Symbolfoto: Die Olympischen Ringe - Foto: Horst Mlde
Prof. Dr. Arnd Krüger vollendete 75. Lebensjahr – Forscher und Förderer der Sportgeschichte
Der frühere Weltklasse-Leichtathlet und vielseitige Sportwissenschaftler Prof. Dr. Arnd Krüger hat heute am Montag, 1. Juli, sein 75. Lebensjahr vollendet.
Der in Mühlhausen (Thüringen) geborene und heute mit seiner Familie in Peine (Niedersachsen) lebende Arnd Krüger war 1968 Olympia-Teilnehmer bei den Spielen in Mexiko-City und schied dort im Zwischenlauf über 1500 m aus. Als Mittelstreckler wurde er elfmal bei Länderkämpfen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) eingesetzt. Für den Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) nahm er 1965 an den Studenten-Weltmeisterschaften teil.
In seiner Karriere war zehnmal Deutscher Meister und zweimal Deutscher Hochschulmeister über 800 bzw. 1500 m.
In seinem Heimatverein CSV 1910 Marathon Coesfeld, dem er über 60 Jahre angehört, hält er bis heute elf Vereinsrekorde. So ganz nebenbei erfand er dort 1967 den Martins-Crosslauf, der bis heute jährlich in Krefeld ausgetragen wird.
Einige persönliche Bestleistungen von Arnd Krüger lauten: 1:47, 7 sec (über 800 m), 2:20,5 (über 1000 m), 3:38,8 (über 1500) und 14:06,8 (über 5000). Während seiner Laufbahn startete Arnd Krüger auch für SV Bayer Leverkusen, den ASC Darmstadt, den OSC Berlin und ließ seine Karriere beim TSV Waake und (Landkreis Göttingen) und MTV Stederdorf (Peine) ausklingen.
Nach dem Abitur in Krefeld studierte Arnd Krüger die Fächer Geschichte, Englisch, Philosophie und Sport an der Universität Mainz und der University of California mit dem Abschluss Bachelor. Im Jahre 1971 wurde er an der Universität zu Köln in Geschichte mit einer Arbeit über „Die Olympischen Spiele 1936 und die Weltmeinung: Ihre außenpolitische Bedeutung unter besonderer Berücksichtigung der USA“ promoviert.
Arnd Krüger arbeitete von 1971 bis 1974 als Referent beim Bundesausschuss Leistungssport (BA-L) des damaligen Deutschen Sportbundes in Frankfurt und war hier u.a. als Redakteur für die Zeitschrift „Leistungssport“ zuständig.
Von 1974 bis 1978 war er wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Horst Käsler (1926-1987) und Prof. Rolf Andresen (1925-2008) am Seminar für Leibeserziehung der Pädagogischen Hochschule in Berlin-Lankwitz. In dieser Zeit hatte er auch einen Lehrauftrag an der Trainerakademie in Köln und arbeitete ehrenamtlich als Vizepräsident und Pressewart beim Berliner Leichtathletik-Verband, bevor er als Professor in den Arbeitsbereich Training und Bewegung an das Institut für Sportwissenschaft (heute: Institut für Bewegungswissenschaft) der Universität Hamburg gerufen wurde. Von 1977 bis 1982 war Arnd Krüger Vorsitzender des Forums für Sportgeschichte in Berlin, dem Förderverein des Sportmuseums Berlin.
Von 1980 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahre 2009 war die Georg-August Universität Göttingen die berufliche Heimat von Arnd Krüger, wo er eine Professur für Sportwissenschaft innehatte, hier mehrfach zum Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Sportwissenschaften und sogar zum Dekan der Sozialwissenschaftlichen Fakultät gewählt wurde.
Als zwei Leuchtturmprojekte der Göttinger Zeit sind u.a. die Errichtung eines für damalige Zeiten neuartigen Magister-Studienganges Sport am Institut und die Gründung eines bis heute bestehenden Sportkindergartens in seinem Arbeitsbereich „Gesellschaft und Training“ in Erinnerung geblieben.
Arnd Krüger hat immer besonderen Wert auf die Förderung des sportwissenschaftlichen Nachwuchses gelegt. Über 60 von ihm betreute Promotionen zeugen davon. Zu seinem Werk gehören über 40 Bücher bzw. Sammelbände, die in 15 Sprachen übersetzt wurden. Arnd Krüger hatte u.a. Gastprofessuren in Japan und Mexiko. In seinem akademischen Schaffen lag und liegt ihm bis heute die Sportgeschichte besonders am Herzen. Hier hat er speziell für Niedersachsen herausragendes geleistet:
Arnd Krüger gehörte 1979 dem Gründungsausschuss des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte (NISH), das seinen Sitz zuerst in Hoya (Landkreis Nienburg/Weser) hatte und sein 2001 in Räumlichkeiten beim Landessportbund Niedersachsen in Hannover untergebracht ist. Arnd Krüger wurde 1981 Gründungs- und Vorstandsmitglied, von 2000 bis 2018 war er Vorsitzender, bis heute ist er als dem NISH als stellvertretender Vorsitzender aktiv verbunden.
„Arnd Krüger hat dem NISH mit seinen Ideen und Vorstellungen Leben eingehaucht und die Entwicklung ständig vorangetrieben“, würdigte Wilhelm Köster als NISH-Vorsitzender die hohen Verdienste von Arnd Krüger anlässlich der Verleihung der Dr.-Bernhard-Zimmermann-Medaille am 4. Juni 2016.
Diese Auszeichnung wird vom NISH an verdiente Sporthistoriker vergeben und erinnert zugleich mit dem Namen Bernhard Zimmermann (1886-1952) an den Gründer und früheren Leiter des Instituts für Leibesübungen an der Universität Göttingen, der wegen seiner jüdischen Frau 1937 von den Nationalsozialisten in den Ruhestand versetzt wurde und ein Jahr später nach Schottland emigrierte.
Prof. Detlef Kuhlmann