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24
10
2018

Horst Milde - Photo: Victah Sailer

„Mr. Berlin-Marathon“ Horst Milde wird 80 Jahre alt – Prof. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

Horst Milde, der Berliner Protagonist der Laufbewegung in Deutschland, vollendet an diesem Mittwoch (24. Oktober) sein 80. Lebensjahr. Es gibt niemanden in Deutschland, der seit mehr als 55 Jahren die moderne Laufbewegung im Lande so aktiv und ideenreich mitgestaltet hat wie der gebürtige Berliner.

Wir schreiben den 13. Oktober 1974: Da war Milde ehrenamtlicher Volkslaufwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes und hob im Grunewald mit 286 Teilnehmern den Berlin-Marathon aus der Taufe, den er im Laufe der Zeit als Renn-Direktor zur größten Laufveranstaltung in Deutsch-land sowie zu einer der angesehensten auf der ganzen Welt gemacht hat. Bis heute verfolgt Horst Milde als Ehren-Renn-Direktor alle Läufe von SCC Events „live von der Strecke“.

Erster Berlin-Marathon Start 13.10.1974 – Waldschulallee 80 – Foto: Archiv von der Becke im Sportmuseum Berlin

Der Berlin-Marathon ist sein „ehrenamtliches“ Lebenswerk und stets Trendsetter für die Laufbewegung national und international. Garanten für diese rasante Entwicklung waren die gestalterischen Fähigkeiten von Horst Milde einerseits, aber zugleich auch die unermüdliche hand-werkliche Fleißarbeit, mit der er jedes kleinste Detail geplant und ausgeführt hat.

Als ein wegweisendes Beispiel sei der sportmedizinische Service auf der Strecke einschließlich der präventiv-medizinischen Betreuung im Umfeld genannt, für den Milde früh die Zusammenarbeit mit einem Team von Sportärzten unter der Leitung des Berliner Internisten Dr. Willi Heepe aufbaute, der als „Marathonrennarzt“ fungierte, aber eben nicht nur für die Spitzenläufer, sondern für alle Starterinnen und Starter zuständig war.

Die Chip-Zeitmessung fand beim Berlin-Marathon europäische Premiere genauso wie die „Blaue Linie“ für die ideale Streckenführung.

Horst Milde hat wie kein anderer in Deutschland der bundesweiten Laufszene viele nachhaltige Impulse gegeben: Auf seine Initiative wurden schon 1981 die Rollstuhlfahrer in den Marathon integriert und 1997 das Marathonrennen für Inline-Skater eingeführt. Bambini-Läufe für Kids und der Mini-Marathon für Schulteams sind unter Milde Standards von Laufveranstaltungen geworden.

Der Mini-Marathon der Schulen – Foto: Victah Sailer

Er organisierte neben dem Marathon in mehr als vier Jahrzehnten in Berlin weitere rund 350 Laufveranstaltungen über verschiedene Distanzen, darunter den Berliner Frauenlauf über 10 Ki-lometer, den Halbmarathon und die 5×5-Kilometer-Teamstaffel. Rund 1,5 Millionen Menschen aus mehr als hundert Nationen hat Milde im übertragenen, aber auch im konkreten Sinne das Laufen beigebracht bzw. auf die Beine geholfen.

Angefangen hatte einst alles im November 1964 im Grunewald mit auf Anhieb 700 Teilnehmern beim ersten Cross-Country-Volkslauf, den Milde als Student an der FU Berlin mit dem AStA-Sportreferat veranstaltet hatte. Der gelernte Konditormeister und studierte Diplom-Kaufmann war selbst ein erfolgreicher Leichtathlet.

Start des 1. Berliner Cross-Country-Laufes 1964 am Teufelsberg – Foto: Sportmuseum Berlin

Mit der 3×1000-Meter-Staffel des SCC Berlin wurde er zwei-mal Deutscher Meister; mit seinen Bestzeiten von 33:33 Minuten über 10.000 Meter und 800 Meter in 1:49.8 Minuten würde er auch heute noch manchen Lauf gewinnen können. