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30
08
2018

Signale - Läufer-Träume - Zweifel – aber keine Beweise - Foto: Kiefner

Professionalisierung – für Europa, die Welt und Olympia 2020 – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

© Lothar Pöhlitz* – 28.08.2018 – Die Atmosphäre war toll bei der EM BERLIN 2018, mehr als 60.000 in Euphorie am Samstag und Sonntag, Gänsehaut auch bei den Siegerehrungen am Breitscheid-Platz, man sprach sogar vom Leichtathletik-Sommermärchen.

 

 

ProfessionalisierungLauf2Die Spiele der XXXII. Olympiade finden vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 – in Tokyo statt

19 Medaillen (6x Gold, 7x Silber, 6x Bronze) haben der Leicht-athletik richtig gutgetan, sicher viele Fans und hoffentlich auch die Medien zurückgewonnen. Die „kleinen“ Organisationspannen werden demnächst ausgebügelt. Der DLV is back, erst einmal in Europa. Nur schade das die Läufer in den Stunden der Bewährung des Jahres 2018 mit 1x Gold nur einen zu kleinen Beitrag leisten konnten. Aber sie haben gekämpft. Man sollte sie, gerade jetzt, aber nicht links liegen lassen. In Tokyo wird „jedes Bein“ gebraucht, auch weil keine Goldkörnchen auf Bäumen wachsen. Kein Trost – aber ein Signal – ist das es auch im Sprint – im Sprung und im Wurf unerwartet Verluste gab.

ProfessionalisierungLauf3_Kiefner-FotoGesa Krause – Europameister 2016 und 2018 (Foto: Kiefner)

Gesa Felicitas Krause: EM – Gold 2016 und auch EM – Gold 2018

Seid ihrer Europameisterschaft 2016 und ihrem spektakulären Sturz 2017 war Gesa Krause eine der DLV-Vorzeigeathletinnen und Hoffnungsträgerin bei leichtathletik.de in Wort und Bild. Jetzt hat sie, trotz größeren Anlaufschwierigkeiten im Jahr, den EM-Titel verteidigt. Der Druck war groß. Wie sie es schließlich löste, mit guter Technik an den Hindernissen und Wassergraben und vorsichtiger, aber erfolgreicher Taktik war richtig gut. Das sie unmittelbar danach den angestrebten Weg in die Weltspitze bis 2020 versprach spricht für sie. Dafür aber muß man 9:00 Minuten können.

In diesem Lauf hat Elena Burkard ihren Aufstieg 2018 zu den Besten mit p.B., offensiver Renngestaltung und einen 6. Platz beim Jahreshöhepunkt allen eindrucks-voll verdeutlicht. Glückwunsch auch ihrem Trainer.

Auch Alina Reh´s 4.Platz über 10.000m war toll – eine Leistung die eine Medaille wert war, taktisch geschickt, diszipliniert und immer mit Übersicht. Ihr Potential zeigte sie auf der Zielgeraden. Da gibt es kein hätte und wenn, ihre Zeit kommt.

Nach langwieriger Knieverletzung und viel „Ersatztraining“ hat Konstanze Klosterhalfen mit Jahresbestleistung und einen tollen 4.Platz, schon wieder in Medaillennähe, über 5000m in 15:03,73 bei einer EM, vor allem Nervenstärke und Übersicht bewiesen und fast schon wieder Anschluß an ihr vorheriges Leistungs-potential gefunden. Das ist das wichtigste und beruhigt.

Eine große Enttäuschung – Richard „sollte“ doch eine Medaille.

Bei den Männern war eine Medaille für Richard Ringer im Vorfeld das Mindeste. Eine der größeren Enttäuschungen nach den tollen 27:36,52 im Mai. Die Bedingungen, Trainingsfehler, ein gebrauchter Tag, schwere Beine, oder….führten ihn schon nach etwa 6000m des 10000m Rennens in die Katakomben. Dann kam auch noch die Absage der 5000m, Wadenprobleme, schade. Ob die Trennung von seinem langjährigen Trainer Eckhard Sperlich gut überlegt war? Nun muß alles noch einmal überdacht und vor allem der Kopf neu programmiert werden.

Zu den größeren Enttäuschungen – ohne Fortschritte in Richtung Weltniveau und damit Olympia 2020 – wo die Besten 10-15 Minuten schneller können – muß man leider, neben den Mittelstrecken, auch den Bereich Marathon / Straße der Männer und Frauen zählen. In der EM-Stunde der Bewährung, vor eigenen großen Zuschauer-interesse, wurde die im Vorderfeld weiter vorn erwartete Katharina Heinig Sechszehnte (2:35:00) und damit war sie auch noch „sehr zufrieden“. Phillip Pflieger erreichte zum wiederholten Male das Marathonziel nicht, bei 33 km war er leer.

Alina – Dein 10.000m Vierter war eine Medaille wert (Foto: Kiefner)

Wenn aber am Ende der Woche in 12 Laufstrecken nur eine Läufermedaille zu bilanzieren ist und das nur „gegen Europa“, bei einem gleichzeitigen Blick zum Weltniveau, ist eine tiefgründige Analyse im TEAM unausweichlich. Man hat zudem noch das Gefühl das inzwischen Europas Trainer und Läufer wieder ernsthafter mit Hochleistungstraining vorbereitet Siege anstreben, ihre Länder repräsentieren wollen und mit starken Nerven auf die internationalen Podien streben. Und noch eins, man braucht weniger nach Argumenten zu suchen, wenn Amateure gegen Profis mit zum Teil großen Abstand hinterherlaufen.

Die Bedingungen bei den WM 2019 und OS 2010 werden nicht leichter

Nun sind es nur noch zwei Jahre – natürlich geht es in diesem Beitrag um die Olympische Leichtathletik und Olympische Spiele. Dabei geht es nun nicht länger um Rückblick, nicht gewonnene EM-Medaillen oder die Nationenpunkte, es geht vor allem um einen Blick voraus, um unseren Leistungsstand – kurz nach den EM in Berlin – um die Position deutscher Läufer demnächst in Europa und der Welt. Sorry wenn in diesem Zusammenhang auch einmal ein paar notwendig kritische Worte fallen oder gefallen sind, wer traut sich denn heutzutage sonst noch „Ehrlichkeit“ zu. „Man muß doch einmal offen darüber reden dürfen“, sagt man oft landläufig. Noch dazu, wenn es um die internationale Konkurrenzfähigkeit, die ja auch der DLV offen bekennt, also um die Profis, geht. Und die Fans haben uns mehr als deutlich gezeigt, dass sie auch die Leichtathleten ganz toll mögen, so sie bereit sind um Siege und Medaillen zu kämpfen.

