OLYMPIA 2018 ©Horst Milde
Olympia 2018 – Letzte Abfahrt und ein norwegischer Triumph Von KLAUS BLUME
War Aksel Lund Svindal aus Norwegen der letzt Abfahrts-Sieger der olympischen Geschichte? 2022 wird es jedenfalls kein olympisches Abfahrtsrennen mehr geben. Denn gemäß Paragraph 701.1.1 des Internationalen Ski-Verbandes (FIS) sind die chinesischen Hügel von Zhangjiakou dafür zu flach und vor allem zu niedrig.
Das bedeutet bei den Spielen in Peking das zwangsläufige Aus für die olympische Königsdisziplin. Alpiner Rennsport, was soll das denn? Schon in Südkorea sind sie bemüht, die Spuren der olympischen Hangraserei schnellstens zu tilgen.
In Jeongseon soll es bald – fast – wieder so aussehen, wie in den letzten Jahrhunderten. Dort, wo die schnellsten Skirennfahrer der Welt derzeit noch um Bruchteile von Sekunden kämpfen, werden von heute auf morgen Lichtmasten und Seilbahn verschwinden, um dort – im Naturschutzgebiet – Bäume und Büsche erneut ungestört zu einem einzigartigen Urwald wachsen zu lassen. Ein Projekt, das auf mindestens 40 Millionen Euro geschätzt wird.
So wird denn der 69jährige Schweizer Pisten-Architekt Bernhard Russi wohl für Olympia künftig nicht mehr benötigt. Dreißigmal ist der Abfahrts-Olympiasieger von 1972 seit dem 20. August 2001 zwischen Zürich und Seoul hin und her geflogen, um mitten in einem fünfhundert Jahre alten, unter Naturschutz stehenden, Wald eine drei Kilometer lange Piste hinein zu fräsen. Nachdem der Staat den Naturschutz kurzerhand entwurzelt hatte, wurden einhunderttausend Bäume gefällt; 5000 von ihnen über acht Meter hoch.
Und Russi, der „Picasso des Skisports“ (Jean-Claude Killy,) baute – baute wie fast überall auf der Welt: und zwar eine Olympia-Piste mit vier großen Sprüngen, einer Anzahl ordentlicher Wellen und einem offenen Hang. Dass sie für den normalen Ski-Touristen zu steil, für den Rennläufer aber zu wenig furchteinflössend wurde, wird in zwei Wochen vergessen sein.
Zumal Russi einige Abfahrtspisten gebaut hat, die noch immer als zukunftsweisend, als technisch besonders anspruchsvoll gelten. Um das flache Gelände im amerikanischen Vail für die Weltmeisterschaften 1989 besonders raffiniert zu gestalten, liess er einen Abschnitt bauen, der an eine Bobbahn erinnert, die berüchtigte Rattlesnake („Klapperschlange“). Nur Hansjörg Tauscher, der in Oberstdorf immer noch seinen Polizei-Dienst versieht, fand dort nach ellenlangen Besichtigungen als Einziger die optimale Linie, hängte danach alle Favoriten ab und raste zu einem der denkwürdigsten Siege deutscher Skisportler.
2003 entwarf Russi für die Weltmeisterschaften 2003 in St. Moritz die berüchtigte Corviglia-Piste, mit einem Gefälle von 100 Prozent – gleich nach dem Start. Noch steiler geht‘s nirgendwo hinunter. Nicht mal in Kitzbühel. 2003 gewann jemand, der als Sieger von 19 Weltcup-Rennen auch die Angst wie kein Anderer beherrschte: der Österreicher Michael Walchhofer.
Mit solchen Mutproben wird keinesfalls Schluss sein. Auch nicht mit den großen klassischen Abfahrten in Gröden und Wengen, Garmisch und Kitzbühel. Sie gelten weiterhin als weltweite Sport- Höhepunkte – vor allem im Fernsehen. Nicht aber die olympischen Abfahrten, für die sich – weltweit – allenfalls Fernsehstationen aus acht bis zehn Länder interessieren.
Wer spricht da noch von der Königsdisziplin.
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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klausblume@t-online.de
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