Die Spiele der XXXII. Olympiade finden vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 – in Tokyo statt
19 Medaillen (6x Gold, 7x Silber, 6x Bronze) haben der Leicht-athletik richtig gutgetan, sicher viele Fans und hoffentlich auch die Medien zurückgewonnen. Die „kleinen“ Organisationspannen werden demnächst ausgebügelt. Der DLV is back, erst einmal in Europa. Nur schade das die Läufer in den Stunden der Bewährung des Jahres 2018 mit 1x Gold nur einen zu kleinen Beitrag leisten konnten. Aber sie haben gekämpft. Man sollte sie, gerade jetzt, aber nicht links liegen lassen. In Tokyo wird „jedes Bein“ gebraucht, auch weil keine Goldkörnchen auf Bäumen wachsen. Kein Trost – aber ein Signal – ist das es auch im Sprint – im Sprung und im Wurf unerwartet Verluste gab.
Gesa Krause – Europameister 2016 und 2018 (Foto: Kiefner)
Gesa Felicitas Krause: EM – Gold 2016 und auch EM – Gold 2018
Seid ihrer Europameisterschaft 2016 und ihrem spektakulären Sturz 2017 war Gesa Krause eine der DLV-Vorzeigeathletinnen und Hoffnungsträgerin bei leichtathletik.de in Wort und Bild. Jetzt hat sie, trotz größeren Anlaufschwierigkeiten im Jahr, den EM-Titel verteidigt. Der Druck war groß. Wie sie es schließlich löste, mit guter Technik an den Hindernissen und Wassergraben und vorsichtiger, aber erfolgreicher Taktik war richtig gut. Das sie unmittelbar danach den angestrebten Weg in die Weltspitze bis 2020 versprach spricht für sie. Dafür aber muß man 9:00 Minuten können.
In diesem Lauf hat Elena Burkard ihren Aufstieg 2018 zu den Besten mit p.B., offensiver Renngestaltung und einen 6. Platz beim Jahreshöhepunkt allen eindrucks-voll verdeutlicht. Glückwunsch auch ihrem Trainer.
Auch Alina Reh´s 4.Platz über 10.000m war toll – eine Leistung die eine Medaille wert war, taktisch geschickt, diszipliniert und immer mit Übersicht. Ihr Potential zeigte sie auf der Zielgeraden. Da gibt es kein hätte und wenn, ihre Zeit kommt.
Nach langwieriger Knieverletzung und viel „Ersatztraining“ hat Konstanze Klosterhalfen mit Jahresbestleistung und einen tollen 4.Platz, schon wieder in Medaillennähe, über 5000m in 15:03,73 bei einer EM, vor allem Nervenstärke und Übersicht bewiesen und fast schon wieder Anschluß an ihr vorheriges Leistungs-potential gefunden. Das ist das wichtigste und beruhigt.
Eine große Enttäuschung – Richard „sollte“ doch eine Medaille.
Bei den Männern war eine Medaille für Richard Ringer im Vorfeld das Mindeste. Eine der größeren Enttäuschungen nach den tollen 27:36,52 im Mai. Die Bedingungen, Trainingsfehler, ein gebrauchter Tag, schwere Beine, oder….führten ihn schon nach etwa 6000m des 10000m Rennens in die Katakomben. Dann kam auch noch die Absage der 5000m, Wadenprobleme, schade. Ob die Trennung von seinem langjährigen Trainer Eckhard Sperlich gut überlegt war? Nun muß alles noch einmal überdacht und vor allem der Kopf neu programmiert werden.
Zu den größeren Enttäuschungen – ohne Fortschritte in Richtung Weltniveau und damit Olympia 2020 – wo die Besten 10-15 Minuten schneller können – muß man leider, neben den Mittelstrecken, auch den Bereich Marathon / Straße der Männer und Frauen zählen. In der EM-Stunde der Bewährung, vor eigenen großen Zuschauer-interesse, wurde die im Vorderfeld weiter vorn erwartete Katharina Heinig Sechszehnte (2:35:00) und damit war sie auch noch „sehr zufrieden“. Phillip Pflieger erreichte zum wiederholten Male das Marathonziel nicht, bei 33 km war er leer.
