Simone Raatz und Jonas Lehmann sind die überragenden Läufer beim Pfälzer Berglauf-Pokal 2018 - Foto: wus-media
Nichts Neues in der Pfalz: Seriensieger Jonas Lehmann und Simone Raatz erneut souverän – Ludwig Reiser berichtet
Finallauf beim Pfälzer Berglauf-Pokal 2018 an der Kalmit mit 580 Finishern
TV-Organisator Manfred Schwaab strahlte bei der Siegerehrung, nicht zuletzt, weil 580 Finisher ein perfekter Saisonausklang für die Pfälzer Berglaufszene bedeutete und dem Kalmit-Berglauf einmal mehr ein „volles Haus“ und natürlich trotz in Gold schimmernden Herbstwald bei 5° richtiges Glühweinwetter bescherte.
Der Verpflegungsbereich einschließlich des legendären Kalmitbrots im Bürgerhaus jedenfalls war nach zweistündiger Siegerehrung bestens geplündert. Der stattlich bestückte Siegerehrungstisch ebenso, denn die Tagesschnellsten und Pokalbesten durften sich über reichlich Präsente freuen.
Und die Tagesbesten unter den 580 Finishern nach 8,1 km und 505 Höhenmetern hatten dies ebenso verdient wie die Pokalhelden unter den 137 Berglaufreaks, die zumindest über die gesamte Saison hinweg bei vier Wettbewerben punkten konnten. Allen voran natürlich die bereits in der Vorwoche beim Potzberg-Berglauf als Gesamtsieger feststehenden Jonas Lehmann und Simone Raatz, die es auf total 1200,00 bzw. 1014,61 Punkte brachten.
An dem 29jährigen Heltersberger kommt hierzulande kaum ein anderer Berglaufspezialist vorbei, vor allem nicht in der Pfalz. „Jetzt wird erst einmal ruhiger gemacht“, versprach Jonas Lehmann im Rückblick nach einer sehr erfolgreichen Saison mit seinem Debütsieg beim Marathon Deutsche Weinstraße und der Halbmarathonbestmarke beim Kandel-Marathon. „Die Winterlaufserie in Rheinzabern habe ich diesmal nicht geplant!“
Schon beim Potzberg spürte Jonas eine Wettkampfmüdigkeit, legte sich aber beim Finale an der Kalmit noch einmal mächtig ins Zeug, schließlich stand neben ihm mit Tim Könnel weniger sein Vereinskollege vom TuS 06 Heltersberg, sondern vielmehr jener Läufer, der ihm noch am ehesten Paroli bieten konnte. Seite an Seite liefen beide bis Kilometer drei – dann zog Jonas Lehmann Meter um Meter davon. „In der spitzen Kehre bin ich irgendwie aus dem Rhythmus gekommen, das war es dann leider. Ich habe es zwar immer wieder versucht, aber in den Steilstücken ist an Jonas nicht heranzukommen!“
Tim hat sich nicht zuletzt durch sein Studium in Mainz mehr zur 400 m-Rundbahn orientiert – und steht inzwischen auch in den Startlisten beim bestbesetzten deutschen Crosslauf am kommenden Sonntag in Darmstadt.
„Es war schon ein hartes Stück Arbeit, denn Tim hat mir ganz schön zugesetzt. Es waren lange Zeit kaum mehr als zwanzig, dreißig Meter, die ich an Vorsprung hatte“, gestand Jonas Lehmann. „Es lief heute aber auch deutlich besser als am Potzberg, das Wetter war ja auch besser!“ Mit 31:09 Minuten lag Jonas 22 Sekunden vor seinem Vereinskollegen, für den 31:31 notiert wurden. Ganze zwei Minuten dauerte es, bis mit dem Gelegenheits-Bergläufer Daniel Debertin, der zumeist jahreszeitlich bedingt mit dem Rennrad oder Langlaufskiern unterwegs ist, der erste Verfolger des Heltersberger Duos auftauchte.
Der Sohn des früheren Berglaufass‘ Dirk Debertin hat sichtlich Spaß daran, immer wieder einmal in die Phalanx der Berglaufcracks einzubrechen. So wie an der Kandel, denn knapp eine halbe Minute dahinter entschied Marcel Job mit Rang vier und neun Sekunden Vorsprung auf Max Kirschbaum das Dauerduell mit dem Ultratrailläufer vom Ohmbachsee beim Pfälzer Berglauf-Pokal. „Ich bin vielleicht etwas zu forsch angelaufen“, gestand Max später gegenüber Marcel, der nach Rang drei im Vorjahr nun um einen Platz verbessert hinter Jonas Lehmann mit 1111,45 Punkten Zweiter wurde. Max Kirschbaum folgt in der Saisonwertung mit 1108,44 Punten – und einem hauchdünnen Vorsprung vor Alexander Barnsteiner, der 0,10 Punkte dahinter undankbarer Vierter wurde.