Offensiv üben und variable Taktik für Höhepunkten erarbeiten (Foto: Kiefner)

Wir brauchen Persönlichkeiten die siegen wollen

Die vom Fach wissen das Laufen für Profis ein Vollzeitjob ist, mit 20-30 Stunden Vorbereitung pro Woche, ganz- und mehrjährig, sportmedizinisch-physiothera-peutischer- und Trainer-Begleitung, inzwischen Wettkämpfen in der ganzen Welt. Und je bedeutender die Erfolge bzw. Medaillen sein sollen, umso größer ist Investitions- und damit der Sponsoren- bzw. Förderungsbedarf. Trotzdem bemühen sich immer noch viele neben Beruf oder Studium ohne materielle Hilfen um Verbesserungen, auf der Bahn oder Straße. Und wenn sie dann „nur Vierter“ geworden sind, haben sie „die Medaille verpasst oder nur Blech gewonnen“. Auch diesmal war es in den Medien wieder wie immer: Medaillen, Medaillen, Medaillen. Trotzdem hoffen alle, vielleicht sogar schon in zwei Jahren, auf einen Platz in der Olympiamannschaft.

Dann sollte aber die Teilnahme-Norm-Jagd durch andere Qualifikationskriterien weiter Weg vom Höhepunkt gelten. Es geht um Olympia, das größte Sport-Event aller vier Jahre, bei dem Profis aus der ganzen Welt eine Olympiamedaille wollen, „mit oder ohne“. Eine Nominierung auf den letzten Drücker ist für die Entwicklung der sportlichen Form eine untaugliche Organisationsform. Und wir brauchen Persönlichkeiten die siegen wollen. Vielleicht kann die LCA mit diesem Beitrag auch ihr Bemühen unterstützen.

„Wir sind für Euch da“ – bitte aber auch 2019 und 2020

Positiv ist rückblickend, dass man in diesem Zusammenhang und in Vorbereitung auf die Berlin-EM immer mal wieder auch über größere Bemühungen um ein verbessertes Training lesen konnte. Ob es aber schon Hochleistungstraining war? „Mit über 120 Athletinnen und Athleten haben wir so viele Aktive wie noch nie nominiert“, sagte Idriss Gonschinska, Sportdirektor des DLV in seiner Vorschau. Hoffentlich gilt sein Versprechen vor Beginn der EM auch für die Unterstützung in den zwei Jahren Olympiavorbereitung: „dass das komplette Betreuerteam, angefangen bei den Trainern, den Physiotherapeuten, Ärzten, den Psychologen und dem Medienteam nach dem Slogan agiert: „Wir sind für euch da.“ Die zu vielen Verletzungsprobleme – die vielen auffälligen Tapes in Berlin unterstreichen die Notwendigkeit einer professionellen physiotherapeutischen Betreuung dort wo sie trainieren und eine noch bessere Organisation für das Hochleistungstraining.

Erfreulich war eigentlich die breite EM-Nominierung für die Läufer, dachte man. Internationale Wettkampferfahrung aber auch unter Druck müßte man im Vorfeld sammeln, Taktik im Spitzenbereich darf kein Fremdwort sein. Die Ergebnisse haben gezeigt das es bei diesem „Testlauf“ mit der sportlichen Form, der möglichen persönlichen Bestleistung beim Jahreshöhepunkt und dem taktischen Repertoire gegen die teilweise um zwei Klassen besseren, noch nicht internationalen Ansprüchen genügte. Die Mehrzahl muß nun öfter bei internationalen Großveranstaltungen „Härte und Wettkampferfahrung erarbeiten“ und der Verband muß den Athleten beim Hochleistungstraining helfen, im umfassenden Sinne.

Alle sollten auch einmal intensiv – ruhig auch öffentlich – über Qualität, Bedingungen, Trainingsbelastung, Trainerfortbildung (neue sind ja nicht „am Lager“) und notwendige Teambegleitung reden. Auch weil – wie man hört – der DLV sich an nicht wenigen, schließlich doch für die EM Nominierten nur wenig Anteil gutschreiben kann. So halten sich die Kritik-Möglichkeiten ja auch in Grenzen. Fordern oder erwarten funktioniert nicht ohne zu fördern, 2018 hat es gezeigt.

Die LCA wird sich auch diesmal wieder nur um die Olympischen Laufdiszipli-nen sorgen und ein paar Gedanken äußern, wo „sie“ herkommen, wo „sie“ stehen und wie „sie“ dort hinkommen könnten wo sie „hinsollen“.

Mehr Höhentraining für die Ausdauerdisziplinen brachte Fortschritte vor der EM, aber auch offensichtliche Mängel in der trainingsmethodischen Beherrschung. Zu lange wurde gezögert, einige wollen noch nicht, einige haben wohl das Geld dafür nicht, vielleicht erinnern sie sich nicht das bereits in den 80iger Jahren damit hervorragende Ergebnisse (z.B. durch Margit Klinger, Brigitte Kraus, Roswitha Gerdes) erzielt wurden. Jetzt bitte nicht nachlassen, das ist für alle Ausdauerdisziplinen neben der mehr zu investierenden Trainingszeit wohl der wichtigste Schlüssel. Dem Fachpersonal beim DLV ist sicher nicht entgangen das der 17jährige Jakob Ingebrigtsen (NOR) seine 13:17,06 Minuten mit Europarekord seiner Altersklasse über 5000 m auch seinen vielfachen Höhenaufenthalten in Kenia, zusammen mit seinen Brüdern, zu verdanken hat. Nun siegte er innerhalb 24 Stunden über 1500 m und 5000m. Wenig passend das Trainer nicht nur staunen, auch im Vergleich „deutsche Mittelmaß-Läufer“, sich weniger für ihr Training interessieren, sondern ihnen immer erst einmal Doping zutrauen. Dafür sind aber IOC – IAAF und WADA zuständig, auch wenn deren Alibi bisher vor allem die Russen sind.