Alina – Dein 10.000m Vierter war eine Medaille wert (Foto: Kiefner)
Wenn aber am Ende der Woche in 12 Laufstrecken nur eine Läufermedaille zu bilanzieren ist und das nur „gegen Europa“, bei einem gleichzeitigen Blick zum Weltniveau, ist eine tiefgründige Analyse im TEAM unausweichlich. Man hat zudem noch das Gefühl das inzwischen Europas Trainer und Läufer wieder ernsthafter mit Hochleistungstraining vorbereitet Siege anstreben, ihre Länder repräsentieren wollen und mit starken Nerven auf die internationalen Podien streben. Und noch eins, man braucht weniger nach Argumenten zu suchen, wenn Amateure gegen Profis mit zum Teil großen Abstand hinterherlaufen.
Die Bedingungen bei den WM 2019 und OS 2010 werden nicht leichter
Nun sind es nur noch zwei Jahre – natürlich geht es in diesem Beitrag um die Olympische Leichtathletik und Olympische Spiele. Dabei geht es nun nicht länger um Rückblick, nicht gewonnene EM-Medaillen oder die Nationenpunkte, es geht vor allem um einen Blick voraus, um unseren Leistungsstand – kurz nach den EM in Berlin – um die Position deutscher Läufer demnächst in Europa und der Welt. Sorry wenn in diesem Zusammenhang auch einmal ein paar notwendig kritische Worte fallen oder gefallen sind, wer traut sich denn heutzutage sonst noch „Ehrlichkeit“ zu. „Man muß doch einmal offen darüber reden dürfen“, sagt man oft landläufig. Noch dazu, wenn es um die internationale Konkurrenzfähigkeit, die ja auch der DLV offen bekennt, also um die Profis, geht. Und die Fans haben uns mehr als deutlich gezeigt, dass sie auch die Leichtathleten ganz toll mögen, so sie bereit sind um Siege und Medaillen zu kämpfen.
Offensiv üben und variable Taktik für Höhepunkten erarbeiten (Foto: Kiefner)
Wir brauchen Persönlichkeiten die siegen wollen
Die vom Fach wissen das Laufen für Profis ein Vollzeitjob ist, mit 20-30 Stunden Vorbereitung pro Woche, ganz- und mehrjährig, sportmedizinisch-physiothera-peutischer- und Trainer-Begleitung, inzwischen Wettkämpfen in der ganzen Welt. Und je bedeutender die Erfolge bzw. Medaillen sein sollen, umso größer ist Investitions- und damit der Sponsoren- bzw. Förderungsbedarf. Trotzdem bemühen sich immer noch viele neben Beruf oder Studium ohne materielle Hilfen um Verbesserungen, auf der Bahn oder Straße. Und wenn sie dann „nur Vierter“ geworden sind, haben sie „die Medaille verpasst oder nur Blech gewonnen“. Auch diesmal war es in den Medien wieder wie immer: Medaillen, Medaillen, Medaillen. Trotzdem hoffen alle, vielleicht sogar schon in zwei Jahren, auf einen Platz in der Olympiamannschaft.
Dann sollte aber die Teilnahme-Norm-Jagd durch andere Qualifikationskriterien weiter Weg vom Höhepunkt gelten. Es geht um Olympia, das größte Sport-Event aller vier Jahre, bei dem Profis aus der ganzen Welt eine Olympiamedaille wollen, „mit oder ohne“. Eine Nominierung auf den letzten Drücker ist für die Entwicklung der sportlichen Form eine untaugliche Organisationsform. Und wir brauchen Persönlichkeiten die siegen wollen. Vielleicht kann die LCA mit diesem Beitrag auch ihr Bemühen unterstützen.
„Wir sind für Euch da“ – bitte aber auch 2019 und 2020
Positiv ist rückblickend, dass man in diesem Zusammenhang und in Vorbereitung auf die Berlin-EM immer mal wieder auch über größere Bemühungen um ein verbessertes Training lesen konnte. Ob es aber schon Hochleistungstraining war? „Mit über 120 Athletinnen und Athleten haben wir so viele Aktive wie noch nie nominiert“, sagte Idriss Gonschinska, Sportdirektor des DLV in seiner Vorschau. Hoffentlich gilt sein Versprechen vor Beginn der EM auch für die Unterstützung in den zwei Jahren Olympiavorbereitung: „dass das komplette Betreuerteam, angefangen bei den Trainern, den Physiotherapeuten, Ärzten, den Psychologen und dem Medienteam nach dem Slogan agiert: „Wir sind für euch da.“ Die zu vielen Verletzungsprobleme – die vielen auffälligen Tapes in Berlin unterstreichen die Notwendigkeit einer professionellen physiotherapeutischen Betreuung dort wo sie trainieren und eine noch bessere Organisation für das Hochleistungstraining.
Erfreulich war eigentlich die breite EM-Nominierung für die Läufer, dachte man. Internationale Wettkampferfahrung aber auch unter Druck müßte man im Vorfeld sammeln, Taktik im Spitzenbereich darf kein Fremdwort sein. Die Ergebnisse haben gezeigt das es bei diesem „Testlauf“ mit der sportlichen Form, der möglichen persönlichen Bestleistung beim Jahreshöhepunkt und dem taktischen Repertoire gegen die teilweise um zwei Klassen besseren, noch nicht internationalen Ansprüchen genügte. Die Mehrzahl muß nun öfter bei internationalen Großveranstaltungen „Härte und Wettkampferfahrung erarbeiten“ und der Verband muß den Athleten beim Hochleistungstraining helfen, im umfassenden Sinne.
Alle sollten auch einmal intensiv – ruhig auch öffentlich – über Qualität, Bedingungen, Trainingsbelastung, Trainerfortbildung (neue sind ja nicht „am Lager“) und notwendige Teambegleitung reden. Auch weil – wie man hört – der DLV sich an nicht wenigen, schließlich doch für die EM Nominierten nur wenig Anteil gutschreiben kann. So halten sich die Kritik-Möglichkeiten ja auch in Grenzen. Fordern oder erwarten funktioniert nicht ohne zu fördern, 2018 hat es gezeigt.
Die LCA wird sich auch diesmal wieder nur um die Olympischen Laufdiszipli-nen sorgen und ein paar Gedanken äußern, wo „sie“ herkommen, wo „sie“ stehen und wie „sie“ dort hinkommen könnten wo sie „hinsollen“.
Mehr Höhentraining für die Ausdauerdisziplinen brachte Fortschritte vor der EM, aber auch offensichtliche Mängel in der trainingsmethodischen Beherrschung. Zu lange wurde gezögert, einige wollen noch nicht, einige haben wohl das Geld dafür nicht, vielleicht erinnern sie sich nicht das bereits in den 80iger Jahren damit hervorragende Ergebnisse (z.B. durch Margit Klinger, Brigitte Kraus, Roswitha Gerdes) erzielt wurden. Jetzt bitte nicht nachlassen, das ist für alle Ausdauerdisziplinen neben der mehr zu investierenden Trainingszeit wohl der wichtigste Schlüssel. Dem Fachpersonal beim DLV ist sicher nicht entgangen das der 17jährige Jakob Ingebrigtsen (NOR) seine 13:17,06 Minuten mit Europarekord seiner Altersklasse über 5000 m auch seinen vielfachen Höhenaufenthalten in Kenia, zusammen mit seinen Brüdern, zu verdanken hat. Nun siegte er innerhalb 24 Stunden über 1500 m und 5000m. Wenig passend das Trainer nicht nur staunen, auch im Vergleich „deutsche Mittelmaß-Läufer“, sich weniger für ihr Training interessieren, sondern ihnen immer erst einmal Doping zutrauen. Dafür sind aber IOC – IAAF und WADA zuständig, auch wenn deren Alibi bisher vor allem die Russen sind.
P.S. – Ich konnte die Zweifel gegenüber den Leistungen der 3 Ingebrigtsen-Brüder in meinem fachlichen Umfeld nicht entkräften, aber auch nicht beantworten warum beispielsweise gegenüber den 3 überlegen ersprinteten Goldmedaillen der Britin Dina ASHER-SMITH oder den 6,05 m im Stabhoch-sprung eines 18jährigen Schweden keine Zweifel geäußert werden