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2021

Skilanglauf - Symbolbild - swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

NORDISCHE SKI-WM 2021 in Oberstdorf: Alexander Bolschunow – vom Rüpel zum König der Langläufer – als Abfahrer – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

OBERSTDORF – Rüpel. Russischer Raufbold. Hauptschurke der Ski-Welt.

So titulierten skandinavische Blätter den russischen  russischen Skilangläufer Alexander Bolschunow. Seit Sonntag heben ihn diese Zeitung als „König der Langläufer“ in den Himmel. Vielleicht sei er sogar einer der wichtigsten Athleten der Sportgeschichte, mutmaßte gar das Osloer Boulevardblatt „VG“.
Grund dieser Annahme war der 30 Kilometer lange Skiathlon bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf – bei dem die erste Hälfte im klassischen, die zweit im freien Stil gelaufen wurde. In diesem Renne düpierte der 24jährige Russe gleich fünf norwegische Weltklasse-Athleten nach Belieben, darunter auch den Top-Favoriten Johannes Klaebo, der lediglich als Vierter das Ziel erreichte.
Wobei Bolschunows Taktik simpel war. Er holte den auf den Anstiegen von den Norwegern mühsam erarbeiteten Vorsprung jeweils wieder in den nicht ungefährlichen engen Abfahrten von Oberstdorf auf. Was selbstverständlich einer brillanten Skitechnik bedarf, über die Bolschunow verfügt. Aber auf diese Weise schont er seine Kräfte. 
Trotz dieses Meisterstücks schaut die Langlauf-Welt nicht gerade wohlwollend auf den erst 24jährigen Super-Star. Und das liegt vor allem an dessen Trainer Juri Borodawko. Denn Borodawko führt seit mehr als 25 Jahren die besten russischen Langläufer.
Das heißt auch: Gleich mehrere seiner Athleten wurden als Doper überführt, allen voran Jewgeni Dementjew, Olympiasieger von 2006. Auch Alexander Legkow, dem man das Olympiagold von 2014 erst aberkannte, ehe er mangels Beweisen freigesprochen wurde, zählte zu seinen Schützlingen. Intern fiel Borodawko darum in Ungnade, wurde zwei Jahre gesperrt, ehe er auch dank Bolschunow zu einem spektakulären Comeback kam
Lange Einheiten dauern bei ihm im Sommer gerne einmal fünf bis sechs Stunden, in Form von Radfahren (75 Minuten), Langlauf auf Klassischrollen (75 Minuten), Langlauf auf Skatingrollen (75 Minuten) plus Joggen mit Höhenmetern (75 Minuten) – bei geringem Puls, dafür ohne Pause zwischen den Wechseln. Sein Arbeitsethos und seine feine Technik gehen auch auf Bolschunow Senior zurück.
Dieser trainierte ihn in der Provinz bis ins Teenageralter – und legt ihm bis heute im Sommer im Garten eine 150-Meter-Rundstrecke aus Schnee vom vorigen Winter aus Skilangläufer Alexander Bolschunow. Drei Monate lang.
Vom russischen Verband hält der Vater wenig, zumal dieser mit der ehemaligen Langlauf-Weltmeisterin Elena Vaelbe von einer Frau geführt wird. Eine Besetzung, die Vater Bolschunow nicht akzeptieren möchte, denn da gehöre ein gestandener Mann hin. Dass sein Sohn beim Weltcup im finnischen Lathi mit dem Skistock auf den finnischen Schlussläufer eingeprügelt hat, hat ihn weniger beunruhigt, als die Untersuchungen der finnischen Kriminalpolizei. Denn danach soll es ein internes Gespräch zwischen Elena Vaelbe und ihrem nur schwer zu zügelndem Star aus der Provinz gegeben haben über dessen Inhalt Stillschweigen vereinbart worden ist. 
Am Mittwoch startet Alexander Bolschunow über die klassische Distanz von 15 Kilometern, in dem von ihm besonders geliebten freien Stil.
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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