P.S. – Ich konnte die Zweifel gegenüber den Leistungen der 3 Ingebrigtsen-Brüder in meinem fachlichen Umfeld nicht entkräften, aber auch nicht beantworten warum beispielsweise gegenüber den 3 überlegen ersprinteten Goldmedaillen der Britin Dina ASHER-SMITH oder den 6,05 m im Stabhoch-sprung eines 18jährigen Schweden keine Zweifel geäußert werden

ProfessionalisierungLauf6_Kiefner-Foto

 Richard Ringer wird es demnächst richten (Foto: Kiefner)
Wir sollten mehr über uns reden und weniger über die anderen.Leider vermisst man auch einmal einen Standpunkt, eine öffentliche Positionierung der DLV-Führungs-Crew, der Bundestrainer zum Leistungsstand, zu Problemen, Bedingungen, Auswegen, zu notwendigen Konsequenzen, zur Teamarbeit, zur Nachwuchs-Talent-Situation oder zur Trainerproblematik. Man vermisst aber auch die Leichtathletik übers Jahr in den Medien. Das Leben besteht doch nicht nur aus Hoffnungen, Vorschauen und mal einem Lob. Es ist Zeit auch über die notwendige Professionalisierung von und durch Profis auch in den Führungsetagen für Leistungs-sport landesweit einmal nachzudenken, sie wissen schon.Deutschland beim Athletics – World Cup in London nur SechsterWelt-Cup, ein Vergleich von acht der besten Leichtathletik-Nationen, mit je einem Teilnehmer pro Disziplin, fand als erster Höhepunkt im Leichtathletik-Sommer im nahen London statt. Leider nahm der DLV diesen Vergleich auch im Sinne der Sammlung außerordentlich wichtiger Wettkampferfahrungen für unsere Besten, warum auch immer, nicht ernst und wurde mit großem Abstand zum Sieger USA Sechster, nur 2 Punkte vor dem Siebten Südafrika. Das Preisgeld von 450.000 US-Dollar kassierte das USA-Team. Das war der Beitrag der Läufer:

800 m Huber, Benedikt  1:48,52 (5.)           800 m Christina Hering  2:01,86 (4.)
1500 m Benitz, Timo         3:53,11 (2.)         1500 m Caterina Granz      4:10,04 (4.)

Team-Platzierung

  1. USA 219
  2. Polen 162
  3. Großbritannien 155
  4. Jamaika 153
  5. Frankreich 146
  6. Deutschland 137
  7. Südafrika 135
  8. China 81

Der Abstand unserer Besten zur Welt erfordert außer-ordentliche Anstrengungen

Die Bestleistungen deutscher Läufer am Ende des Europameisterschaftsjahres 2018 auf allen Strecken sind von der Weltspitze noch so weit entfernt, das in den verbleibenden 2 Jahren nur außerordentliche Anstrengungen zur Nominierung für Tokyo führen, wenn man dort in den Final- bzw. Medaillenbereich kommen will. Die Leistungen, nicht nur der Läufer, waren bei den U18-EM und U20-WM so wohl nicht erwartet. Deshalb müssen nun sicher in der Zentrale auch in diesen Bereich noch einmal einige Steine umgedreht, an den Baustellen intensiv gearbeitet werden.

Die Medien-Berichte von den Olympischen Winterspielen 2018 und die Spitzensport-reform haben noch einmal unterstrichen das „nur ein 4.Platz“ für die Medien zu wenig ist. Deshalb ist aus dieser Ausgangssituation heraus ein positives schönreden auf der Strecke wenig hilfreich und auch die immer wieder optimistischen Vorschauen oder ein als „gut gemeldetes Training“ macht kaum Hoffnung auf einen zukünftigen Final-einzug.

Besonders ärgerlich in dieser zu lange anhaltende Diskussion um eine veränderte Zukunft des deutschen Spitzensports ist die defensive Haltung des DOSB. Sie warten wohl in erster Linie auf mehr Millionen, über neue notwendige Strukturen, über ein „wie anders im Hochleistungssport“ hört man wenig. Auch ihr Renommee hängt schließlich von den Leistungen der Trainer und Athleten ab.

Vielleicht wissen sie wenigstens was Athleten und ihre Trainer für Olympiamedaillen brauchen. Profi sein bedeutet doch das der Sport – Training und Wettkämpfe – ihre Arbeit ist und sie davon leben müssten, von einer Familie und ihrer Zukunft ganz zu schweigen. Oder das Studenten in er Olympiavorbereitung einmal 1-2 Semester aussetzen dürften und Hochbegabte an Eliteschulen des Sports die notwendigen „Mehr-Trainingsbedingungen“ hätten.

Vielleicht sollten deshalb zukünftig auch unter dem Dach des DOSB mehr Profis arbeiten die wissen was professioneller Sport mit Medaillenzielen für Bedingungen braucht. Es reicht nicht den Verbänden vor allem Plan-Vorgaben zu übermitteln.

Als der ehemalige DFB-Kapitän Michael Ballack nach dem WM-Aus deutliche Kritik an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geäußert hat war ihm bestimmt klar es mangelt im Fußball nicht an Geld.

Er vermisste: „Führung? Persönlichkeit? Mentalität?“ Vielleicht könnten das auch Attribute für ein zurück 2020 zu der einstigen Größe der deutschen Leichtathletik sein.

Aber dafür gibt es nur ein miteinander, Arbeit im Team und keinen Schalter.

      Die individuellen Investitionen entscheiden zusammen mit der Arbeit im Team

Die in Vorbereitung auf die EM kritisierte Norm – Norm – Norm – Jagd ist nicht Ursache Nr. 1-2-3. Im Kampf um solche vergleichsweise zu kleinen Ansprüche für Deutschlands Präsentation in der Welt, bei dem sich die wenigsten über ihren großen Fortschritt in Richtung Europas Spitze oder um ihre Annäherung an die Welt sorgten, fehlt mehr Leidenschaft für den Leistungsfortschritt und mentale Stärke für das siegenwollen. Nur ein organisiertes Wettkampfsystem für die Kader aller Altersklassen außerhalb der DM ermöglicht Standortbestimmungen und neue Antriebe. Man hörte sogar mehrfach von „meinem ersten großen internationalen Start bei der EM in Berlin“ – unfassbar.

Leider konnte man das auch in der Jugend beobachten, die DM- und Quali-Normen wurden gefeiert, die Ziele bei den U18/U20 Höhepunkten wenig thematisiert. Ein neuer Anspruch für mehr – größere Annäherungen – sollten deshalb schon 2019 für 2020 gelten.

Als Beispiel soll ein kurzer Rückblick auf die U23-DM gelten:

Dem U23 – Nachwuchs früher Hochleistungstraining lehren

Hoffentlich hat man diese Präsentation der Nachwuchsarbeit in der wichtigsten Altersklasse für zukünftige Spitzenleistungen bei Jahreshöhepunkten – die Ergebnisse der Deutschen U23 – Meisterschaften Ende Juni – nicht schon weit weggelegt. Betrachtet man einmal die Siegerleistungen in den U23 – Laufdisziplinen, dem Jahreshöhepunkt dieser Altersklasse, der ersten strategischen Reserve für die Zukunft des DLV, kann man schon einen richtigen Schreck für die Laufzukunft bekommen.

