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12
05
2020

Renate Stecher (r.) und Heide Heidemarie ROSENDAH - Ecke (links) bei der 4x100m Staffel bei den Olympische Sommerspiele 1972 in Muenchen vom 26.08. - 11.09.1972 - Foto: picture alliance

Renate Stecher vollendet 70. Lebensjahr – Die Jenaerin Renate Stecher lief als erste Frau der Welt die 100 Meter unter elf Sekunden.

By GRR 0

Renate Stecher, mit sechs Medaillen die erfolgreichste deutsche Leichtathletin bei Olympia, vollendet am Dienstag, dem 12. Mai, ihr 70. Lebensjahr.

Bei den Olympischen Spielen in München 1972 gewann sie sowohl über 100 m (in 11,07 Sek.) als auch über 200 m (in 22,40 Sek.) die Goldmedaille und holte im deutsch-deutschen Duell als Schlussläuferin die Silbermedaille über 4x100m mit der Staffel der DDR vor der siegreichen Staffel der Bundesrepublik.

Vier Jahre später errang Renate Stecher bei den Olympischen Sielen in Montreal mit der 4×100-m-Staffel dann Gold, hier wurde sie Zweite über 100 m und Dritte über 200 m. Renate Stecher war am 7. Juni 1973 im tschechischen Ostrava als erste Frau der Welt die 100 Meter unter elf Sekunden gelaufen. Per Hand wurden für sie 10,9 Sek. gestoppt.

Renate Stecher (geb. Meißner) wurde in Süptitz (Landkreis Nordsachsen in der Nähe von Torgau) geboren. Nach dem Abitur studierte sie in Jena die Fächer Sport und Biologie für das Lehramt und arbeitete danach als Lehrerin im Hochschulsport an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in der Theorie und Praxis mehrerer Sportarten und war sogar eine Zeitlang als Spielerin und Trainerin in der HSG Handball der Uni aktiv. Nachdem ihre Stelle nach der Wende aufgelöst worden war, wechselte sie als Angestellte zum Thüringer Studentenwerk in Jena.

Bis 1963 startete Renate Stecher als Aktive für die BSG Chemie Torgau, später für den SC Motor Jena unter Trainer Horst-Dieter Hille (1933-2002). Bis heute ist Renate Stecher in ihrer Freizeit im Verein sportlich aktiv: Einmal pro Woche trifft sich die Oldie-Basketballmannschaft des USV Jena mit Spielerinnen ab 50 Jahren aufwärts – und Renate Stecher ist hier noch nicht einmal die älteste im Team.

Während ihrer beeindruckenden Karriere als Sprinterin stellte Renate Stecher zwischen 1970 und 1976 insgesamt 17 Weltrekorde auf. Dazu kommen 35 Landesrekorde für den Deutschen Verband für Leichtathletik (DVfL) der DDR. Bei Europameisterschaften zwischen 1969 und 1974 errang sie viermal Gold und viermal Silber. Bei Hallen-Europameisterschaften wurde sie viermal Meisterin im Kurzsprint und lief am 14. Februar 1971 in Berlin über mit 6,0 Sek. über 50 m einen Weltrekord. Als 17-jährige Jugendliche gelang ihr in Bad Blankenburg mit 4297 Punkten die persönliche Bestleistung im Fünfkampf … das sind nur einige der Highlights aus ihrer sportlichen Laufbahn.

Und was den Zieleinlauf der 4×100-m-Staffel bei den Olympischen Spielen in München am 10. September 1972 kurz vor 16 Uhr angeht, schreibt der Sportjournalist Volker Kluge (geb. 1944) im Lexikon über „Sportler in der DDR“ (Berlin 2009) an einer Stelle auf Seite 444 den Schlussbildern den Rang einer  „Ikonografie der Bundesrepublik“ zu und würdigt Renate Stecher als die „Frau mit dem kürzesten, aber schnellsten Schritt der Welt“.

In den Jahren 1972, 1973 und 1975 wurde Renate Stecher jeweils Zweite bei der Wahl zur DDR-Sportlerin des Jahres: „Ich habe eine wunderschöne Zeit als Leistungssportlerin erlebt. Daraus sind viele herzliche Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten,“ erinnert sich die Weltklasse-Leichtathletin und schließt dabei die Verbindungen zu ehemaligen Konkurrentinnen auf der Laufbahn mit ein, die sie regelmäßig z.B. bei Deutschen Meisterschaften wieder trifft.

Mit nunmehr 70 Jahren möchte die Jubilarin weiterhin altersgemäß fit bleiben: „Es ist doch schön, wenn die Enkel sehen, dass die Oma noch immer aktiv ist“, versucht die Mutter von drei Töchtern damit auch ihrer familiären Vorbildrolle gerecht zu werden.

Prof. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse

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