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24
09
2019

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ÖLV – Vorschau auf die Leichtathletik-WM in Doha / QAT

By GRR 0

Von Freitag, 27. September bis Sonntag, 6. Oktober 2019 gehen im Khalifa Stadium in Doha / QAT die 17. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften über die Bühne. Das auf der arabischen Halbinsel gelegene Emirat hat ungefähr die Größe von Oberösterreich und wird von 2,7 Millionen Menschen bewohnt.

Hauptstadt des reichsten Landes der Welt ist Doha, zur Zeit der WM sind Temperaturen um die 40 Grad durchaus nicht ungewöhnlich

Im 1976 erbauten und 2017 renovierten Nationalstadion von Katar finden 40.000 Zuseher Platz. In dieser Arena inmitten der „Aspire-Zone“, einem riesigen Sportareal, fanden auch bereits die Asienspiele statt und es wird Teil der Fußball-WM 2022 sein. Eine Besonderheit des offenen Stadions ist die Klimaanlage, mit der die Temperatur im Bereich der Leichtathletik-Anlagen auf rund 24 Grad heruntergekühlt werden kann.

Insgesamt werden rund 2.000 Athleten aus 209 Nationen in Katar an den Start gehen und um 49 Mal Gold, Silber und Bronze kämpfen. Die Leichtathletik-WM ist damit wie schon gewohnt das weltumspannendste Sportereignis des Jahres. Neu im Programm ist die 4x400m Mix-Staffel.

Das ÖLV-Team für Doha

Athlet/in Verein Trainer Bewerb
Ivona Dadic (8)* Union St.Pölten Philipp Unfried Siebenkampf
Victoria Hudson (39) SVS LA Elisabeth Eberl Speerwurf
Lemawork Ketema (187) SVS LA Harald Fritz Marathon
Verena Preiner (6) Union Ebensee Wolfgang Adler Siebenkampf
Beate Schrott (67) Union St.Pölten  — 100m Hürden
Lukas Weißhaidinger (3) ÖTB OÖ LA Gregor Högler Diskuswurf

* In Klammer finden Sie die Platzierung in der Jahres-Weltbestenliste

Zusätzlich zu den Nominierten haben auch die Marathonläufer Peter Herzog (Union Salzburg LA), Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) und Eva Wutti (SU TRI Styria) die jeweiligen WM-Limits zwar erbracht, verzichten aber auf einen Start in Doha, um sich im Herbst mit einem schnellen Marathon in eine gute Ausgangsposition für einen Olympia-Startplatz zu bringen. Das Olympia-Qualifikations-Prozedere zeigt hier gravierende Schwächen, wird so doch vielen Athleten die Chance auf ein Karrierehighlight bei einen WM genommen.

Weiters erhielt Junioren-Vizeweltmeisterin Sarah Lagger (TGW Zehnkampf Union) von der IAAF eine Einladung, im WM-Siebenkampf zu starten. Die Kärntnerin hatte ihre Saison aber bereits im August beendet und befindet sich derzeit in einem Höhentrainingscamp in Bolivien, um sich auf die kommende Hallensaison vorzubereiten.

Lange auf ihre Nominierung warten mussten hingegen Hürdenläuferin Beate Schrott (Union St.Pölten) und Speerwerferin Victoria Hudson (SVS LA), die beide das Limit nur knapp verpasst hatten. Nachdem sie ursprünglich, trotz freier Startplätze, vom Weltverband nicht berücksichtigt wurden, erhielten sie letzten Freitag von der IAAF doch noch eine Einladung zur WM.

Hohe Qualifikationsrate, höchste Qualität

Zuletzt hatten sich vor 20 Jahren für die WM in Sevilla (1999) so viele ÖLV-Athleten (10) für eine Freiluft-WM qualifiziert, obwohl die Limits in den letzten Jahren von der IAAF teilweise extrem verschärft wurden, um kleinere Starterfelder zu haben. Einige Beispiele (WM-Limits 2009 / 2019):

100m Männer                         10,28s / 10,10s

Diskuswurf Männer                62,50m / 65,00m

Siebenkampf Frauen             5900 Pkt. / 6300 Pkt.