Ein Leistungsabstand, schon zu unseren besten Aktiven, lässt Ausbildungs- und Anspruchsrätsel, Versäumnisse aus der Vergangenheit aufkommen und man sollte auf Vergleiche unserer 21/22-jährigen Sieger zum gleichaltrigen internationalen Niveau besser gleich ganz verzichten. Davon wird wohl keiner in zwei Jahren für Olympia-Finals in Frage kommen, für die Zeit danach bleiben aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre nur vage Hoffnungen.

Zum Training und zu den Wettkämpfen in Vorbereitung auf die Spiele der XXXII. Olympiade in Tokyo 2020 und danach

Geht man davon aus das die vor Jahren von DLV-Sportdirektor Idriss Gonschinska vorgegebene Aufgabe „Weltklasse in allen AK“ auch in Zukunft für alle gilt, ist die Annäherung deutscher Läufer an die Weltspitze, der Kampf um Siege und Medaillen bei internationalen Höhepunkten in den nächsten Jahren nur durch außergewöhnliche Steigerungen der psychophysischen Belastungen, der Erhöhung der Wirksamkeit des Trainings und einer planvollen Wettkampfgestaltung möglich.

Das wird unter den bisher fast unveränderten Bedingungen für ein notwendiges Hochleistungstraining für die Athleten schwer. Es könnte, vielleicht müsste, noch einmal darüber nachgedacht, neu überlegt werden, was sofort besser zu machen ist. Eine Möglichkeit wäre die persönlichen Defizite, die individuellen Baustellen mit einer Qualitätsoffensive anzugehen, wenn in den kurzen 2 Jahren bis Tokyo die Weltspitze das Ziel sein soll.

Eine größere Bewusstheit der Trainingsgestaltung unter Bedingungen, die ein härteres Training bei optimaler sportmedizinisch-physiotherapeutischer Begleitung ermöglicht, wäre erforderlich. Die Erhöhung der Trainingsbelastung und ihrer Wirksamkeit führt aber nur über eine positive Motivation aller und der Bereitschaft der Läufer neue Ansprüche im Training und in wieder mehr Wettkämpfen realisieren zu wollen.

Das gilt auch für den Nachwuchs, die parallel, aber nicht hektisch, auf die Zeit nach 2020 vorbereitet werden müssen.

Warte nicht länger auf die Hilfen der anderen. Auf diesem zweijährigen Weg zu Olympia werden diese Charaktereigenschaften der hochbegabten und ihren Trainern gebraucht: Der Traum von einem erfolgreichen Olympiastart, Professionalität, Persönlichkeit, Ehrgeiz, Willensstärke, Leidenschaft, Motivation, Disziplin, Konzentrationsstärke, Fleiß, Härte, Teamgeist und ein programmiertes Gehirn.

… und wenn Du einmal stolperst oder gar hinfällst, steh schnell wieder auf!

Erfolge auf diesem Wunschniveau erfordern von a l l e n irgendwie am Spitzensport Beteiligten ab sofort zwei Jahre 100%tigen Einsatz.

Das bereits verstärkte Höhentraining muß fortgeführt werden, gut organisiert im Sinne der Wirksamkeit weiter optimiert, die individuellen Trainingskonzepte noch einmal für den nächsten Schritt überdacht werden.

Dazu zählt auch das erstmalige Höhenaufenthalte eine gut vorbereitete aerobe Qualität erfordern um Wirkung zu erzielen. Der eine oder die andere sollte trotz schon mehrfacher Höhenaufenthalte, mit den Leistungsfortschritten nicht zufrieden sein.

Das uns heute zugängige Wissen und die eigenen sportpraktischen Erfahrungen zum modernen Training, auch der Sportwissenschaft und Forschung anderer Länder, muß noch besser genutzt werden.

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Elena Burkard – die Aufsteigerin des Jahres – 9:29,76 p.B (Foto: Kiefner)

Die Entwicklung von Spitzenleistungen mit „Olympia-Anspruch“ in einem nur zweijährigen Leistungsaufbau erfordert das weitere trainings-methodische Vorgehen ab sofort, auf der Grundlage des bisherigen Trainings, mit neuen stärkeren, vielleicht auch anderen Impulsen. Für schneller näher ans Weltniveau müssen Trainerwissen durchgesetzt und Bedingungen zur Verfügung gestellt werden.

Fokussiert – konzentriert – professionell – willensstark – härter belastbar

Ab sofort alle Kraft und Intelligenz für Olympia

Ein möglicher Leistungsfortschritt um die nötigen 2-3 Leistungsklassen nur in den verschiedenen Laufdisziplinen von 800 m bis zum Marathon wird von der Effizienz der Belastungswirkung auf die individuelle konkrete Leistungssituation bestimmt. Dabei sind neben den physischen Voraussetzungen, die psychischen Fähigkeiten, die mentale Stärke, das sind auch die Willensqualitäten, der Umgang mit den taktischen Vermögen in den Rennen, sowie die Qualität der Lauftechnik als Voraussetzung einer bestmöglichen Laufökonomie, gleichermaßen leistungsbestimmend. Es stellt sich doch in diesem Zusammenhang die Frage wieso so viele Läufer aus Europa vor uns herlaufen können.

Sorry – die derzeit 2.Reihe bitte nicht vergessen (Foto: Kiefner)

Hochbegabte Talente sollten mit ihren Trainern weiter zusammenrücken, im Team in einer geeigneten Umgebung, d.h. dem Winter aus dem Wege gehen, und in den ihnen zur Verfügung stehenden Sportstätten, auf den Straßen und im Höhentraining die Konsequenzen umsetzen. Für die inhaltlich-organisatorische Führung des Gesamt-prozesses – aus dem in 12 Laufdisziplinen bei Männern und Frauen 36 Medaillen bei Wettkampfhöhepunkten möglich wären – bedarf es dem Anliegen entsprechenden Anstrengungen und TEAM-Arbeit. Für alles sind natürlich Trainingsbedingungen und Trainingszeit, die Organisation des Trainings, Geld, Fachkompetenz und Führungs-qualität wichtige Schlüssel für den Erfolg.

Ist der Organismus angepasst führt der Weg zur neuen persönlichen Bestleistung nur über schnelleres laufen, härteres Training, im Prinzip 2-3x wöchentlich. Das setzt natürlich voraus das die Vorbereitung dafür diese „Überlastung“ ermöglicht. Die Geschwindigkeit von Beinen und Armen mit guter Laufökonomie durch Leicht – Lauftechnik und der notwendigen Energieversorgung der Muskulatur in der jeweiligen Phase der Rennen entscheidet schließlich über den Fortschritt.

