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Olympia 2021 & 2024 – Nach dem Läufer–Home-Office – Bestandsaufnahmen auch auf „Geister-Bahnen“ – Von Lothar Pöhlitz*
Wettkämpfe auf „Geister-Bahnen“ – für Läufer nichts Neues
Nachdem die Olympischen Spiele für den 23.Juli – 8.August 2021 neu terminiert wurden und die Stadien hoffentlich bald wieder offen sind, könnten Läufer schon einmal über die Konsequenzen nach den Corona-Wochen nachdenken.
Sie waren vergleichsweise gut dran, brauchten in den letzten Wochen keine Turngeräte, keine Schwimmhalle, keinen Schießstand, keine Stabhochsprunganlage oder keinen Ruder-Achter. Sie hatten den „Feld-, Wald- und Wiesenvorteil“. Vielleicht haben Einzelne sogar die Wochen genutzt und Rückstände aufgeholt.
Trotzdem hat für alle die Olympiavorbereitung nun neu begonnen, denn alle wissen das man sportliche Form nicht einfrieren kann.
Nun noch einmal „schneller – weiter – stärker“
Jetzt müssen alle ihre Periodisierungs-Bausteine neu ordnen, neu und etwas anders aneinanderfügen. Mit Herausforderungen, individuellen Problemen, Finanzierungen und dem erforderlichen Hochleistungstraining. Urlaub und Pausen sind für alle die etwas von Trainingsmethodik verstehen, vorbei.
Vielleicht 14 Tage Übergangsperiode, aber das ist es dann schon. Da kommen viele neue Aufgaben auf die Verantwortlichen, das Führungs-Fach-Personal, die Trainer und die Läufer aller Altersklassen zu, aus einer noch dazu ungewohnten Position. Denn die Medien haben in der Corona-Krise immer wieder gezeigt um was es im Endeffekt geht, neben Fußball, Fußball, Fußball, um Olympiamedaillen.
Alle die dafür in Frage kommen wissen aus der Trainingslehre: Bereits mehr als 2 Wochen Trainingsausfall bedeuten Leistungsverlust
Es wird der / die als „Bessere(r)“ aus dieser Krise hervorgehen der aktuell, täglich, alle Herausforderungen in besseres Training umsetzt. Körper und Geist erschließen jetzt, in den nächsten Wochen gemeinsam die Reserven eines jeden Leistungssportlers
Das weitere Training kann nur vom „individuell absolvierten Feld-, Wald- und Wiesen-Training“ in den Corona-Wochen abgeleitet werden und es muß nun noch einmal schneller, weiter, stärker und wirksamer werden. Von der Athletik, der speziellen Kraft, der Schnelligkeit, der Wirksamkeit der Sauerstoff-Duschen, von den Stunden mit Alternativen und der Entfernung der Lauf-Intensitäten von den Wettkampfzielen.
Dafür wäre gut, wenn jetzt mehr Detail-Stärken und Schwächen der Einzelnen, der/die mehr „Gläserne Läufer“, seine/ihre aktuellen Reserven dem Trainer durch das IAT geliefert, oder durch den Trainer erkannt würden. Was hat das Höhentraining oder ein anderes Trainingslager, oder die letzten 3- oder 5-Wochen dem Einzelnen gebracht, dem „Neuen“ oder dem Olympiakader, in allen seinen Fähigkeiten, die er/sie auf seiner Spezialstrecke, 2021 braucht. Bereits diese Wochen werden über das jeweilige individuelle Wunder mitentscheiden.
Für die Kader im Nachwuchsleistungstraining, für den Bereich U18-U20 und für alle die im Juli 2021 noch nicht nach Tokio passen, sollte mit neuen anspruchsvolleren Programmen und weiteren Höhentrainingsfortschritten ohne Zeitverzug die Vorbereitung auf die internationalen Nachwuchs-Events und die Olympiavorbereitung auf 2024 bereits begonnen haben. Alle haben in den letzten Jahren erfahren wie schwer im Leistungssport steile Berge zu erklimmen sind. Beachten muß man auch das die Wirkung des Höhentrainings der Kader von vor Monaten an Wirkung verloren hat.
Alle haben eine Chance, wenn sie besser, d.h. härter trainieren als ihre Gegner.
Neben einem deutschen Wirtschaftswunder brauchten auch die Läufer jetzt einen Neuanfang, ein „Läufer-Wunder“. Vom Hochleistungs- bis zum Kindersport in Schulen und Vereinen hilft nur ein riesiges Konjunkturprogramm für eines Tages wieder internationale Konkurrenzfähigkeit. Und man muß es auch mal sagen dürfen das für diese Arbeit, die ganz Deutschland stolz machen würde, den Profi-Trainern bis zu den Kids-Coaches, für ein wieder höheres „Bildungs-, Erziehungs- und Bewegungsniveau“ endlich auch die verdiente, motivierende Entlohnung zusteht.
Es erfordert auch, nicht länger zu lamentieren oder „stillzuschweigen“, sondern dafür auch noch einmal „anders“ als vor Corona, komplex, jeder Einzelne, auch die dafür Verantwortlichen, auf einem höheren Anspruchs- bzw. Belastungs-niveau zu arbeiten bzw. zu trainieren.
Wenn der Leistungssport in Zukunft bei Olympischen Spielen für Deutschland in der Nationenwertung wieder zu den Besten gehören soll braucht er nun, nach der Krise, die Durchsetzung der bereits offengelegten, angedachten Strukturen, Führung und auch mehr Geld.
