei dem die Elite den drei Tempomacherinnen bis 25 km nicht folgen wollte. Nach 1:11:38 bei der Hälfte lief Kosgei den zweiten Part in grandiosen 1:06:42, also fast 5 Minuten schneller. Schlagzeilen gab es in London aber auch außerhalb der Laufstrecke zuhauf. Erst legte sich Mo Farah (GBR) in einem Duell über die Medien wegen diverser Vorkommnisse in Haile Gebrselassies Hotel in Äthiopien mit dem Altmeister an, dann schickte man Halbmarathon-Weltrekordler Abraham Kiptum (KEN) vor dem Rennen wegen Dopingverdachts umgehend nach Hause und am Tag nach dem Lauf verkündete Eliud Kipchoge an legendärer Lokalität in Oxford, noch einen Versuch an der 2 Stunden-Schallmauer im Marathon zu unternehmen.
Eliud Kipchoge gewann den London Marathon und gab danach seine Teilnahme am „1:59“-Projekt bekannt. – Foto: Helmut Winter
Nach einigen Wochen der Suche hinsichtlich einer geeigneten Lokalität soll dieses Unterfangen nun im Wiener Prater ab dem 12. Oktober (ein Tag vor dem Chicago Marathon) in Angriff genommen werden und – soweit die Dinge schon zu erfahren waren – ähnlich wie die recht knapp gescheiterte Aktion auf dem Autodrome in Monza im Mai 2017 über die Bühne gehen. Das bedeutet aber, dass auch der Lauf in Wien mit wechselnden Tempomachern, etc. nicht regelkonform absolviert werden soll.
Abgesehen von einer keinesfalls optimalen Lokalität muss man sich schon fragen, was die Aktion dem Eliud und der Lauf-Community am Ende bringt. Sir Roger Bannister wäre sicherlich nicht zur Legende geworden, hätte er den sub-4-Minuten-Meilenlauf in Oxford am 6. Mai 1953 „illegal“ erzielt. (So etwas passierte übrigens wenige Tage vorher seinem Konkurrenten Sydney Wooderson (GBR), dessen britischer Rekord von 4:02 Minuten wegen Unterstützung durch einen überrundeten Tempomachers nicht anerkannt wurde.)
Aber neben den Geschehnisse in und um London wurde am 28. April auch in anderen Städten gelaufen. Dauerregen und kühle Temperaturen drückten auf die Leistungen bei der 34. Ausgabe des Haspa Hamburg-Marathon, die Tadu Abatu (ETH) in 2:08:25 und Dibabe Kuma (ETH) in 2:24:41 gewannen. Die Flut an Streckenrekorden in der Saison 2019 machte auch nicht vor der spanischen Hauptstadt halt. Reuben Kerio (KEN) und Shasho Insermu (ETH) krönten die 42. Ausgabe des Rock ’n’ Roll Madrid Marathon mit neuen Bestmarken von 2:08:18 und 2:26:24. Und die gab es auch bei der 18. Ausgabe des PZU Cracovia Marathon durch Cyb(p)rian Kotut (KEN) in 2:09:18 und Viktoriya Khapilina (UKR) in 2:28:03.
Durch die zurückhaltende Verpflichtung internationaler Eliteathleten sah man bei der 17. Ausgabe des Metro Düsseldorf Marathon erstmals durch Tom Gröschel (GER) von der TC Fiko Rostock und Anja Scherl (GER) von der LG Telis Finanz Regensburg Siege deutscher Athleten. Zum zweiten Mal in Folge waren die deutschen Marathon-Meisterschaften in die Veranstaltung integriert, so dass Gröschel in 2:13:49 und Scherl in 2:32:56 die deutschen Meister des Jahres 2019 wurden. Mathew Kimeli (KEN) und Senbere Teferi (ETH) gewannen die 15. Ausgabe des UAE Healthy Kidney 10-K im Central Park von New York City. Kimeli siegte in 27:45 und Teferi lief mit 30:59 die erste Zeit von unter 31 Minuten in der Geschichte dieser Veranstaltung.
Mit einem grandiosen Streckenrekord krönte Lonah Salpeter (ISR) die 25. Jubiläumsausgabe des Volkswagen Prag Marathon. Die für Israel startende gebürtige Kenianerin „pulverisierte“ mit 2:19:46 den Streckenrekord von 2:21:57 durch Valery Aiyabei aus dem Jahr 2017, verbesserte ihre eigene PB um 4 1/2 Minuten und lief damit ferner selbstredend Landesrekord. Auch bei den Männern gab es bei guten äußeren Bedingungen durch Almahjoub Dazza (BRN) in 2:05:58 ein hochklassiges Ergebnis mit insgesamt etwa 10.500 Läufern am Start.