Zehnkampf Männer               7730 Pkt. / 8200 Pkt.

Auch die Qualität der heimischen Athleten war noch nie so hoch wie diesmal. Erstmals in der Geschichte des ÖLV liegen gleich drei Sportler kurz vor der WM unter den Top-10 der Jahres-Weltbestenliste und haben Medaillenchancen.

Alle bisherigen WM-Teilnahmen heimischer Athleten finden Sie auf der ÖLV-Statistikseite unter „Internationale Erfolge“: https://www.oelv.at/de/statistik/bestenliste

WM-Prämien als zusätzliche Ansporn

Erstmals in der Geschichte des österreichischen Sports werden im Erfolgsfall auch WM-Prämien durch einen Partner aus der Wirtschaft ausgelobt. ÖLV-Teamsponsor HELVETIA hält 75.000 EUR für Gold, 50.000 EUR für Silber und 25.000 EUR für Bronze für die Athleten bereit.

Zum Vergleich: das offizielle Preisgeld für Medaillengewinner bei dieser WM beträgt 60.000 / 30.000 / 20.000 US Dollar, also deutlich weniger. 

ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler…um rot-weiß-roten Team im Allgemeinen:

„Ich bin sehr stolz, dass wir zehn qualifizierte Athlet/innen bei so hohen WM- Limits stellen können. Sechs Athlet/innen werden an den Weltmeisterschaften teilnehmen und die restlichen vier widmen sich der so begehrten Olympiaqualifikation bzw. der Vorbereitung auf diese.  Wie stark unser Team ist zeigt, dass mit Lukas Weißhaidinger, Verena Preiner und Ivona Dadic gleich drei Athlet/innen unter den Top 8 der aktuellen Weltrangliste sind und Lemawork Ketema als neuer Österreichischer Rekordhalter im Marathon anreist.

Ich muss allen Trainern und Betreuern unserer Athlet/innen zum Formaufbau gratulieren. Die sportliche Höchstform punktgenau auf so einen späten Zeitpunkt abzustimmen ist nicht einfach und zeugt von einer hohen Expertise. Jetzt gilt es noch die letzten Tage vor der WM verletzungs- und infektionsfrei zu gestalten, dann könnten wir im Team ÖLV-Geschichte schreiben. Regenerationstechnisch sind wir jedenfalls mit einer Erweiterung unserer “Athleten-Kühlkette“ und mit einem starken Medical-Team gut gerüstet. Ich weiß, dass auch unser neues Prämiensystem von Helvetia eine Extraportion Motivation bei den Athlet/innen freisetzt.“

…zu den Athleten im Einzelnen:

„Ivona Dadic tritt als bestplatzierteste Athletin der letzten WM (London/6.Platz) an. Beim Wettkampf in Ried konnte man sehr gut sehen, dass Ivona durch Philipp Unfried und sein prominentes Trainerteam hervorragend vorbereitet ist. Ich sehe sie in der erweiterten Gruppe der Medaillenkandidaten, da sie keine Schwächen hat und kontinuierlich ihr Niveau steigern konnte. Sie ist eine absolute Wettkampfathletin mit großer Erfahrung. Natürlich wird auf diesem hohen Level die Tagesverfassung auch ausschlaggebend sein.

Victoria Hudson hat nun die Chance nach der turbulenten Vorgeschichte der Nominierung erstmals WM-Luft zu schnuppern und ohne viel Druck zu werfen. Diese Erfahrung wird in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2020 sehr wichtig sein. Sie ist eine junge Athletin und hat mit Ihrer Trainerin Elisabeth Eberl Potential, in Zukunft eine tragende Rolle für den Verband zu spielen.