Erfreulich das in schwieriger Mission eigentlich schnell ein neuer Termin für Olympia gefunden wurde, die Läufer waren froh, aber die Negativberichterstattung der Medien – die armen Fußballer können einem richtig leidtun – wird fortgesetzt. Sie machen sich mehr Sorgen um ausfallende Dopingkontrollen unserer Gegner als um die fehlenden Bedingungen für z.B. den Nachwuchsleistungssport unserer Athleten.
Alle haben seit Bekanntgabe des neuen Termins im April nun 15 Monate Vorbereitungszeit. Dabei würde mehr Optimismus und Motivation ihnen helfen als „die kleinen Salzkörnchen aus der Suppe“ zu fischen.
Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles – 35 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit
Es ist nicht das erste Mal das Olympische Spiele oder andere Großereignisse mitten im Sommer bei warmen Temperaturen stattfinden. Der 73jährige F.J. Beucher, Präsi-dent des Behinderten-Verbandes, kritisierte am Tag nach der Terminbekanntgabe den neuen Tokio Termin wegen der hohen Luftfeuchtigkeit in Japans Hauptstadt die den Ausdauersportlern und Marathonläufern zu schaffen macht. Dabei hat er gar nichts damit zu tun. Alle die es angeht hatten sich bereits für 2020 damit abgefunden.
Es wäre, nicht nur für ihn besser das denen zu überlassen die etwas damit zu tun haben und die froh sind das so schnell Klarheit für die Athleten und Trainer geschaffen wurde. Sie wollen Olympia, brauchen keine Ausreden, weil alle ihre Gegner auch unter diesen Bedingungen um gute Ergebnisse kämpfen werden. Die Läufer brauchen eine Vorbereitung mit Hilfen und ohne Zweifel ab sofort.
Viele erinnern sich an den ersten Marathonlauf der Frauen bei Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles am 5. August bei 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit um 90%. Den gewann die Amerikanerin Joan Benoit vor 36 Jahren in 2:24:52 Std. und unsere Charlotte Teske wurde sehr gute 16. Das war der Hitzelauf bei dem Gabriela Andersen-Schiess (SUI) vorm Ziel kollabierte, weil sie die letzten Getränkestationen nicht wie erforderlich oder gar nicht nutzte.
Vielleicht erkunden der DLV und seine Ärzte Ende Juli 2020 schon einmal vor Ort in Sapporo was unsere Marathonläufer im nächsten Jahr im Juli evtl. dort zu erwarten haben. Siehe dazu auch: LCA © Lothar Pöhlitz* vom 8. Juli 2019
Es wäre sinnvoll das Ganzkörper-Leistungssystem noch einmal zu fordern
Wer hat, wer hat nicht – ist die Frage nach den letzten Wochen. Ist alles bisher positiv verlaufen wäre sinnvoll, wenn jetzt das Ganzkörper-Leistungssystem aller noch einmal für ein paar Wochen mit reizwirksamen, auch grenzwertigen wettkampfnahmen Anforderungen an seine Systeme konfrontiert würde. Sonst würde die Gefahr bestehen das die Verluste noch größer werden. Für eine gewisse „Leistungsaus-prägung“ braucht man 4-6 Wochen einer systematischen Intensivierung, vorausgesetzt man hat bisher „trainiert“.
Vielleicht s0.
Auch weil mehr Motivation aus Wettkampf-Zielen kommt
Es geht jetzt in den Bahndisziplinen nicht in erster Linie um Siege, sondern um möglichst schnelle Zeiten und möglichst hohe Anforderungen an den eigenen Organis-mus, um eine Bestandsaufnahme. Das wäre am besten mit einer Wettkampfserie rund um die jeweilige Zielstrecke für 2021, auch ohne Höhepunktziele, auch ohne Auslands-reisen, bis zu dem Moment, wo das neue Trainings- und Wettkampfjahr 2020/2021 erst einmal mit neuen Umfangszielen beginnt.
Und wenn die Wettkampf-Voll-Freigabe nicht rechtzeitig erfolgt, es nicht anders geht, sollten die Läufer dem Fußball folgen, aber nicht mit Geisterspielen, sondern Laufen auf „Geister-Bahnen“ mit Familien-, Trainer- und Pressebegleitung.
Natürlich wäre die Teilnahme auch für die Läufer und Läuferinnen sinnvoll die im Nachwuchs-Leistungstraining auf die Olympischen Spiele 2024 vorbereitet werden.
Um die konditionelle Ausgangsposition für mehr Geschwindigkeit zu testen, könnte man mit einem Ausgangstestprogramm, „die Qualität“, die aktuell möglichen Geschwindigkeiten für mehr, ableiten:
Für die Mittelstreckler: 4-6 x 800 m im 3000 m Ziel-Tempo mit 2 min / 400 m Trab-Pause
Für die Langstreckler: 8-10 x 800 m im 5000 m Ziel-Tempo mit 2 min / 400 m Trab-Pause
Ich finde das dazu die Botschaft von Konstanze Klosterhalfen aus den USA gut passt: „Das große Ziel Olympia ist ein Jahr verschoben, aber das gibt mir persönlich auch ein Jahr mehr, um schneller und stärker zu werden. Wir planen natürlich um und ich freue mich auf hoffentlich viele schnelle Rennen in einer verspäteten Saison.“ (bei leichtathletik.de / Sport1)
*Lothar Pöhlitz – 1980-1998 DLV-Bundestrainer Lauf