Universitäts-Professor Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann, vollendet am Donnerstag, dem 30. Januar, sein 95. Lebensjahr. - Foto: Deutsche Sporthochschule Köln
Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Wildor Hollmann vollendet 95. Lebensjahr
Der Begründer und langjährige Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln, Universitäts-Professor Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann, vollendet am Donnerstag, dem 30. Januar, sein 95. Lebensjahr.
Wildor Hollmann gilt als Nestor der deutschen und international als ein wichtiger Motor der Sportmedizin, der seit den 1950er Jahren dieses neue Fachgebiet wegweisend mit geprägt hat.
Wildor Hollmann wurde als Sohn eines Prokuristen in Menden (Märkischer Kreis im Sauerland) geboren. Nach dem Abitur und der Ableistung seines Wehrdiensts in den letzten Kriegsjahren mit anschließender Gefangenschaft studierte Hollmann Medizin an der Universität zu Köln und begann bereits 1949 mit ersten experimentellen Untersuchungen über den Einfluss von körperlicher Arbeit und Training bzw. über die Auswirkungen von Bewegungsmangel auf den gesunden und den kranken Menschen.
Zu dieser Zeit war er noch als Arzt an der Medizinischen Universitätsklinik in Köln unter der Leitung seines medizinischen Mentors Prof. Dr. Hugo Wilhelm Knipping (1895-1984) tätig, bevor er 1956 einen Keller an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Köln mietete, um hier als privates „Ein-Mann-Institut“ seine Forschungen mit (vor allem studierenden) Sportlerinnen und Sportlern zu intensivieren.
Der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes, Willi Daume (1913-1996), war auf den jungen Forscher Hollmann aufmerksam geworden und sorgte für finanzielle Unterstützung durch ein Kuratorium für Sportmedizin. Zehn Jahre später übernahm das Land Nordrhein-Westfalen das Institut als staatliche Einrichtung.
Wildor Hollmann promovierte 1954 zum Dr. med. und habilitierte 1961 für das Fachgebiet Sportmedizin. Im Jahre 1965 erfolgte die Berufung auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin an der DSHS Köln. Aus dieser Einrichtung sollten unter der Leitung von Wildor Hollmann 24 Habilitationen und später daraus 14 Professorinnen und Professoren hervorgehen. Wildor Hollmann reüssierte auch als gefragter Wissenschafts-Manager: 1965 wurde er erstmals zum Prorektor der DSHS Köln gewählt, von 1969 bis 1971 stand er als Rektor der DSHS an der Spitze als Nachfolger von Prof. Dr. h.c. Lieselott Diem (1906-1992):
„Als er im Februar 1990 emeritiert wurde, hatte er der Kölner Hochschule über vier Jahrzehnte gedient und ihr ganz wesentlich mit zu heutigen Weltgeltung verholfen“, schrieb der Chronist des DSB, Fritz Mevert, anlässlich Hollmanns 85. Geburtstag in der DOSB-PRESSE. Bis heute ist der Emeritus Hollmann, der in Brüggen (Kreis Viersen am Niederrhein) lebt, in der Lehre an der DSHS mit Vorlesungen zu sportmedizinischen Themen weiter aktiv und bei Studierenden nach wie vor beliebt.
Wildor Hollmann war u.a. Präsident des Deutschen Sportärztebundes sowie des Weltverbandes für Sportmedizin, Vorsitzender des Fachbereichs Sportmedizin im Bundesinstitut für Sportwissenschaft (damals noch auf dem Campus der DSHS) und Chefredakteur der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin. Von 1994 bis 1997 amtierte er als Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Viele Jahre arbeitete Wildor Hollmann als betreuender Sportarzt für die Nationalmannschaften im Fußball (1958-1978), im Golf (1959-1963) sowie im Hockey (1964-1971).
Auch die Liste der Ehrungen, mit denen die sportmedizinischen Verdienste von Wildor Hollmann weltweit bedacht wurden, ist lang und vielschichtig: Im Jahre 1961 erhielt er die Carl-Diem-Plakette für Sportmedizin und Sportwissenschaft (heute Wissenschaftspreis des Deutschen Olympischen Sportbundes) des DSB, drei Jahre später den Hufeland-Preis für Präventivmedizin, 1976 den Philip-Noel-Baker-Forschungspreis der UNESCO, im Jahre 2002 wurde er mit der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft geehrt. Die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm das Schulterband zum Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Anlässlich seines 95. Geburtstags am Donnerstag wird am Vortag in einer Feierstunde an der DSHS Köln eine Dauerausstellung mit zahlreichen Erinnerungsstücken aus dem Leben und dem sportmedizinischen Wirken von Wildor Hollmann zu seinen Ehren eröffnet: „Als Wildor Hollmann 1958 das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln in Verbindung mit der Medizinischen Universitätsklinik Köln gründete, konnte er sicher nicht ahnen, dass 62 Jahre später auf der Basis seiner wissenschaftlichen Erfolge mit weltweiter Anerkennung einmal eine Dauerausstellung gegründet würde“, stimmt der heutige Rektor der DSHS, Prof. Dr. Heiko Strüder, auf den 95. Geburtstag und die Eröffnung der Ausstellung über und mit Wildor Hollmann ein.
Die DSHS Köln hatte ihm bereits 1995 den Titel „Ehrenbürger der Deutschen Sporthochschule Köln“ verliehen.
Ganz zum Schluss: In den frühen 1970er Jahren hat Wildor Hollmann aufgrund der Erkenntnisse seiner damaligen Forschungen den bis heute vielzitierten Satz geprägt: „Durch ein geeignetes körperliches Training gelingt es, 20 Jahre lang 40 Jahre alt zu bleiben“ … alle, die sich bis jetzt schon 40 Jahre daran gehalten haben bzw. auf einem „bewegten Weg“ dahin sind, können (irgendwann) zusammen mit Hollmann „ihren“ speziellen Geburtstag feiern …
Prof. Detlef Kuhlmann