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07
03
2021

Skilanglauf - Symbolbild - swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

NORDISCHE SKI-WM 2021 in Oberstdorf – Die Schussfahrt der Langlaufhelden – nach den sportlichen Triumpfen in eine Parallelwelt – Von KLAUS BLUME

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Johannes Hösflot Klaebo aus Trondheim ist spätestens seit Sonntag der unbestrittene König aller Skilangläufer.

Ob im Sprint oder im 50-Kilometer-Distanzlauf – der 24jährige Norweger setzte sich bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf wie kein Anderer in Szene, auch, wenn er über 50 km disqualifiziert wurde.

Niemand hatte im Allgäu auch nur die Spur einer Chance gegen ihn. Doch die Meister der nur bei Welttitelkämpfen und Olympischen Spielen gelaufenen fünfzig Kilometer rutschten nach ihren sportlichen Triumphen nicht selten in eine Parallelwelt ab – wie Petter Northug, Mika Myllylä oder Johann Mühlegg.

Petter Northug, 2015, 2011 und 2009 Weltmeister über 50 Kilometer, sah sich das WM-Rennen von 2021 in Oberstdorf aus einer Gefängniszelle heraus an. Kurz vor Weihnachten 2020 hatten sie den einst populärsten Sportler Norwegens für sieben Jahre ins Gefängnis gesteckt: Wegen unverhältnismäßigen Rasens und des Besitzes von Betäubungsmitteln. Außerdem musste der zweimalige Olympiasieger seinen Führerschein abgeben, und zwar auf Lebenszeit.

Er war zuvor mit 168 km/h in einer 110er-Zone in eine polizeiliche Kontrolle geraten. Als die Polizei daraufhin seine Wohnung in Oslo durchsuchte, fand sie 6 Gramm Kokain und 0,6 Gramm an Amphetaminen. Northug war aber nicht zum ersten Mal wegen zu schnellen Fahrens aufgefallen. Schon 2014 musste er wegen einer Alkoholfahrt 50 Tage lang eine häusliche Haftstrafe, mit einer extra angebrachten Fußfessel, verbüßen. Als er vor Weihnachten 2020 verurteilt wurde, gab er als Begründung an: „Ich bin verzweifelt und habe Angst vor der Zukunft.“

In Kokkola, im Westen Finnlands, so erzählen es und Kollegen, hätte sich niemand aus der Familie des zweimaligen 50-Kilometer-Weltmeisters Mika Myllylä dasWM-Rennen von Oberstdorf angesehen. Allzu sehr sei die Familie noch immer mit dem 2011 urplötzlich verstorbenen Weltmeisters von 1997 und 1999 verbunden. Damals war der Olympiasieger im Alter von 41 Jahren tot in seiner Wohnung in Kokkola aufgefunden worden. Von seinen Familienangehörigen, die nach ihm sehen wollten. Die Polizei sagt noch immer, Hinweise auf ein Verbrechen habe es zu keiner Zeit gegeben.

Bei den Weltmeisterschaften 2001 im finnischen Lathi stand Myllalä. im Mittelpunkt eines riesigen Dopingskandals, von dem sich sein Heimatland bis heute nicht wieder erholt hat. Myllalä, damals ähnlich populär, wie in den 1950er und 1960er Jahren sein legendären Landsmann Veiko Hakkulinen, trat 2005 vom Leitungssport zurück, vor allem wegen seiner sich wiederholenden Alkoholexzesse. Er war für den Verband und seine Sponsoren nicht mehr tragbar. Aber erst fünf Jahre später gestand er, seine großen sportlichen Erfolge mit Hilfe des Dopingmittels EPO erreicht zu haben.

Und Johann Mühlegg? Der heute 50jährige Allgäuer handelt – laut Recherchen der Stockholmer Zeitung „Expressen“ – mittlerweile in der brasilianischen Stadt Natal mit Immobilien. Mit der einst öffentlichen Person „Johann Mühlegg“ hätte er schon lange nichts mehr zu tun. Vielleicht war Mühlegg der begnadetste deutsche Skilangläufer der Sportgeschichte: 2001 in Lahti Weltmeister über 50 Kilometer, dann 1999 – nach ständigem Krach mit dem deutschen weiterhin für den spanischen Verband startend – als zweimaliger Olympiasieger des Dopings überführt. Er berief sich auch damals auf das angeblich von seiner portugiesischen Putzfrau Justina Agotinho geweihte Wasser.  – doch die Blut- und Urinproben bewiesen etwas anderes.

Wir haben in allen diesen Jahren unendlich oft miteinander telefoniert und uns auch immer wieder getroffen. In Kanada oder im unwirtlichen Lappland. Ich sagte ihm damals: „Wenn du meinst, das von Justina geweihte Wasser hilft dir, dann trinke es.“

Es waren ellenlange Gespräche, in denen es mir aber  bei aller Geduld nicht gelang, ihn zu einem sachlichen Gespräch zu bewegen. Weder mit mir, noch mit dem Deutschen Ski-Verband. 2006 tauchte Johann dann ab, sang- und klanglos. Ich habe nie wieder von ihm gehört.

Klaus Blume
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