Lemawork Ketema ist mit seinem Österreichischen Marathonrekord deutlich in der ersten Hälfte des Starterfeldes. Er hat mit seinem Trainer Harald Fritz hervorragende Arbeit geleistet und wird kurzfristig direkt aus dem Höhentrainingslager anreisen. Die bevorstehende Hitzeschlacht könnte Lema, wie schon bei der EM in Berlin 2018, förmlich auf den Leib geschneidert sein. Laut Arzt und Trainer sind die Verletzungen aus der Vorbereitungsphase ausgeheilt. Ich denke, dass Lema ambitioniert laufen und er besser als seine Platzierung in der Entry-List abschneiden wird.

Verena Preiner hat in ihrem letzten Siebenkampf einen beachtlichen Österreichischen Rekord aufgestellt und sich inmitten der Weltklasse etabliert. Wolfgang Adler hat sie zu einer kompletten Athletin ohne Schwächen geformt. Neben Thiam und Johnson-Thompson als WM-Titelfavoritinnen sehe ich schon Verena in einer kleinen Verfolgergruppe um Edelmetall. Dennoch weiß man natürlich, dass in den zwei Wettkampftagen viel passieren kann und man von Disziplin zu Disziplin planen muss. Nach dem letzten Test in Ried bin ich jedenfalls sicher, dass die Form passt.

 

Beate Schrott ist die erfahrenste Athletin unseres Teams. Es ist bemerkenswert, wie sie Studium und autodidaktisches Training bei geringen Förderungen unter einen Hut bekommt. Ihre Formkurve ist vielversprechend, jedoch muss man sehen, wie sie die Unruhen der IAAF-Nominierung wegstecken konnte. Ich denke, dass eine Zeit um 13,10s bei guter Auslosung einen Aufstieg ins Semifinale bedeuten könnte.

Für Lukas Weißhaidinger war 2019 sein bisher sportlich bestes Jahr. Er fliegt nach seinen jüngsten Erfolgen mit breiter Brust nach Doha. Seine beste WM-Platzierung ist der 9. Platz von London, dies zu verbessern ist natürlich unser Minimalziel. Goldfavoriten sind definitiv der Schwede Stahl und der Jamaikaner Dacres. Auf Bronzejagd sehe ich etwa 5 Athleten mit ähnlichem Wurfvermögen, wobei Lukas sicherlich zu den besten Technikern gehört.“

Ivona Dadic – Siebenkampf (Geb.dat. 29.12.1993) – PB 6.552 Pkt. (2018) / SB 6.461 Pkt.

Österreichs dreifache Leichtathletin des Jahres hat sich in den letzten Jahren im Siebenkampf stetig gesteigert, und das jedes Mal pünktlich zum Saisonhöhepunkt. Das daraus resultierende Ergebnis war eine Serie von Medaillen: EM-Bronze 2016, Hallen-EM-Silber 2017 und Hallen-WM-Silber 2018. Die Niederösterreicherin war bereits durch ihre im Vorjahr erzielte Punktezahl für die WM qualifiziert und konnte sich daher ein Jahr lang gezielt auf Doha vorbereiten. Ihren einzigen Siebenkampf der Freiluft-Saison bestritt die 25-Jährige Ende Juni in Ratingen/GER, wo sie mit 6.461 Punkten einen so guten Saisoneinstieg wie noch nie hinlegte. Mit Olympiasieger Dwight Phillips hat Ivona Dadic seit heuer einen neuen Weitsprungtrainer und Andreas Thorkildsen – ebenfalls mit Gold bei Olympia dekoriert – unterstützt Disziplinentrainerin Elisabeth Eberl im Speerwurf. Beide sollen der Weltranglisten-Achten zu neuen Höhenflügen verhelfen. Sollte er WM-Sechsten von London 2017 der Wettkampf „aufgehen“, dann ist bei ihrer zweiten WM-Teilnahme eine Verbesserung der damaligen Platzierung durchaus möglich.

