Katrin Müller-Rottgardt © Ralf Kuckuck/ BS Berlin
Para Leichtathletik-EM BERLIN 2018: Von der Atmosphäre beflügeln lassen – Felix Streng, Johannes Floors, Mathias Schulze und Nicole Nicoleitzik sind Europameister
Erfolgreicher Start in den dritten Wettkampftag bei den Para Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin: Katrin Müller-Rottgardt im Weitsprung und Hanna Wichmann im Kugelstoßen holen die Medaillen zehn und elf für die Deutsche Paralympische Mannschaft bei der Heim-EM im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.
Für die sehbehinderte Katrin Müller-Rottgardt war es der zweite Medaillenjubel innerhalb von nur rund 17 Stunden. Freute sich die 36-Jährige vom TV Wattenscheid 01 am Dienstagabend über den EM-Titel im Finale über 100 Meter, sprang sie nun zu Silber. 5,06 Meter bedeuteten Saisonbestleistung – und zwei Zentimeter Vorsprung vor Bronze.
„Das Ergebnis ist einfach großartig, ich habe das Bestmögliche herausgeholt. Die tolle Stimmung auf den Rängen hat mich richtig beflügelt. Es hat Spaß gemacht“, sagte Müller-Rottgardt, die über 200 und 400 Meter noch mindestens zwei weitere Starts auf dem Programm hat.
Im Gegensatz zur erfahrenen Athletin, die bereits bei den Paralympics in Athen antrat, war die EM-Teilnahme für die 21-jährige Hanna Wichmann ihre Premiere auf internationaler Bühne. Umso erfreulicher, dass 4,45 Meter im Kugelstoßen der Startklasse F32 direkt zu Bronze reichten.
„Ich bin so froh, dass ich es so gut hinbekommen habe. Es war mein erster großer Wettkampf. Bronze ist super, ich bin sehr zufrieden“, freute sich die Athletin der HSG Uni Greifswald, die von ihrer Familie im Stadion angefeuert wurde.
Felix Streng, Johannes Floors, Mathias Schulze und Nicole Nicoleitzik sind Europameister – dazu am Abend noch dreimal Silber und zweimal Bronze
Das vierte Gold schnappte sich Nicole Nicoleitzik in 31,87 Sekunden über 200 Meter. Die 23-Jährige vom TV Püttlingen sprintete als Schnellste ins Ziel und war völlig überwältigt: „Ich bin richtig fertig. Ich kann es nicht fassen und kann auch nichts sagen. Alles oder nichts war mein Motto, die Saisonbestleistung war mein Ziel, aber dass es Gold wird, ist Wahnsinn.“
Bereits die zweite Silbermedaille gab es für die Leverkusenerin Irmgard Bensusan, die im Ziel mit dem Sieg der Niederländerin Marlene van Gansewinkel über 200 Meter alles andere als zufrieden war: „Sie ist so schnell geworden, ich weiß nicht, was ich dagegen machen soll.“
Nach Gold über 400 Meter gab es auch für Lindy Ave von der HSG Uni Greifswald Silber. Im Weitsprung sprang sie 4,71 Meter und sagte: „Es war super, aber die Landung hätte besser sein müssen.“ Trainer Peer Kopelmann zeigte sich wesentlich euphorischer: „Es war ein schöner Wettkampf, Lindy war sehr souverän und meiner Ansicht nach auch überraschend gut.“
Marie Brämer-Skowronek vom SC Magdeburg freute sich ebenfalls über Silber, nachdem sie vier Jahre keinen internationalen Wettkampf gemacht hatte und im letzten Versuch 6,93 Meter stieß. „Nach so langer Abwesenheit ist es schwierig, sich einzuschätzen. Mittlerweile mache ich Kugel ganz gerne, früher mochte ich Speer lieber. Ich habe mit Silber geliebäugelt, aber technisch war das nicht das Gelbe vom Ei. Ich bin erleichtert und kann jetzt entspannter in den Speerwurfwettkampf am Freitag.“
Die 17-jährige Charleen Kosche stieß sich bei ihrem EM-Debüt dahinter zur Bronzemedaille mit 6,74 Metern, nachdem ihre Teamkollegin Frances Herrmann vom BPRSV Cottbus 6,71 Meter vorgelegt hatte und Vierte wurde: „Ich wollte unbedingt eine persönliche Bestleistung, aber damit hätte ich nie gerechnet. Ich habe mich immer weiter vorgearbeitet, weil ich unbedingt weiter stoßen wollte.“
Ebenfalls Bronze gewann Phil Grolla vom VfB Fallersleben, der bei seinem ersten internationalen Einsatz über 100 Meter seine Bestzeit direkt auf 11,36 Sekunden drückte und mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung hauchdünn Bronze gewann. „Das hätte ich nicht gedacht, ich habe auf die Bestleistung gehofft, aber nie mit einer Medaille gerechnet.“ Jubeln konnte der 17-Jährige aber kaum, da er direkt zum Kugelstoßen weiter musste: „Mathias Schulze hatte mich gefragt, ob ich nicht mitstoßen möchte und da habe ich ja gesagt. Wir sind ja schließlich alle ein Team.“
Schwarz-Rot-Gold soweit das Auge reicht – die Nationalflagge im Dauereinsatz: Am Mittwochabend hat die Deutsche Paralympische Mannschaft bei den Heim-Europameisterschaften in Berlin neun Medaillen gewonnen: vier in Gold, drei in Silber und zwei in Bronze.
Am Nachmittag geht es für das Team von Bundestrainer Willi Gernemann ab 17.30 Uhr mit zahlreichen Highlights weiter: im Kugelstoßen der Startklasse F34 treten mit Frances Herrmann, Marie Brämer-Skowronek und Charleen Kosche gleich drei deutsche Athletinnen an, darüber hinaus geht es besonders auf der Bahn rund, u.a. mit Weltrekordlerin Irmgard Bensusan, Johannes Floors, Felix Streng und Janne Engeleiter. Auch Kugelstoßer Mathias Schulze und Lindy Ave im Weitsprung schielen in Richtung Podestplätze.
Weitere Infos zur Para Leichtathletik-EM in Berlin gibt es unter: www.para-euro2018.eu, www.paralympic.org/berlin-2018 & www.facebook.com/ParaLeichtathletikEM
Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.
Quelle: Deutscher Behindertensportverband e.V. –
National Paralympic Committee Germany