IOC-Präsident Thomas Bach - Foto:: IOC/DOSB
Nike Oregon Project: Thomas Bach ist sehr besorgt – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Nach der Sperre von Alberto Salazar, dem Kopf des Nike Oregon Projects, soll die Welt-Anti-Doping-Agentur nun auch die Athleten der Trainingsgruppe überprüfen. Das zumindest fordert der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees.
Auch Thomas Bach scheint sich darüber zu wundern, dass zwar Alberto Salazar, der Verantwortliche des Nike Oregon Project, wegen Dopings gesperrt wird, nicht aber Läuferinnen oder Läufer der Gruppe.
Er werde die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) bitten, zu klären, ob alle Athleten, die je in der Gruppe trainierten, überprüft wurden oder nur einige; ob Ergebnisse von Olympischen Spielen direkt oder indirekt betroffen sein könnten.
„Wir haben aus dem Bericht erfahren, dass die Athleten nicht wussten, was mit ihnen geschah“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) laut britischen Zeitungen. „Dies ist ein wichtiger Faktor in Bezug auf Strafen. Eine Disqualifikation ist allerdings obligatorisch, einerlei ob der Athlet (von seinem Doping) wusste oder nicht.“
Der Brite Mo Farah wurde als dominierender Läufer der Gruppe viermal Olympiasieger; er verließ Amerika 2017, in dem Jahr, in dem das geheime Verfahren der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada gegen Salazar begann. Galen Rupp, immer noch Mitglied des Oregon Project, gewann in London 2012 die Silbermedaille über 10.000 Meter und Bronze im Marathon der Spiele von Rio 2016. Am kommenden Sonntag werden Farah und Rupp beim Chicago-Marathon antreten.
Bach nannte den Skandal sehr besorgniserregend; er werfe ernste Bedenken auf. „Wir sind zuversichtlich, dass die Wada diesen Fall sehr sorgfältig analysieren und Fragen klären wird, die nach diesem Bericht bleiben“, wird Bach zitiert. Das IOC werde der Wada in dieser Sache schreiben.
Der Fall Salazar, in dem sich 2013 der Whistleblower Steve Magness, ein ehemaliger Trainer von Salazar, bei der amerikanischen Anti-Doping-Agentur mit Hinweisen auf Experimente mit Hormonen gemeldet hatte, führte zur vierjährigen Sperre des Trainers und ehemaligen Läufers in dieser Woche; er habe „verbotenes Doping-Verhalten orchestriert und gefördert“. Die Ermittlungen beschränkten sich laut Urteil des Schiedsgerichts auf die Jahre 2010 bis 2014.
Bei der Weltmeisterschaft in Doha haben vom Nike Oregon Project bis Samstag die Niederländerin Sifan Hassan die Titel über 10.000 und 1500 Meter und der Amerikaner Donavan Brazier den über 800 Meter gewonnen; Konstanze Klosterhalfen erreichte Platz drei über 5000 Meter.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag, dem 6. Oktober 2019
Korrespondent für Sport in Berlin.