„Der erste Teil meiner Saison ging bis zum Mehrkampfmeeting in Ratingen, viele Vorbereitungswettkämpfe habe ich direkt aus dem Training heraus bestritten, da war ich ganz zufrieden damit. Und Ratingen war mein bester Saisoneinstieg im Siebenkampf bisher, darauf konnte ich aufbauen. Es folgten sechs ganz intensive Wochen, dann haben wir schrittweise reduziert. In dieser anstrengenden Zeit war ich natürlich sehr müde, in den letzten Wochen habe ich aber gemerkt, wie die Form kommt und bei der WM ist sie sicher ganz oben. Dort muss ich konzentriert bleiben und am Tag X in allen Bewerben meine bestmögliche Leistung abrufen, und das kann ich. Wenn ich das schaffe, dann bin ich sicher sehr gut unterwegs.“

Trainer Philipp Unfried: „Wir hatten von Beginn an die WM als Schwerpunkt gesetzt. Daher haben wir vor der Generalprobe in Ratingen auch nur kurz das Training reduziert, dafür waren die 6.461 dort eine gute Punkteanzahl. Vor allem war Ivi in allen Bewerben stabil unterwegs. Auch die weitere Vorbereitung ist sehr gut verlaufen, wir sind sehr gut durchgekommen und konnten alles trainieren, was wir vorgehabt haben. Wir konnten im Vergleich zu Ratingen in jedem Bewerb noch was draufsetzen, ich bin extrem zuversichtlich für Doha. Dort muss einfach eine Bestleistung rausschauen, Ivi muss nur das abrufen, was sie im Bereich ihrer Bestleistungen in den einzelnen Disziplinen kann. Dann ist es eine einfache Rechnung, das müsste rund 6.650 bis 6.800 Punkte ergeben.“

Victoria Hudson – Speerwurf (Geb.dat. 28.05.1996) – PB/SB 59,98m

Speerwerferin Victoria Hudson ist bei ihrer ersten WM-Teilnahme mit ihren 23 Jahren das „Teamküken“. Bereits im Frühjahr steigerte sie sie ihre PB auf knapp 60 Meter und hatte noch viele weitere Wettkämpfe, wo sie nahe an diese Marke herankam. Internationale Erfahrung konnte sie bei der Universiade in Neapel/ITA sammeln, wo sie im Finale den tollen 7. Rang belegte. Die emotionale Achterbahnfahrt im Zuge des IAAF-Nominierungsprozesses war für die junge Niederösterreicherin sicher nicht einfach, mit ihrer Unbekümmertheit kann sie in Doha aber nur überraschen.

„Die Stabilität, die ich heuer mit vielen Wettkämpfen jenseits der 55 Meter hatte, gibt mir viel Sicherheit. Durch die Schulterverletzung letztes Jahr fehlen mir sehr viele Würfe, trotzdem ist heuer sehr viel weitergegangen und ich bin mit meiner Entwicklung sehr zufrieden. Klar gibt’s bei meiner Technik noch viel Entwicklungspotential, aber da vertraue ich voll auf meine Trainerin. Die Vorbereitung auf die WM war nicht einfach, weil die Saison durch den frühen Beginn im März schon sehr lange war und ich deshalb nach den vielen intensiven Wettkämpfen im August dann einen Leistungsabfall hatte. Da die Chance auf die WM aber noch lebte, begann ich dann wieder mit dem Training und entwickelte wieder ein sehr gutes Gefühl für den Speer. Wir haben uns auch auf spezielles Krafttraining konzentrieren können, was während der Wettkampfsaison sowieso immer zu kurz kommt. Mein großes Saisonziel war bei der WM dabei zu sein, nach dem kompletten Ausfall der Saison 2018 konnte ich mir kein höheres Ziel setzen. Es geschafft zu haben ist jetzt natürlich ein toller Saisonabschluss. In Doha möchte ich fokussiert bleiben, mich auf mich konzentrieren und mein gutes Wurfgefühl umsetzen. Ich weiß, dass ich körperlich gut drauf bin und hoffe, in den hohen 50ern werfen zu können. Bei der WM dabei zu sein gibt mir jedenfalls schon jetzt viel Motivation für die Zukunft.“

