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21
04
2020

Peter Herzog hat sich im letzten Jahr stark verbessert. Aber der Österreicher bewegt sich ganz dicht am olympischen "Marathon-Cut", da nach der derzeitigen Regelung lediglich 80 Startplätze zur Verfügung stehen. - Foto: VCM / Leo Hagen

Olympia-Marathon-Startplätze reichen nicht für alle Läufer mit Norm

By GRR 0

Beim olympischen Männer-Marathon, einem der traditionellen Highlights der Spiele, werden in Japan 2021 nach dem derzeitigen Stand nicht alle Läufer starten können, die die Norm erfüllt haben.

Schon jetzt stehen für das Rennen über die klassischen 42,195 km nicht genügend Startplätze zur Verfügung. Anders sieht es bei den Frauen aus. Hier haben bisher weniger Athletinnen die internationale Richtzeit des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics (WA) unterboten, so dass nach dem derzeitigen Stand alle einen Startplatz erhalten könnten.

Obwohl die Leichtathletik die olympische Kernsportart ist, wurden die Teilnehmerfelder durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) deutlich gekürzt, um neue Sportarten in die Spiele zu integrieren. Der Marathon ist zwar der Leichtathletik-Wettbewerb mit der höchsten zugelassenen Athletenzahl, jedoch wurde diese Zahl verglichen zu 2016 fast halbiert: In Rio starteten im Männer-Rennen vor vier Jahren 155 Läufer, in Sapporo, wo 2021 der olympische Marathon stattfinden soll, können maximal nur noch 80 an den Start gehen.

Zurzeit hat WA aufgrund der Coronavirus-Krise alle Qualifikationsmöglichkeiten bis Ende November ausgesetzt. Danach soll es dann nach dem jetzigen Stand noch einen Qualifikationszeitraum bis Ende Mai 2021 geben. In diesem Zeitraum dürften weitere Läufer die Marathon-Norm unterbieten.

Wenn man berücksichtigt, dass maximal nur drei Athleten aus einer Nation an den Start gehen können, gäbe es zurzeit schon über 90 Läufer, die die internationale Marathon-Norm von 2:11:30 Stunden unterboten haben. Um unter den Top-80 zu sein ist zurzeit eine Zeit von ziemlich genau 2:11:00 Stunden nötigt. Rund ein Dutzend weitere Läufer haben die Norm erfüllt, jedoch keinen Platz unter den ersten 80. Hinzu kommt noch, dass WA neben der Richtzeit auch die neue, undurchsichtige Weltrangliste, die nicht einmal Insider verstehen, für die Vergabe der Olympia-Startplätze gelten lassen möchte.

Offenbar wurde bei den Männern im Marathon bei der Norm-Festlegung die internationale Stärke falsch eingeschätzt, so dass nun deutlich mehr Athleten als erwartet die 2:11:30 Stunden unterboten haben.

Die einzigen beiden deutschen Läufer, die zurzeit die Richtzeit unterboten haben, müssen sich noch keine größeren Sorgen bezüglich des Olympia-Cuts machen: Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) lief in Sevilla im Februar 2:10:18 Stunden, Amanal Petros (TV Wattenscheid) hatte in Valencia im Dezember 2:10:29 erreicht. Damit liegen sie in der Liste im Bereich zwischen den Rängen 60 und 65.

Ein paar Plätze hinter den beiden Deutschen liegt mit Lemawork Ketema der aus Äthiopien stammende österreichische Rekordhalter, der sich beim Vienna City Marathon vor einem Jahr auf 2:10:44 verbesserte. Ganz dicht am Cut bewegt sich währenddessen der zweite Österreicher mit Olympia-Norm: Peter Herzog hatte sich in Berlin im September auf 2:10:57 verbessert und steht damit auf Rang 77 (wenn man den Briten Mo Farah nicht mitzählt, der bei Olympia nicht Marathon laufen möchte).

Ein teilweise ganz anderes Bild ergibt die Weltrangliste. Hier hätte als einziger deutscher Läufer Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal) einen Startplatz sicher, wenn jetzt anhand dieser Liste nominiert werden würde. Er hat vor allem mit seinem elften Rang beim New York-Marathon im November Punkte gesammelt. Beim letzten, 80. Startplatz gibt es zurzeit ausgerechnet zwischen einem Österreicher und einem Deutschen eine Punktgleichheit: Peter Herzog und Amanal Petros weisen jeweils 1125 Zähler auf.

Deutlich entspannter ist die Situation dagegen noch bei den Frauen: Hier passt die Norm-Zeit von 2:29:30 Stunden besser. Zurzeit haben – unter Berücksichtung von drei Starterinnen pro Nation  – im Qualifikationszeitraum zwischen Januar 2019 und März 2020 genau 64 Läuferinnen die Zugangsberechtigung zum Olympia-Marathon erfüllt.

Auch bei den Frauen dürften zwischen Dezember 2020 und Mai 2021 noch eine Reihe von Athletinnen hinzukommen. Und es spricht einiges dafür, dass am Ende auch bei ihnen 80 Startplätze nicht ganz ausreichen werden. Die drei deutschen Läuferinnen, die bisher die Normzeit unterboten haben, haben jedoch gute Chancen unter den Top-80 zu sein.

Mit Zeiten von 2:23:57 beziehungsweise 2:27:26 haben sowohl Melat Kejeta (Laufteam Kassel) als auch Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) eine sehr starke Position. Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg/2:28:25) stünde in einer derzeitigen Olympia-Startliste auf Rang 58.

Wenn Olympia im nächsten Jahr stattfindet, sollten ziemlich sicher drei deutsche Marathonläuferinnen dabei sein.

race-news-service.com

 

author: GRR