Lonah Salpeter gewann den Prag Marathon mit einer Zeit von unter 2:20 Stunden. (c) Livestream/Screenshot
Nur drei Wochen nach dem Boston Marathon gewann der japanische Vielstarter Yuki Kawauchi (JPN) mit der 48. Auflage des BMO Vancouver Marathon in 2:15:01 sein erstes Rennen als professioneller Läufer. 25.000 Teilnehmer waren in Pittsburgh bei der 29. Ausgabe des DICK’S Sporting Goods Pittsburgh Marathon im Marathon und Halbmarathon auf den Beinen. Die Sieger im Marathon waren Boniface Kongin (KEN) in 2:10:34 sowie Bizuwork Getahu Kasaya (ETH) in 2:36:29.48. BMO Vancouver Marathon am 5. Mai 2019: Yuki Kawauchi gewinnt in 2:15:01 In einem einsamen Sololauf ohne die Unterstützung von Tempomachern „pulversierte“ der Weltmeister im Halbmarathon Geoffrey Kamworor (KEN) in 44:57 Minuten den Streckenrekord bei der 38. Ausgabe des Grand Prix von Bern über 10 Meilen (16.093,44 m).
Geoffrey Kamworor gewann den Grand Prix von Bernmit Streckenrekord. (c) Livestream/Screenshot
Parker Stinson (USA) aus Boulder gewann die 42. Ausgabe des Amway River Bank Run in Grand Rapids (Michigan, USA) über 25 km und stellte in 1:13:48 (1:13:46 Nettozeit) einen neuen US-Rekord auf. Einen Tag später am 12. Mai meldete sich der (bisher) beste 25 km-Lauf im globalen Ranking, der ehemalige „Franzosenlauf“ in Berlin, ohne die Verpflichtung von Eliteathleten endgültig in die leistungssportliche Bedeutungslosigkeit ab. Die äthiopische Topläuferin Mulu Seboka (ETH) konnte ihren Vorjahressieg bei der 34. Ausgabe des ICBC Cup Dalian International Marathon (China) wiederholen. Die 34-jährige Athletin gewann in 2:27:19, bei den Männern war in einem weitaus engeren Rennen Tsegaye Getachew (ETH) nach 2:11:25 vorne.
In der Heimatstadt der japanischen Lauflegende Naoko Takahashi sorgte der kenianische Shooting Star Ruth Chepngetich (KEN) bei der 9. Ausgabe des Gifu Seiryu Halbmarathon für die herausragende Leistung. Mit einer Zeit von 1:06:06 verbesserte die 24-jährige Kenianerin den Streckenrekord der Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei von 1:07:44 um über 1 1/2 Minuten, auf japanischem Boden war im Halbmarathon zuvor noch keine Frau schneller gelaufen. Das Rennen der Männer gewann Amos Kurgat (KEN) nach 1:00:34.
Yassine Rachik gewann auch den Halbmarathon der RUnCzech-Serie in Karlovy Vary. (c) Livestream/Screenshot
Bei der 7. Ausgabe des Mattoni Karlovy Vary (Karlsbad) Halbmarathon gab es überlegene Siege durch Yassine Rachik (ITA) und Lilia Fisikovici (MDA). Mit dem Fokus auf europäische Athleten („European Heroes“) waren zum zweiten Mal keine ostafrikanischen Läufer am Start. Rachik gewann in 1:02:59, Fisikovici lief als Siegerin 1:12:34; beide Zeiten sind international nicht unbedingt hochklassig. Mit überlegenen Siegen durch Hellen Obiri (KEN) und Jacob Kiplimo (UGA) endete die 17. Ausgabe des Great Manchester Run über 10 km. Obiri legte den Kurs in Englands Wiege der Industrialisierung in 31:23 zurück, Kiplimo brauchte mit 27:31 knapp vier Minuten weniger.
Jackson Limo lief beim Kopenhagen Marathon einen dänischen All Comers Record. (c) Livestream/Screenshot
Zu einem Festival der Rekorde geriet die 40. Ausgabe des Telenor Kopenhagen Marathon durch die Siege von Jackson Limo (KEN) in 2:09:54 und Etalemahu Habtewold (ETH) in 2:29:29. Niemals zuvor waren in einem Marathon ein Läufer auf dänischem Boden unter 2:10 Stunden und eine Läuferin unter 2:30 Stunden geblieben. Dabei waren die Bedingungen vor allem im zweiten Teil mit Temperaturen um 22°C bereits um 11 Uhr alles andere als optimal. Nahezu brutale äußere Bedingungen verhinderten am Tag zuvor (18. Mai) bei der 12. Ausgabe der TCS World 10K im südindischen Bangalore (Bengaluru) mit großartigen Feldern an Eliteathleten bessere Zeiten. Während bei den Männern Andamlak Belihu (ETH) angesichts der schwülen Hitze mit Temperaturen um 26°C mit 27:56 eine grandiose Zeit erreichte, ließen es die Frauen weit vorsichtiger angehen und es auf ein Sprintfinale ankommen, das Agnes Tirop (KEN) in 33:55 gewann.
Mit einem neuen Titelsponsor machte der Tet Riga Marathon bei seiner 29. Ausgabe einen weiteren Schritt in die internationale Klasse. Beide Sieger, Andualem Belay Shiferaw (ETH) in 2:08:51 bei den Männern als auch Debele Beyene (ETH) in 2:26:18 bei den Frauen verbesserten die Streckenrekorde und die litauischen All Comers Rekorde deutlich. Brillian Kipkoech (KEN) sorgte mit der schnellsten jemals bei den Frauen über 12 km gelaufenen Zeit für das Highlight der 5. Ausgabe der FNB Cape Town 12 ONERUN. Kipchkoech gewann in 38:05, während bei den Männern Morris Gachaga (KEN) in 33:38 den Lauf zum dritten Mal in Folge gewann.