Trainerin Elisabeth Eberl: „Ich bin sehr zufrieden mit der Saison von Vicky, es waren viele sehr gute Wettkämpfe dabei. Der Durchschnitt der besten fünf Wettkämpfe lag über 58m. Der große Ausreißer nach oben war heuer bis jetzt nicht dabei, aber stabile Würfe sind die beste Voraussetzung dafür. Im Athletik-Bereich hat sie bereits tolle Werte und kann mit Weltklasse-Werferinnen mithalten, im technischen Bereich sehe ich noch viel Potential. Nach der Team EM Anfang August erfolgte eine einwöchige Pause. Die letzte Trainingswoche war natürlich suboptimal, da wir die Hoffnung auf die WM eigentlich schon aufgegeben hatten. Aber eine Stunde nach der Nominierung stand Vicky bereits wieder mit dem Speer auf dem Trainingsgelände in der Südstadt. Auch diese Einheit verlief gut und sie ist bereit für ihren ersten WM Auftritt. Grundsätzlich sehe ich die WM als tolle internationale Erfahrung. Sie ist gut vorbereitet und kann, wenn die Tagesverfassung passt und sie die Nervosität unter Kontrolle hat, bestimmt im Bereich der hohen 50er werfen. Ich freue mich auf jeden Fall, dass Vicky jetzt bei ihrer ersten großen internationalen Meisterschaft in der Allgemeinen Klasse dabei sein kann.“

Lemawork Ketema – Marathon (Geb.dat. 25.10.1985) – PB/SB 2:10:44 Std.

Dass der gebürtige Äthiopier hitzefest ist, hat er schon letztes Jahr bei der EM in Berlin bewiesen, als er im Marathon lange an der Spitze mitmischte, letztendlich mit neuer Bestleistung Rang 8 belegte und mit der Mannschaft Bronze holte. Beim VCM 2019 pulverisierte Lemawork Ketema seinen Hausrekord nochmals und stellte mit 2:10:44 einen neuen österreichischen Rekord in dieser Disziplin auf. Mehrere Höhen-trainingscamps sollen für die nötige WM-Form sorgen, der Wiener wird auch erst drei Tage vor dem Rennen in Doha direkt aus der Höhe Afrikas nach Katar anreisen. Dieses wird zwar erst um Mitternacht gestartet, trotzdem werden Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad erwartet. Eine – durch eine falsche Massage verursachte – Verletzung des Ischiasnervs kostete dem 33-Jährigen Team-Senior zwar einige Trainingseinheiten, er ist aber für die WM trotzdem zuversichtlich eine gute Leistung abrufen zu können.

„In meinen Gedanken laufe ich immer vorne, die anderen sind auch nur Menschen. Ich werde bis zum Schluss alles geben. Ich habe in der Vorbereitung sicher einen Fehler gemacht, als ich in Kenia zu einem anderen Masseur gegangen bin, das war eine sehr schwere Zeit danach für mich. Jetzt passt aber wieder alles und ich habe daraus auch etwas gelernt. Viele erwarten in Doha wegen der Hitze ein taktisches Rennen, damit habe ich aber ja schon Erfahrung. Im Höhentrainingscamp in Afrika kann ich mit den Besten der Welt trainieren, das bringt auch für den Kopf und die Motivation sehr viel.“

Trainer Harald Fritz: „Bis zum VCM ist die Saison eigentlich perfekt verlaufen, und auch danach bis Anfang August war alles sehr gut. Durch die Verletzung des Ischias hat die Vorbereitung jetzt leider stark gelitten, da wir fast sechs Wochen Training verloren haben. Mal schauen was wir jetzt in den letzten Wochen noch schaffen, seit Anfang September kann Lemawork wieder halbwegs normal trainieren. Bis vor der Verletzung hätte ich ihm einen Top 10-Platz zugetraut, jetzt wären die Top 20 schon sehr erfreulich.“

Verena Preiner – Siebenkampf (Geb.dat. 01.02.1995) – PB/SB 6.591 Pkt.