Mehr Geschwindigkeit im Trainingsumfang – mehr spezielle Kraft und mentale Stärke sind die vorrangigen Ausbildungsaufgaben in den Jahren. Aus Trainersicht wäre die wichtigste Hilfe für die Läufer in der Olympia-vorbereitung ihnen für 3x wöchentlich den Physio zu finanzieren.

*          Belastung bedeutet dabei immer die Summe der Einwirkungen durch den Trainingsumfang, die Trainingsintensität, die Pausen und Pausengestaltung. Die Quantität einer geplanten Qualität (Geschwindigkeit im Trainingsumfang) ist im Lauftraining genauso bedeutend wie z.B. das richtige Krafttraining. Dabei sind alle Bestandteile der Vorbereitung, auch längerfristig, auf die Bedingungen und den Zeitpunkt des Wettkampfhöhepunktes auszurichten. Das schließt die strategische Vorbereitung auf die Dichte der Wettkämpfe beim Höhepunkt (VL – HF – F) durch eine entsprechende, vorbereitend fordernde Wettkampfgestaltung ein.

*          Nur wenn es gelingt in einem individuellen Trainingsregime die Zusammen-hänge von Belastung – Ermüdung – Transformation und Wiederherstellung besser zu organisieren, ist die gewollte Trainingswirkung möglich. Eine zu oft unterschätzte, neue Basis dafür sind die ungenügend verbesserten grundlegenden Leistungsvoraus-setzungen. Dabei führen unterschiedliche genetische Veranlagungen des Individuums, die aktuelle Belastbarkeit und die unterschiedliche sportliche Vergangenheit innerhalb des Kinder- und Jugendtrainings bei gleichen Belastungen Einzelner durchaus zu unterschiedlichen Wirkungen.

Ab sofort müsste es darum gehen nicht nur Deutschlands Beste(r) zu sein

*          Die Möglichkeiten zu hohen psychophysischen Belastungen, die Bereitschaft zu „harten, auch grenzwertigen“ speziellen Trainingseinheiten, setzt die Erhöhung der Wirksamkeit in der Entwicklung der Kraft- / Schnellkraftvoraussetzungen und der Unterdistanzleistungsfähigkeit auch durch verbesserte Schnelligkeitsausdauer, vor allem bis zur Hallensaison, voraus. Die Aufgabe ist schließlich „leichter schneller im Renntempo zu können“ als bisher.

*          Je effizienter, vortriebswirksamer, die bis dahin erarbeitete Lauftechnik, differenziert für Mittel- und Langstreckler ist, umso ökonomischer, energiesparender können Geschwindigkeiten „rund um das Renntempo“ absolviert werden. Dies ist besonders in Phasen wichtig, in denen durch hohe Wettkampfausdauerbelastungen in Umfang und Intensität und einer größeren Anzahl von Wettkämpfen, die Zielleistung angestrebt wird.

*          Diese, durch die Phasen der Leistungsausprägung, der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung, vor wichtigen Rennen angestrebte, beste Leistung des Jahres sollte wegen ihrer herausragenden Bedeutung, längerfristig immer wieder als individuelle Standard-Transformation eingesetzt und optimiert werden. Auch weil im Hochleistungstraining bewiesen ist, dass sich sehr gute Ergebnisse wie beispielsweise Medaillengewinne durch eine gleiche Gestaltung des letzten Mikrozyklus vor dem Erfolg, wiederholen lassen.

*          Um die beste Leistung beim Jahreswettkampfhöhepunkt abzurufen, ist von besonderer Bedeutung, dass beim Athleten auch die mentale Stärke in zunehmend anspruchsvolleren Rennen „trainiert“, das Gehirn programmiert wurde, das „siegen-wollen“, Spurts unter Ermüdung und die Beherrschung der Taktik, auf dem notwendigen Niveau sind. Dafür müssten sich die Besten auf den jeweiligen Strecken in Rennen gegeneinander für eine Nominierung qualifizieren und sich nicht länger aus dem Wege gehen können.

Eine erhöhte Wirksamkeit des Ausdauer- und Kraftausdauer-Basistrainings schafft eine neue Grundlage für mehr. Mit neuen Kraftvoraussetzungen muß auch die Lauftechnik „nachjustiert“ werden.

Geht man davon aus das Läufer in 2 Jahren gegen die in 2000 – 3000 m Höhe in Großgruppen trainierenden Läufer, nicht nur der aus dem Rift Valley, antreten müssen, helfen nur neue höhere Belastungen, am besten denen der Weltbesten immer näher.

Auch die Erfahrungen, das immer bei Olympischen Spielen neue Läufer mit deutlichen Leistungszugewinn auftauchen, warum auch immer, weitere Leistungsfortschritte in der Spitze aber auch normal sind, macht die Arbeit nicht leichter. Auch darauf sollte man vorbereitet sein.

Das bedeutet zugleich das in den Rennen höhere Geschwindigkeiten in den Startabschnitten, Taktikbeherrschung, Tempowechsel und im letzten Drittel auf allen Bahnstrecken ein neues Niveau in den langen und kurzen Endphasen notwendig sind.

Nur wenn es gelingt dafür zuerst die individuelle Ausdauer- und Kraftausdauerbasis (Bereich 2 – 7 mmol/l Laktat) und für die Mittelstrecken zusätzlich die Unterdistanzen, als Voraussetzung für das spezielle Training (im Bereich um vL-10) auf ein neues höheres Niveau zu heben, sind anschließend die notwendigen hohen reizwirksamen, leistungsausprägenden wettkampfspezifischen Trainingsbelastungen möglich. Eine größere Wettkampfanzahl (wie sie früher üblich war) und standardisierte Transfor-mationsphasen, vielleicht sogar eine UWV, unterstützen die Programmierung des Gehirns, entwickeln die sportliche Form, machen Taktiksicher und bauen die mentale Stärke für den Höhepunkt auf.                                ProfessionalisierungLauf10_Kiefner-Foto

Zur Leistungsdichte auf der Zielgeraden (Foto: Kiefner)

1:43 – 3:31 / 1:56 – 4:00 Minuten muß man für OS-Medaillen in den Mittelstrecken können

*          Für die Mittelstrecken helfen das benötigte Niveau in der Laktattoleranz und in der Laktat-Mobilisationsfähigkeit (d.h. im Rennen die zunehmende Ermüdung durch den Laktatanstieg die letzten 200 m im Rennen besser zu können, einschließlich der Ausschöpfung der Energiebereitstellung – im 800 m Lauf beispielsweise bis 24 mmol/l Laktat). Für die Endphasen in den Vorläufen und den Halbfinals sind eine möglichst hohe Schrittfrequenz unter mentaler Vorbelastung, der lange und der kurze Spurt und Tempowechsel auf der Strecke Übungskonsequenzen. Wer beispielsweise über 800 m nach langsamer erster Runde die zweite Runde nicht deutlich schneller kann ist nicht ausreichend gut vorbereitet.