Überraschende Siege gab es bei der 45. Ausgabe des Scotiabank Ottawa Marathon durch Albert Korir (KEN) in 2:08:03 und Tigist Girma (ETH) in 2:26:34. Dabei wurde das Vorhaben bei den Männern, einen neuen All Comers Record für Kanada aufzustellen, am Ende doch recht deutlich verfehlt. Ein Kuriosum der besonderen Art ereignete sich an der Verpflegungsstation bei 15 km. Dort hatten eine beauftrage Firma keine Tische geliefert und kurzer Hand alle Getränkeflaschen auf das Straßenpflaster gestellt.
Albert Korir feierte seinen Sieg beim Ottawa Marathon mit einem Luftsprung. (c) Veranstalter
Sir Mo Farah (GBR) und Steph(anie) Twell (GBR) gewannen die 12. Ausgabe der Vitality London 10.000, ein 10 km-Lauf durch die Straßen der britischen Hauptstadt mit Ziel vor dem Buckingham Palast. In 28:15 Minuten war „Sir Mo“ bei diesem Lauf zum zum siebten Mal, d.h. in den Jahren 2009 – 2013, 2018 und nun 2019, der Beste. Der Kenianer Benard Ngeno (KEN) sorgte mit einer Zeit von 28:29 für die herausragende Leistung bei der 41. Ausgabe des „Bolder Boulder“. Bei den Frauen gewann den traditionsreichen 10 km-Lauf mit über 50.000 Teilnehmern Hiwot Yemer (ETH) in 32:49. Bei der 9. Ausgabe des Jesolo Moonlight Half Marathon im Küstenbereich von Venedig gab es durch James Mburugu (KEN) in 1:01:37 einen neuen Streckenrekord, womit er die vorige Bestmarke um fast 2 Minuten steigern konnte. Bei den Frauen war Lenah Jerotich (KEN) in 1:13:08 die Schnellste.
Rhonex Kipruto (KEN) sorgte mit 26:50,16 über 10.000 m für das Highlight des IAAF Diamond League Meetings in Stockholm. Damit bestätigte der erst 19-jährige Kenianer sein Ausnahmetalent, das er schon bei seinem Sieg über 10 km in 26:46 im September 2018 in Prag demonstrierte, und verbesserte seine Bahnzeit von 27:21,08 um einen halbe Minute.
Der deutsche Läufer Petros Amanal (GER) scheiterte als 18. in 28:42,59 bei der Jagd auf die eigene PB. Auf Platz 6 verbesserte Julian Wanders (SUI) mit 27:44,36 den Landesrekord um fast neun Sekunden.
Ende Teil 3 – Fortsetzung folgt
Jahres-Weltbestenliste 2019 Marathon der Männer (IAAF) |
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1. | 2:02:37 | Eliud Kipchoge | KEN | London | 28.2.2019 |
2. | 2:02:55 | Mosinet Geremew | ETH | London | 28.2.2019 |
3. | 2:03:16 | Mule Wasihun | ETH | London | 28.2.2019 |
4. | 2:03:34 | Getaneh Molla | ETH | Dubai | 25.1.2019 |
5. | 2:03:40 | Herpasa Negasa | ETH | Dubai | 25.1.2019 |
6. | 2:04:11 | Marius Kipserem | KEN | Rotterdam | 7.4.2019 |
7. | 2:04:24 | Asefa Mengstu | ETH | Dubai | 25.1.2019 |
8. | 2:04:46 | Titus Ekiru | KEN | Mailand | 7.4.2019 |
9. | 2:04:48 | Birhanu Legese | ETH | Tokyo | 3.3.2019 |
10. | 2:05:01 | Shura Kitata | ETH | London | 28.2.2019 |
Jahres-Weltbestenliste 2019 Marathon der Frauen (IAAF) | |||||
1. | 2:17:08 | Ruth Chepngetich | KEN | Dubai | 25.1.2019 |
2. | 2:17:41 | Worknesh Degefa | ETH | Dubai | 25.1.2019 |
3. | 2:18:20 | Brigid Kosgei | KEN | London | 28.4.2019 |
4. | 2:19:46 | Lonah Salpeter | ISR | Prag | 5.5.2019 |
5. | 2:20:14 | Vivian Cheruiyot | KEN | London | 28.4.2019 |
6. | 2:20:40 | Ruti Aga | ETH | Tokyo | 3.3.2019 |
7. | 2:20:51 | Roza Dereje | ETH | London | 28.4.2019 |
8. | 2:20:52 | Gladys Cherono | KEN | London | 28.4.2019 |
9. | 2:20:58 | Mary Keitany | KEN | London | 28.4.2019 |
10. | 2:21:01 | Helen Tola | ETH | Tokyo | 3.3.2019 |
Helmut Winter
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