Foto: Hannover Marathon
Radsport – Giro-Favorit Primoz Roglic unter Dopingverdacht – Von KLAUS BUME
NEAPEL – Der Holländer Stef Clement, noch 2018 Profi beim heimischen Rad-Team Visma-Jumbo, griff jetzt seinen slowenischen Ex-Kollegen Primos Roglic im niederländischen Fernsehen (NOS) scharf an:
„Er macht keine normalen Schritte, er vollführt Karrieresprünge, die nicht mehr erklärbar sind. In fünf Jahren ist er in großen Rundfahrten vom Skispringer zum Favoriten des Giro d‘Italia geworden.“ Einfach so, sei das geschehen. Der Angriff des holländischen Ex-Weltmeisters (2007) scheint nicht aus der Luft gegriffen.
Inzwischen hat der Internationale Radsport-Verband (UCI) nämlich bestätigt, dass er seit 2015 explizit die Aktivitäten mehrerer slowenischer Radrennfahrer, Mechaniker, Betreuer und Manager untersuche, und zwar jener, die in die „Operation Aderlass“ um den Erfurter Arzt Mark Schmidt verstrickt sein könnten.
Im Mittelpunkt dieser Ermittlungen steht der Slowene Milan Erzen, derzeit beim Team Bahrain Merida als Manager beschäftigt; ein Team, dessen italienischer Kapitän Vicenco Nibali als Roglics Erzgegner gilt. Roglic wiederum wurde einst von Erzen als Rennfahrer entdeckt und von 2013 bis 2015 auch in dessen zweitklassigen Team Adria Mobil beschäftigt.
Wobei Erzen als Pate des slowenischen Radsports gilt. Zumal die UCI bestätigte, es gäbe kaum jemanden im slowenischen Radsport – ob Rennfahrer oder Arzt – der nicht mit Erzen in Verbindung stünde. Erzen war selbst bis 2002 Rennfahrer, kümmerte sich aber hauptsächlich um die Karriere seines Landsmannes Janez Brajkovic.
Dieser fuhr, als besonderer Vertrauter des Texaners Lance Armstrong, jahrelang für dessen Team. 2017 wechselte Brajkovic dann zur Erzen-Equipe Bahrain Merida.
Nun verweisen die beiden Zeitungen Le Monde (Frankreich) und Corriere della Sera (Italien) heute auf Papiere, aus denen ein Kontakt zwischen Erzen und dem Erfurter Arzt Mark Schmidt hervor geht. Ein kroatischer Vermittler wisse über den Verkauf einer Zentrifuge an Erzen, die beim verbotenen Blutaustausch benutzt wird.
Wichtig dabei, in Slowenien ist Blutdoping, wie fast überall auf der Welt, keineswegs verboten. Es ist eine Art Freihandelszone für Doping.