Das wettkampfspezifische Ausdauertraining (wsA) für die jeweilige Strecke ist schließlich für das Ergebnis entscheidend und etwa 4-6 Wochen vor geplanten Wettkampfabschnitten grenzwertig zu „üben“, auch schon einmal für die Hallensaison. Spezifisch bedeutet schnell und lang genug, möglichst nahe der Zielstrecke (ist im Winter auch auf dem Laufband möglich). Ein gutes Maß sind zunächst 75 % der Wettkampfstreckenlänge um das 100%-Ziel-Tempo. Voraussetzung ist natürlich diese Fähigkeit so systematisch aufzubauen, damit sie in diesen letzten 6 Wochen vor dem Höhepunkt auch möglich ist und in den 3 letzten Wochen ins Tapering überführt wird.

Eine auch notwendige offensive Renngestaltung erfordert die Ausprägung besonderer Stärken in der Schnelligkeit – Schnellkraft – Schnelligkeitsausdauer bei gleichzeitiger Motivation und Bereitschaft das neu erarbeitete Niveau auch zeigen zu wollen. Für einen Olympia-Vorlauf beispielsweise ist es wichtig, dass man überzeugt ist, das neue Niveau leicht, auch unter Druck, abrufen zu können. Im Weltniveau muß man auch die Start-Geschwindigkeitsüberhöhung bis etwa 200 m beherrschen.

Ein Blick zu den 100 m Sprintern bei den EM macht deutlich das Schnelligkeit nicht in nur von Lockerheit lebt, sondern auch von Kampf um die mögliche grenzwertige Geschwindigkeit.

In speziellen Krafttraining für Mittelstreckler sind die Trainingseinheiten mit z.B. 2-3 Serien mit abnehmender Wiederholungszahl (8-6-4-2) bei ansteigendem Gewicht (70-75-80-85 % vom Maximum) aufzubauen.

Schnellkraft wird durch individuell hohe Widerstände (für Läufer 70-85 % vom Maximum / „maximalkraftorientiert“) mit niedrigen Wiederholungszahlen „schnell“ und Kraftausdauer durch mittlere Widerstände mit vielen Wiederholungen (50-65 %) zügig, trainiert.

„Besonders für Mittelstreckler mit einem „hohen Anteil“ an schnellen FT- II-Fasern, die bereits den Anschluss nach oben erarbeiten konnten, sollte das zur Konsequenz führen, dass ein maximalkraftorientiertes „schweres“ Krafttraining im Bereich 70 – 85 Prozent dann für weiter verbesserte Voraussetzung führen muss, wenn das explosive Schnellkrafttraining in der Bewegungsgeschwindigkeit an seine Grenzen stößt. Mehr Grundkraft ermöglicht höhere Bewegungsgeschwindigkeiten im Schnellkrafttraining“ (Lothar Pöhlitz 2008)

„Koko 2018“ – Keiner wünscht ihr wieder eine solche Verletzung (Foto: Kiefner)

13:00 – 27:00 – 8:04 / 14:30 – 31:00 – 9:02 und „spurten“ muß man für OS-Medaillen in den Langstrecken können

*          Die Renngestaltung in den Langstrecken 5000 m – 3000 m Hindernis und 10000 m und die zu erwartenden Wettkampfgeschwindigkeiten erfordern die Fähigkeit zu einer großen Variabilität – bei oft langsamen Beginn – Geschwindigkeitsüber-höhungen aus dem mittlerem Renntempo heraus, Aufmerksamkeit immer – und das Laufen in großen Feldern bis zu 25 Startern. Es bedarf einer vielfältigen Taktik – Vorbereitung und rechtzeitigen, mehrfachen Erprobungen in Wettkämpfen.

Die dafür benötigten Willensqualitäten sind nur in Wettkämpfen zu erfühlen. Vortriebs- und Frequenzveränderungen, eine hohe energiesparende Laufökonomie durch eine möglichst optimale leichte Lauftechnik und Tempogefühl sind in den verbleibenden 2 Jahren wichtige Ausbildungsaufgaben für Langstreckler.

Als Qualitäts-Ausdauerbasis (Weltniveau) für vordere Platzierungen in den Langstreckendisziplinen bei Olympia muß man bei Frauen bzw. Männern 15 km Leistungen um 47 Min. (5,32 m/s – 3:08 min/km) bzw. 43 Minuten (5,81 m/s – 2:52 min/km) und eine Halbmarathon – Leistungsfähigkeit um 1:06 (5,32 m/s – 3:08 min/km) bzw. 60 Minuten (5,88 m/s – 2:50 min/km) haben.

Im laufspezifischen Krafttraining entwickeln Zugwiderstandsläufe (ZWL) mit Reifen oder Schlitten oder Berganläufe die spezifische Kraftausdauer. Ihre, vom Widerstand, der Zuglast, Anstiegen, Streckenlängen, Geschwindigkeiten und Pausen abhängige spezifisch komplexe Schnellkraft- bzw. Kraftausdauer-Wirkrichtung erfordert eine gut überlegte Platzierung im Rahmen spezieller Trainingsphasen. In Abhängigkeit von der individuellen Verfügbarkeit allgemein-grundlegender und spezieller Leistungsvoraus-setzungen und den gewünschten leistungsphysiologischen Beanspruchungen sind gut vorbereitete Einsatzzeiträume von 3-6 Wochen im November bzw. im April empfehlenswert.

Zugwiderstands- bzw. Bergantraining entwickeln die spezifische Kraft für den Vortrieb, unterstützen das Unterdistanztraining und schaffen bessere Voraussetzungen für die Endphasen innerhalb des speziellen Trainingsaufbaus, aber nur wenn sie schnell genug absolviert werden. Natürlich ist es auf der Grundlage der individuell-aktuellen Leistungsfähigkeit zu gestalten. Es schließt an eine kraftausdauerorientierte Vorbereitungsphase im Winter an, in der auch die Fuß- und Kniehubkraft entwickelt wurden, und bereitet das disziplinspezifische Ausdauertraining vor. Wichtig ist vor allem die Intensitätsanforderungen, die Zuglasten oder die Berganstiege so zu wählen, dass eine möglichst optimale Lauftechnik bei mindestens wettkampfzielorientierten Geschwindigkeiten (~ 95 -105 % v. RT) erzielt werden kann.

