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17
04
2021

Knut Soppa - Foto: privat

Nachruf zum Tod von Pfarrer Knut Soppa i.R. – Das Oekumenische Abendgebet des BERLIN-MARATHON in der Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche

By GRR 0

1985 genügte ein Anruf im Gemeindebüro der Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche, um mit Pfarrer Knut Soppa verbunden zu werden, und ihn von einer Neuerung im kirchlichen Programm zu überzeugen: Das „Oekumenische Abendgebet des BERLIN-MARATHON“ war geboren.

Am Sonnabend, dem 28. September 1985 um 20.30 Uhr, am Vorabend des 12. BERLIN-MARATHON, fand die Premiere des Oekumenischen Abendgebetes in der Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche statt. Was damals keiner ahnte, das Oekumenische Abendgebet wurde ein fester Bestandteil und eine Institution des Berliner Marathons – und auch Vorbild für viele andere Marathonläufe. Und Knut Soppa, der Gemeindepfarrer der KWG war immer dabei.

Ihm war vorbehalten die Läufergemeinde zu begrüßen, in deutscher und ganz locker auch in englischer Sprache. Er war auch verantwortlich für die Auswahl der Mitwirkenden: Prediger der Ansprache, des „Reverenden der British Army Chaplain“, des „Pasteur der „Eglise evangelique d’expression francaise“ und der musikalischen Mitwirkenden. In den ersten Jahren des Abendgebetes waren die Pfarrer der Kirchen der Alliierten immer dabei.

 Das Programmheftchen  (r.) des Abendgebetes  v. 3. Oktober 1987  – Foto: Horst Milde

„Der Herr läßt deinen Fuß nicht wanken“

Grössere Bekanntheit erfuhr das Abendgebet von Berlin, durch eine Nachbetrachtung in der Laufzeitschrift „SPIRIDON“. Ein „laufender Pfarrer aus Spandau“ Klaus Feierabend, schrieb 1985: „Pfarrer Soppa fühlt sich ein in die Gedankenwelt des Läufers: Werden meine Füsse fest bleiben, werde ich Kraft bekommen, daß mich die Sonne nicht umbringt, Kraft durch meine Gedanken?“

Klaus Feierabend war als Läufer dabei – Soppa machte ihn dann zum „Hauptprediger“ des Abendgebetes in den folgenden Jahren, ein Glücksgriff.  Mit dieser Wahl von Feierabend hatte Knut Soppa für immer eine volle Kirche sicher. Für den Segen am Vorabend war mit ihm viele Jahre lang der Franziskanerpater Josef Schulte zuständig – und für inspirierende und erheiternde Denkanstöße der unvergessene Läuferpfarrer Klaus Feierabend, mit seiner „Frau F.“ als Stichwortgeberin“

Knut Soppa (lks.), Franziskanerpater Josef Schulte (m) und der „laufende Pfarrer aus Spandau“ Klaus Feierabend – Foto: Horst Milde                     

„Knut Soppa ist am Mittwoch, dem 17. März 2021, nach längerer  Krankheit im 83. Lebensjahr gestorben, in seiner Wohnung und umgeben von den Menschen, die er liebte und die ihm besonders nahestanden“ schreibt die Kirchengemeinde am 24. März 2021 auf ihrer website.

„In den Schicksalsjahren der Stadt war Pfarrer Knut Soppa nicht wegzudenken von der Kanzel der Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche, die in Berlin Hauptkirche und Sehenswürdigkeit zugleich war.“ schreibt die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ und weiter: „Sein Charisma zog die Leute an“

Knut Soppa als Cover beim TICKET des Tagesspiegel – wer das schafft, der hat schon eine Stimme in Berlin – Foto: Horst Milde

„Brückenbauer und Botschafter der Versöhnung“.

Pfarrer Martin Germer, Pfarrer der KWG schreibt in seinem Nachruf und spricht im Trauergottesdienst am Montag, dem 12. April 2021 in der KWG über seinen Vorgänger: „Knut Soppa war aber nicht nur ein großer Freund des Marathon und der Laufbewegung. Er selbst war zwar kein Läufer, wohl aber sein Lebenspartner und Ehemann Jürgen Demandt. So stand der Pfarrer stets an der Strecke, um seinen Jürgen und all die anderen anzufeuern, und erwartete ihn am Ziel mit einer leuchtenden Sonnenblume.

Und Germer weiter: „Der Versöhnungsgedanke hatte für Knut Soppa, der den Zweiten Weltkrieg als Kind in Berlin miterlebt hatte, schon immer zentrale Bedeutung. Das Bild der „Madonna von Stalingrad“, seit 1983 in der Gedächtniskirche, lag ihm besonders am Herzen, und ebenso, als Symbol für Frieden und Versöhnung, das Nagelkreuz aus der 1940 durch deutsche Bomben zerstörten Kathedrale von Coventry. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass eines dieser Nagelkreuze zur geistlichen Mitte der 1987 neu eröffneten Gedenkausstellung in der Turmruine auf dem Breitscheidplatz wurde.

Er organisierte bewegende ökumenische Gottesdienste, etwa 1989 zum Berliner Kirchentag mit den Bischöfen aus Coventry, Wolgograd sowie West- und Ost-Berlin, und er war dabei, als Kopien der Stalingrad-Madonna 1990 nach Coventry und 1995 nach Wolgograd übergeben wurden.

So wurde er zu einem Botschafter der Versöhnung zwischen Deutschland und den Menschen der ehemaligen Sowjetunion. Während er erste Kontakte nach Großbritannien schon in seiner Jugendzeit geknüpft hatte“.

„In gleicher Weise war es ihm aber auch ein wirkliches Herzensanliegen, alljährlich die internationale Sportlergemeinde zum Ökumenischen Marathongebet in seiner „Blue Church“ zu versammeln. Und er war sehr froh, dass diese Tradition weitergepflegt wird, nunmehr seit mehreren Jahren mit den ebenfalls Marathon laufenden Pfarrern Peter Burkowski, Lars Charbonnier und Pfarrer Martin Germer.

Ein besonderes Anliegen von Knut Soppa war jeweils am Ende des Abendgebetes für die Kollekte aufzurufen, die bestimmt war „für die Arbeit mit behinderten Kindern im Haus Rheinsberg der Fürst Donnersmarck-Stiftung“. Die Gesunden sollen freizügig ihr Portemonnaie öffnen für die, die nicht gesund sind.

Eine leuchtende Sonnenblume im Ziel

Nach dem Trauergottesdienst erhielten die Trauergäste  – in der Tradition, wie er immer „seinen marathonlaufenden Jürgen“ im Ziel erwartete – am Ausgang eine leuchtende Sonnenblume.

 

Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Schöneberg III, Berlin-Friedenau, Stubenrauchstraße statt.

Die Laufgemeinde und der BERLIN-MARATHON  verlieren mit Knut Soppa einen treuen Freund und Begleiter.

Wir werden ihn dankbar in Erinnerung behalten.

Horst Milde

https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/

Fürst Donnersmarck-Stiftung: https://www.fdst.de/

 

author: GRR