Für Mehrkämpferin Verena Preiner ist die Saison 2019 bisher sensationell verlaufen. Trotz eines Bänderrisses im Sprunggelenk konnte die 24-Jährige schon beim Hallen-Fünfkampf mit einer neuen Bestleistung aufwarten, die Freiluftsaison verlief dann noch besser. Mit zwei Siegen bei den IAAF-Combined Events-Challenge Meetings in Arona/ESP und Ratingen/GER katapultierte sich die Oberösterreicherin endgültig in die Weltklasse. Nach ihrem neuen ÖLV-Siebenkampf-Rekord von 6.591 Punkten liegt sie auf Rang 6 der Weltrangliste, nicht einmal 100 Punkte hinter der Dritten. Der Traum von einem Spitzenplatz bei der WM in Doha lebt nach einer optimal verlaufenen Vorbereitung jedenfalls. Vor zwei Jahren bei der WM in London musste sie am Weg zu einer Top-15-Platzierung wegen eines heftigen Asthmaanfalls vor dem abschließenden 800m-Lauf w.o. geben.

„Ich bin mit diesem Jahr bislang sehr zufrieden. Dass Ratingen so gut funktioniert, war nicht wirklich zu erwarten, aber es freute mich natürlich sehr und gab mir viel Motivation. Wir haben über den Sommer sehr viel trainiert und erst nach dem Camp in der Türkei rausgenommen, um dann an der Spritzigkeit und am Feinschliff zu arbeiten. Ich hatte diesmal auch keine Verletzungen, alles verlief optimal. Ich kann mir nicht nur die Top-10 als Ziel setzen, ich weiß, ich habe eine Chance um die Medaillen mitzukämpfen. Es liegen viele Athletinnen sehr knapp im selben Punktebereich beisammen, die Konkurrenz ist sehr dicht. Wer an den beiden Tagen seine Form am besten abrufen kann, wird vorne liegen, und das will ich auch versuchen.“

Trainer Wolfgang Adler: „Die Saison ist bisher war sehr gut, ich bin sehr zufrieden. Verena hat bei den beiden Siegen ihr damaliges Leistungsvermögen genau abrufen können, die Leistungen an sich waren daher für mich nicht überraschend, wohl aber die Konstanz, die sie auf diesem Leistungsniveau gezeigt hat. Die Vorbereitung auf die WM ist problemlos und nach Plan verlaufen, sie hat sicher in allen Bewerben jetzt noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Ich bin überzeugt, Verena kann bei der WM ein Ergebnis im Bereich ihrer persönlichen Bestleistung bringen, es würde mich aber nicht besonders überraschen, wenn sie sich dort auch noch steigern kann. Die Platzierung hängt am Ende von den Leistungen der anderen ab, das können wir sowieso nicht beeinflussen.“

Lukas Weißhaidinger – Diskuswurf (Geb.dat. 20.02.1992) – PB 68,98m (2018) / SB 68,14m

Es war das bislang erfolgreichste Jahr des starken Oberösterreichers. Serienweise Podestplätze bei Diamond-League-Meetings, Platz 2 beim Finale in Brüssel, der Sieg beim Kontinental-Vergleichskampf Europa-USA und gleich 19 (!!) Würfe über die Qualifikationsweite von 65m, der Innviertler zeigte eine nie gesehene Konstanz auf höchstem Niveau. Mit Position 3 in der aktuellen Weltrangliste zählt der 27-Jährige jetzt erstmals eindeutig zu den Medaillenkandidaten bei einer WM. Bei der EM in Berlin hat er mit Bronze bewiesen, dass er auch in großen Wettkämpfen die Nerven behalten kann. Der gesamte Aufbau in Richtung Doha verlief für Lukas Weißhaidinger wie geplant und ohne Verletzungen, was sicher auch den in den letzten Jahren stetig verbesserten medizinischen Regenerationsmaßnahmen geschuldet ist. Seine beiden bisherigen WM-Auftritte beendete Lukas Weißhaidinger als 20. (2015) und 9. (2017).