Nicht nur im Marathon endscheiden das Talent, das Höhentraining und letztendlich optimale Proportionen zwischen Geschwindigkeit, Streckenlängen, speziellem Training. spezieller Kraft, Pausengestaltung, der Regenerations-beherrschung, der sportmedizinisch-physiotherapeutischen Begleitung und dem Beitrag des zentralen Nervensystems über den Leistungsfortschritt und letztendlich die Bereitschaft für ein hartes Rennen.

Das Marathonergebnis wird nicht nur von den auf einer optimalen Basisarbeit möglichen, reizwirksamen langen, aber auch schnellen Tempo-Dauerläufen und Marathonspezifischen Läufen (MSL) jenseits der 30 km bestimmt, sondern auch von der Energieversorgung der speziell-vorbereiteten Muskulatur durch optimalen Umgang mit Glykogen und Fetten und der Laufökonomie innerhalb von 2-3 Stunden bis ins Ziel. Nicht so selten wird dabei übersehen, dass auch Unterdistanztraining z.B. für schnellere 10 – 15 – 21,1 km, Geschwindigkeiten oberhalb des Marathon-Renntempos (siehe Leistungsprofil der Besten) erforderlich ist.

Nur mit mehr Geschwindigkeit im wsA-Training kommen Läufer der Spitze näher

Im Marathon sind um 3 mmol/l Laktat das bekannte Maß, im 5000 m Lauf um 15 mmol/l und im 800 m Lauf bis 24 mmol/l mit denen der Organismus lernen muß umzugehen, um sie schließlich im Wettkampf „bis ins Ziel zu ertragen“.

Das setzt logischerweise voraus auch in diesen Laktatbereichen, das bedeutet für die Praxis bis 10 % jenseits der jeweiligen Wettkampfzielgeschwindigkeiten längerfristig zu trainieren. Für eine Verbesserung der Wirksamkeit des Trainings sind die aufgebauten Reserven in allen für die Zielleistung wichtigen Trainingsformen Voraussetzung und von außerordentlicher Bedeutung.

Unabhängig von der Wettkampf-Zielstrecke muß also das Training in den Geschwin-digkeitsbereichen zwischen 90 – 110 % vom Renntempo systematisch zum wichtigen Rennen aufgebaut werden. Das heißt „Arbeit“ im Bereich der Überdistanz (um 90 %) – der Spezialstrecke (um 100 %) und im Bereich der Unterdistanz (um 110 %), mit den dazugehörigen Intervallprogrammen und Pausen.

In der Marathonvorbereitung kommt einer langfristigen Geschwindigkeitsentwicklung zum Rennen hin in den 3 Intensitätsbereichen 80-90 % – 90-100 % und 95-110% eine große Bedeutung zu.

Körper und Geist, Organismus und Gehirn müssen lernen, unabhängig von der Zielstrecke, das Wettkampftempo möglichst effizient immer länger laufen zu können. Dafür sind nun in 2 Jahren die Voraussetzungen zu schaffen. In Aufbaurennen vor der Saison wird der Stand der Ausbildung durch bestimmte Aufgabenstellungen überprüft und die spezielle Ausdauer mitentwickelt. Mental sehr hilfreich sind dabei Starts oberhalb und unterhalb der Zielstrecke (also 3000 m für 1500 m / 400 m für 800 m), mit Geschwindigkeiten oberhalb 100% vom RT.

Die Spiele der XXXII. Olympiade finden vom 24.7. bis zum 9.8.2020 in Tokyo statt – bis dahin sind es nur noch knapp 2 Trainingsjahre

Die Hindernisläufer nicht negieren, besser ihnen helfen (Foto: Kiefner)
Die wichtigen, nur noch 22 Monate der Olympiavorbereitung für die Mittel- und Langstreckler haben bereits begonnen. Die trainingsmethodischen Erfahrungen erlauben für diese außergewöhnliche Zeit die Empfehlung das nach einem auf breiter Front umfangsorientierten ersten Jahr 2018/2019, das Olympiajahr am besten ein Qualitäts- / Intensitätsjahr sein sollte.   Es fehlen Trainingseinheiten, Trainingszeit, Trainingsumfang, Trainingsqualität, mehr qualitative Wettkämpfe und mehr Anspruch ins Weltniveau zu wollen.    
Eine Möglichkeit wäre auch sich durch jährliche Doppelperiodisierungen mit Leistungsausprägungen in einer Hallensaison oder Straßenlauf-Crossphase, mehr wettkampfnahen Trainingseinwirkungen und zeitweiligen Wettkampfverdichtungen sich schneller den Geschwindigkeiten für das Wunschergebnis 2020 anzunähern. Voraussetzungen wäre ein hoher Anspruch an ein komplexes Basistraining im jeweils ersten Teil der MAZ. Ein danach geschwindigkeitsgeführter Belastungsaufbau im Lauf- und Krafttraining, soll am Ende des ersten Makrozyklus, Wettkampfgeschwindigkeiten um 96-97% von den Sommerzielen, möglich machen.

…und a l l e sollten nicht länger ihre Unterdistanzen vernachlässigen

Wenn jährlich 49-50 Wochen genutzt würden um mit reizwirksamen Trainingsmaßnahmen den Leistungsfortschritt zu organisieren, wäre es leichter in den Wochen ab Juni die Bestform bis zum Wettkampfhöhe-punkt mit Akribie aufzubauen. Im Trainings- und Wettkampfjahr 2019 könnten weitere wichtige Erfahrungen auch für eine wirksame UWV 2020 gesammelt werden.

Dabei sollen die bekannten trainingsmethodischen Prinzipien keineswegs außer Kraft gesetzt werden. Zu einer solchen, notwendigen Beschleunigung der Leistungs-entwicklung für die Besten, gehören allerdings auch neue Überlegungen zur Organisation des Trainings, der Wettkampfgestaltung und neuer wirksamer Maßnahmen in der sportmedizinisch-physiotherapeutischen Begleitung. Solche notwendigen spürbaren Verbesserungen setzen beispielsweise höhere Umfänge im Ausdauer-, Kraftausdauer-, speziellen Ausdauer- und speziellen Krafttraining, ein möglichst optimales Verhältnis von Belastungen, Regeneration, Schlaf und Ernährung und im Frühjahr das beste Training des Jahres im Vergleich zu den Winter-Monaten, voraus.

