Symbolbild - Skilanglauf - Foto: swiss-image.ch/Photo by Andy Mettler
NORDISCHE SKI-WM 2021 in Oberstdorf – Die denk- und merkwürdigen Siege der norwegischen Männer-Staffeln – Von KLAUS BLUME
OBERSTDORF – Der Super-Star der internationalen Skilanglauf-Szene heißt zweifelsohne Johannes Klaebo und ist gerade erst 24 Jahre alt.
Nachdem er bei den Welttitelkämpfen in Oberstdorf als Schlussläufer der 4x 10-Kilometer-Staffel erneut Gold für Norwegen gewonnen hatte, sinnierte er über seine Zukunft nach . Und was kam dabei heraus? Ein Satz, den niemand erwartet hatte: „Ich habe noch viele Dinge zu verbessern. Im Moment arbeite ich daran, meine Kapazität zu erhöhen, um ein besserer Allround-Langläufer zu werden.“
Um das zu verdeutlichen, ein paar Zahlen: Klaebo ist bisher dreimaliger Olympiasieger und sechsmaliger Weltmeister. Was ihm noch fehlt, ist die Dominanz in einem großen Ausdauerrennen über 50 Kilometer – aber das strebt er ja gerde an. Mit Hilfe seines Großvaters, der angeblich seine Trainingspläne ausheckt aber über deren Inhalte beharrlich schweigt. Auch gegenüber dem norwegischen Verband.
Aber zurück zu den Weltmeisterschaften in Oberstdorf: In den letzten zwanzig Jahren siegte bei den Titelkämpfen immer ein norwegisches Quartett und meistens war dieser Triumph auch mit dem Namen eines außergewöhnlichen Läufers verknüpft.
Das begann in den 1950er Jahren mit Hallgeir Brenden aus der Olympiastadt Lillehammer. Brenden, der 2007 verstarb, gewann bei den Olympischen Winterspielen 1952 in Oslo (18 km) und 1956 in Cortina d‘Ampezzo (15 km) jeweils Gold, sicherte aber 1952 und auch 1960 in Squaw Valley der norwegischen Staffel jeweils Silber. Und weil es ihm im Sommer ohne eine Ausdauerveranstaltung zu langweilig war, holte er sich 1953 und 1954 ganz nebenbei den norwegischen Meistertitel im 3000-Meter-Hindernislauf.
Zu einem ähnlichen Superstar stieg in den 1970er und 1980er Jahren Oddvar Bra auf. Zweimal hatte er bei Weltmeisterschaften (1974 und 1987) schon mit der norwegischen Staffel Bronze gewonnen, bis ihm 1982 vor heimischem Publikum am Holmenkollen In Oslo endlich der ganz große Coup gelang: Gold über 15 Kilometer und mit dem norwegischen Staffel-Quartett. Noch heute wirbt seine Heimatstadt Trondheim mit dem ehemaligen Ausnahmeathleten.
Wobei dessen Einsätze in der Staffel ganz klar im Vordergrund stehen. Denn nichts zählt bei den Skandinaviern im Wintersport mehr, als die 4 x 10-Kilometer-Staffel der Männer. Wobei in Norwegen tunlichst verschwiegen wird, dass 1933 in Innsbruck die Schweden den ersten WM-Titel in dieser Disziplin gewonnen haben. Auch, dass der Sieg bei den Welttitelkämpfen 2001 im finnischen Lahti deshalb an Norwegen ging, weil die Finnen wegen Dopings disqualifiziert wurden.
Umstritten bleibt auch die Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften 1982 in Oslo, wo es – nach Ansicht der Jury – mit der Sowjetunion und Norwegen zwei Sieger gegeben habe. Der russische Schlussläufer Alexander Samjalow sagte damals aber nicht nur dem Reporter der Moskauer Sportzeitung „Sowketski Sport“, sondern jedem, der es auch hören wollte:
„Ich bin mir sicher, dass ich gewonnen habe. Einen Norweger habe ich weder links, noch rechts neben mir gesehen.“
Erinnerungen, die längst verblasst sind . . .
Klaus Blume
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