„Bislang ist meine Saison überragend verlaufen. Nach der Medaille in Berlin war es natürlich nicht sicher, wohin man sich noch steigern kann, aber es hat bisher alles geklappt. Ich hatte heuer keinen einzigen Wettkampf wo ich mich nachher fragen musste: was war das jetzt? Die Trainings- und Wettkampfperioden sind genauso verlaufen wie geplant, das war eine hohe Kunst, wie Gregor das hinbekommen hat. Wichtig waren da auch die Regenerationsmaßnahmen, die wir in großem Umfang anwenden können und ich daher völlig verletzungsfrei blieb.

Es ist natürlich nicht leicht nach dem Sommer noch einen zweiten Aufbau gut hinzubringen, aber The Match war ja dann überragend, und wenn ich es in Doha noch einmal so machen könnte, wäre ich super zufrieden. Erst muss ich dort aber die Quali schaffen, das steht noch zwischen mir und dem Finale. Es wird sicher ein harter Kampf um die Medaillen, ich weiß, dass ich ein Kandidat dafür bin. Ich erwarte mir um die sieben bis acht Werfer, die vorne mitmischen werden, es wird sicher ein harter Kampf. Diesen nehme ich aber gerne an, ich bin super vorbereitet.“

Trainer Gregor Högler: „Wir hatten die Saison für uns gedrittelt, mit jeweils fünf Wettkämpfen. Es war sehr schwierig die Form in den Herbst zu verschieben, aber wie wir bei den letzten Wettkämpfen gesehen haben, ist uns das gelungen. Jetzt geht es darum, dass Lukas dem Druck mental standhält und mit der Technik, die er in Minsk gezeigt hat, auch in Doha wirft. Wir haben auch gut Kondition nachgetankt, die Kraft wird ihm am Ende der Saison also auch nicht ausgehen. Am meisten freut mich aber, dass wir technisch am höchsten Niveau sind, das Lukas je hatte. Auf Gold gibt es sicher mit Stahl und Dacres zwei Top-Favoriten, dahinter gibt es dann eine Jägergruppe von fünf bis sechs Werfern mit Chancen auf Bronze, und Luki ist sicher einer der besseren davon.“

Beate Schrott – 100m Hürden (Geb.dat. 15.04.1988) – PB 12,82s (2012) / SB 13,03s

Hürdenläuferin Beate Schrott musste lange warten, bis sie endlich nur sieben Tage vor WM-Beginn ihre Einladung für Doha von der IAAF in den Händen hielt. Die Olympiafinalistin zeigte trotz einiger kleinerer Verletzungen eine starke Saison und lief mit 13,03s ihre schnellste Zeit sein 2015. Umso beachtenswerter ist diese Tatsache, da die 31-Jährige heuer ihr Medizinstudium abschloss, bereits nebenberuflich tätig ist und sich seit heuer selber trainiert. Man wird sehen, wie sie das Hick-hack um den WM-Startplatz wegsteckt und ob es unter diesen Umständen möglich war, die ausgezeichnete Form bis zur WM zu konservieren. Sollte das gelingen, ist eine Überraschung nicht ausgeschlossen. Für die Niederösterreicherin ist es übrigens der bereits dritte Auftritt bei einer Freiluft-WM, 2011 und 2015 stand sie jeweils im Semifinale.

