Nur zwei einsame Läufer zu sehen: die Leere auf den Sportfeldern wird zu einem gesellschaftlichen Problem. - Foto: Horst Milde
Probleme im Breitensport: Massiver Mitgliederschwund befürchtet – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Breitensportvereine erwarten wegen der Corona-Krise einen Rückgang von einer Million Mitglieder. Sie rufen die Politik auf, Sport für Kinder und Jugendliche so früh wie möglich wieder zu erlauben
Die größten Breitensportvereine Deutschlands appellieren an Bund und Länder, ihr Ausbluten durch die Maßnahmen zum Schutz vor der Covid-19-Pandemie zu verhindern. Sie seien davon in aller Härte betroffen.
Der Fortbestand der Strukturen, welche innovative Sportvereine über Jahrzehnte aufgebaut haben, sei gefährdet.
Durch die Einschränkung von Sport und Bewegung in Gruppen und in Innenräumen verlören die mehr als 180 Vereine des Freiburger Kreises massiv Mitglieder, warnt die Organisation. Für das nächste Jahr erwartet sie einen Rückgang ihrer mehr als eine Million Vereinsmitglieder um zehn Prozent. Dies bedeute für jeden einzelnen ihrer Vereine einen Beitragsrückgang in sechsstelliger Höhe. Zugleich blieben durch das Eigentum von großen Liegenschaften und die Beschäftigung von hauptamtlichem Personal die Kosten weitgehend bestehen.
Von der Sonderhilfe des Staates könnten die Vereine überwiegend nicht profitieren, da dafür die Gefährdung der Existenz Voraussetzung sei. Diese zeichne sich zwar ab, liege aber aktuell nicht vor. Der Freiburger Kreis schlägt deshalb vor, kurzfristige Nothilfen in langfristige Zuschüsse umzuwandeln, etwa für Übungsleiter bis 2023.
Der Freiburger Kreis ruft die Politik auf, den Breitensport für Kinder und Jugendliche so früh wie möglich wieder zu öffnen.
Er äußert sein Unverständnis dafür, dass der Sport für Erwachsene umfassend und flächendeckend geschlossen wurde, auch für Bereiche, in denen Schutzmaßnahmen gut eingehalten werden könnten. Vereine mit eigenen Sportanlagen erlebten, dass am Vormittag Schulklassen die Sportstätten nutzten, Kinder und Jugendliche aber nicht die Sportstunden des Vereins am Nachmittag besuchen dürften.
Die Großvereine weisen darauf hin, dass es ihnen nicht schwer falle, ihre Hygienekonzepte auch bei Kindern und Jugendlichen durchzusetzen; Disziplin gehöre zum Sport. Im Falle positiver Testergebnisse sei Nachverfolgbarkeit stets gegeben.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 19.11.2020