  1. Klein & A. Reh – bleiben Hoffnungen für Olympia (Foto: Kiefner)

m Mittelpunkt des Hochleistungstrainings stehen alle Maßnahmen zur Steigerung der Geschwindigkeit und Qualität des Trainings mit dem Ziel von Siegen gegen die Weltbesten. Das erfordert Belastungssteigerungen im Vergleich zum bisherigen Training, ein ansteigendes, reizwirksames Training im Jahresverlauf, auch in der speziellen Vorbereitung auf den Jahreshöhepunkt und eine dafür zielführende Wettkampforganisation.

Für alle Bahndisziplinen, besonders aber für die 10000m- und die Marathonvorbereitung auf die Rennen in Tokyo 2020 muß, wenn auch die Startzeiten für 7 Uhr morgens neu festgelegt wurden, die Vorbereitung auf das zu erwartende Sommerklima erfolgen.

*    Probleme dürfen nicht nur benannt werden – wenn aber der Weg freigemacht ist muß die Bereitschaft für nun Hochleistungstraining bestehen

*    In einem langfristigen Belastungsplan müssen in den Wochen, wenn ausreichend vorbereitet, je 3 – 4 Trainingseinheiten mit reizwirksamen Laufbelastungen realisiert werden, die zwischen 90 zu 110 % vom Renn-Tempo – also im Unterdistanzbereich, im Überdistanzbereich, im Bereich des speziellen Ausdauertrainings und auch aerob-lang, liegen.

*    Im Frühjahr besser zu trainieren als im Winter bedeutet auch die bisher erreichte Geschwindigkeit im Trainingsumfang zu übertreffen, die Ganzkörper- und spezielle Kraft weiterentwickelt zu haben und die dafür notwendigen Regenerationsmaßnahmen vorbereitend zu organisieren. Ein Ganzkörper-Optimum schließt a l l e Muskeln, Gelenke, Sehnen, Bänder und Faszien ein.

*    Zur Verbesserung der aeroben Leistungsfähigkeit braucht man etwa die doppelte Zeit als zur Entwicklung der speziellen Ausdauer. Das schließt ein, dass parallel dazu immer die Motorik, die Schnelligkeit und Schnelligkeitsausdauer mitentwickelt werden müssen.

*    Zur Ausprägung der Wettkampfleistung dürfen Trainingsintensitäten um 5-10 – 15 % über dem Renntempo nicht fehlen. Dies gelingt umso besser je höher das Niveau der VO2max und der Laktattoleranz vorbereitend aufgebaut wurde.

*       Dazu gehört das sich in den Wochen, in Abhängigkeit von steigenden Intensitäten, das Belastungs- / Erholungsverhältnis von 3:1 über 2:1 zu 1:1 hin entwickeln sollte. Das heißt 1:1 vor allem dann, wenn wichtige Wettkampfwochen bevorstehen.

*    In diesen Phasen sollte mit Akribie an der Ausprägung einer möglichst guten, vortriebwirksamen Lauftechnik gearbeitet werden. Das gilt sowohl für schnelle Dauer-läufe, als auch für das Qualitäts – Tempolauftraining. Übe technisch gut „schnell zu laufen“ und jogge weniger oft.

*    Die Füße sind der Läufer wichtigste „Instrumente für die angestrebte Leistung“. Damit sie gesund und kräftig arbeiten können müssen sie speziell ausgebildet und zugleich gepflegt werden. Dazu gehören die richtigen Schuhe zu unterschiedlichen Untergründen (Bahn, Straße, Gelände, Rasen, Cross), oft wechselnde Bodenverhält-nisse und ein nach dem Winter vorsichtiger Einsatz der Spikes.

*    Aufbauwettkämpfe sind wichtige Trainingsformen und können im 2.Teil eines MAZ eine hohe Bedeutung für die Entwicklung der wettkampfspezifischen Leistungs-fähigkeit haben. Sie sind aber so vor- und nachzubereiten, zu organisieren, dass das „Trainingsziel hohe Qualität“ (offensiv von vorn oder als kurzer oder langer Spurt) auch realisierbar ist. Innerhalb der Woche ersetzen sie dann – qualitativ genutzt – eine Trainingseinheit entsprechender Qualität. In solchen Rennen darf es nicht länger um Siege gegen leichte Gegner gehen, vielmehr um den eigen Leistungsfortschritt als Test.

*    Für ein komplexes Training ist es wichtig die eigenen, individuellen Trainings-zonen zu kennen und zu wissen welche Anpassungen man mit welchem Training erreichen will. Je höher die Ziele sind, umso mehr sollte man über die Trainings-methodik wissen. Natürlich ist das Trainingsalter- bzw. Ausbildungsabhängig.

*    Hartes, auch mal schmerzhaftes, überzeugendes, Zweifel beseitigendes Partner-Training entwickelt die mentale Stärke und programmiert das Gehirn. Dafür werden entsprechende Trainingseinheiten genutzt und Selbstgespräche erlernt. Denke nie das Du es nicht schaffst, aber vergiss auch nicht das Niederlagen auf diesem Wege Teil des Leistungsaufbaus sein können. Alles ist auf das Ziel beim Wettkampfhöhepunkt ausgerichtet. Auf diesem Weg gibt es keine Frühform.

*    Eine positive Motivation der Läufer und ihrer Trainer, sowie die Unterstützung durch den DLV, ihre unbedingte Bereitschaft und ihr Wille für sich selbst ein außer-gewöhnliches Olympiaziel zu schaffen, muß sich in ihren Maßstäben im Training und den Wettkämpfen in den bevorstehenden zwei Jahren zeigen.

*   Für alle diese Aufgaben sollten die möglichen Hilfen durch Partner – wie z.B. den OSP, der Sportmedizin, von Physiotherapeuten, Leistungs-Psychologen und / oder Ernährungsberater zuerst organisiert werden.

Wichtig ist schließlich sich auf das zu erwartende Tokyo-Sommer-Klima 2020 gut vorzubereiten

„Führung schafft Orientierung“

Mathias Sammer bei BILD.de am 27.4.2018: „Es ist wichtig, hierarchische Themen in  den Mittelpunkt zu stellen. Wenn man mit Menschen zu tun hat, muss es Orientierung geben! Für Erfolge braucht man viele Faktoren: Hierarchien, Strukturen, Zielsetzungen, Identifikation und Willen – ein entscheidender: das Miteinander. Die erste Frage darf nicht sein: Was kann mir das System geben? Sondern: Wie können wir das System gemeinsam besser machen?“  

Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy                                                                                                                      

 *Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler – DLV-Bundes-trainer 1980 – 1998 i. R. / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjährig Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule

 

 

 

author: GRR