„Ich war im Winter ja krank und hatte oft Schmerzen, daher war der Anfang der Freiluftsaison sehr schwierig. Dafür bin ich mit der Saison und wie sie verlaufen ist, sehr zufrieden. Die letzte Woche war natürlich ein Wechselbad der Gefühle, da war alles dabei, von totaler Niedergeschlagenheit bis zur totalen Freude. Mit den beiden schnellen Läufen in St.Pölten und Ried war die Hoffnung auf einen WM-Startplatz natürlich schon sehr groß, aber durch die dann folgende Absage hatte ich mit der Saison eigentlich schon komplett abgeschlossen. Ich muss jetzt aber das Beste daraus machen und mir erst einmal ein Ziel für die WM setzen, weil darüber habe ich in der Hektik der letzten Tage noch gar nicht richtig nachgedacht.“

Die WM im Internet

https://iaafworldathleticschamps.com/doha2019/

https://www.iaaf.org/competitions/iaaf-world-championships

www.oelv.at

Zeitplan der ÖLV Athleten bei der WM in Doha

Datum Ortszeit MESZ Bewerb Athlet/in
28.09. (SA) 16:15

17:45

15:15

16:45

Diskus Q (Gruppe A)

Diskus Q (Gruppe B)

Weißhaidinger (?)

Weißhaidinger (?)

30.09. (MO) 16:30

18:00

21:25

15:30

17:00

20:25

Speer Q (Gruppe A)

Speer Q (Gruppe B)

Diskus Finale

Hudson (?)

Hudson (?)

Weißhaidinger

01.10. (DI) 21:20 20:20 Speer Finale Hudson
02.10. (MI) 17:05

18:15

20:30

21:50

16:05

17:15

19:30

20:50

100m Hürden (7K)

Hoch (7K)

Kugel (7K)

200m (7K)

Dadic, Preiner

Dadic, Preiner

Dadic, Preiner

Dadic, Preiner

03.10. (DO) 18:15

20:10

00:05 (+1)

17:15

19:10

23:05

Weit (7K)

Speer (7K)

800m (7K)

Dadic, Preiner

Dadic, Preiner

Dadic, Preiner

05.10. (SA) 17:15

23:59

16:15

22:59

100m Hürden VL

Marathon

Schrott

Ketema

06.10. (SO) 19:05

20:50

18:05

19:50

100m Hürden SF

100m Hürden Finale

Schrott

Schrott

(?) Die Einteilung in die Qualifikations-Gruppen (Diskus, Speer) ist derzeit noch nicht bekannt.

Die WM im TV

ORF SPORT + überträgt die WM täglich live. Kommentatoren: Dietmar Wolff / Thomas König.

  • Freitag, 27. September, 15.30-19.00 Uhr und 22.50 bis 2.00 Uhr: Tag 1
    (ORF-TVthek von 15.30-20.00 Uhr)
  • Samstag, 28. September, 15.15-21.45 Uhr: Tag 2
  • Sonntag, 29. September, 19.30-20.15 Uhr und 22.00-22.30 Uhr: Tag 3
    (ORF-TVthek von 19.00-22.30 Uhr)
  • Montag, 30. September, 15.30-22.00 Uhr: Tag 4
  • Dienstag, 1. Oktober, 15.30-22.00 Uhr: Tag 5
  • Mittwoch, 2. Oktober, 15.30-23.00 Uhr: Tag 6
  • Donnerstag, 3. Oktober, 15.30-23.45 Uhr: Tag 7
  • Freitag, 4. Oktober, 19.00-21.45 Uhr: Tag 8
  • Samstag, 5. Oktober, 15.30-21.45 Uhr und 22.45-2.00 Uhr: Tag 9
  • Sonntag, 6. Oktober, 18.00-21.00 Uhr: Tag 10

(Stand vom 21.September, kurzfristige Programmänderungen möglich)

Alle Live-Übertragungen von ORF SPORT + sind außerdem via TVthek (https://TVthek.ORF.at) als Live-Stream zu sehen.

Georg Franschitz
ÖLV Pressesprecher

 

 

author: GRR