Im gut besetzten Finallauf platzierten sich auf den Plätzen 11 bis 13 gleich drei 17jährige, wobei Leander Fink mit 35:18 als Tagesschnellster knapp vor den Zwillingen Forent und Julian Lüttel im Team des französischen Naveco Betschdorf-Team ins Ziel einlief.
Hinter dem nicht minder reizvollen Duell der M50er Klemens Bollinger (15.) und Udo Bölts (16.) tauchte bereits mit Simone Raatz die schnellste Läuferin auf. Die für den ASC Darmstadt startende Karlsruherin ließ mit der Gewissheit des bereits gewonnenen Berglauf-Pokals allerdings keinen Zweifel über ihre Klasse aufkommen, den die 10 km-Vize-Weltmeisterin und deutsche Cross- und Berglaufmeisterin der W40-Klasse auf unterschiedlichem Terrain in ihrer gewiss besten Saison (!) mit nunmehr 42 Jahren unter Beweis stellen konnte. „Ich hatte super Beine – und das Laufen hat heute wirklich Spaß gemacht!“ Mit 36:55 Minuten blieb sie zwar zehn Sekunden hinter ihrer im Vorjahr erzielten Endzeit zurück, doch ihr Vorsprung war frappierend groß auf die Verfolgerinnen.
Und die Schnellste waren weder Aoife Quigly noch Anna Clipet, sondern überraschend Simones Clubkollegin vom ASC Darmstadt, die völlig Berglauf unerfahrene Emma Waßmer. Die talentierte 22jährige gehört zur leistungsstarken Trainingsgruppe des Darmstädter Traditionsvereins von Wilfried Raatz – und lief auf Anhieb am Berg in die Erfolgsspur mit 38:22 Minuten. Dahinter lieferten sich Aoife und Anna ein packendes Rennen, das mit minimalen Vorteilen für Anna nach 39:02 Minuten endete. „Das war mir zu blöd, kurz vor dem Ziel noch einmal einen Spurt anzuziehen“, gestand Aoife später. „Ich dachte, sie wäre auf dieser Strecke stärker, deshalb bin ich auch nur drangeblieben. Damit war mir auch der zweite Platz in der Gesamtwertung sicher!“
Und dennoch wurde es dank der Zeitmessung wieder einmal kurios. Denn die Top 3 der Frauen setzten sich ausnahmsweise an der Kalmit aus vier Läuferinnen, nämlich aus Simone, Emma, Aoife und Anna, zusammen. „Ich glaube, dass ich im Ziel vor Anna abgescannt wurde“, erklärte die 27jährige gebürtige Irin im Trikot des Engelhorn Sports Team/ TV Schriesheim, die in der Ergebnisliste plötzlich vor der 32jährigen von der Landau Running Company rangierte. Der Veranstalter wollte allerdings nach den Einwänden der Betroffenen die Reihenfolge nicht auf den Kopf stellen, sondern setzte beide salomonisch auf Rang drei (Wohl dem Veranstalter, der noch rasch weitere Präsente parat hat!).
Beim Pfälzer Berglauf-Pokal konnte Initiant Henning Schneehage mit Simone Raatz (1014,61), Aoife Quigly (925,67) und Anna Clipet (902,91) allerdings klare Verhältnisse vermelden, die bei der Siegerehrung ebenso reichlich entlohnt wurden für Ihre konstanten Leistungen über die gesamte Saison hinweg. Claudia Seel (902,91) wurde als Vierte zudem W45-Gewinnerin. Wie stark die W40-Kategorie beim Pfälzer Berglauf ist, das zeigt die Ehrung der Besten: Mit der Gesamtsiegerin Simone Raatz und zudem Silke Herrgen (891,57) als Fünfte und Marion Raab (859,11) gehören gleich drei W40-Läuferinen zur Top 6 in der Pfalz.
Henning Schneehage nutzte die Gelegenheit, um eine Wertungsneuerung für den Pfälzer Berglauf-Pokal für 2019 anzukündigen. „Nach 21 Jahren möchten wir das Punktesystem etwas anpassen. Künftig wird der Sieger nicht automatisch mit 300 Punkten gesetzt, sondern erhält entsprechend der Durchschnitts-Siegerzeit der letzten zehn Jahre Punkte, die entweder über 300 oder gar etwas unter 300 liegen können. Das ist für alle gerechter!“
Ludwig Reiser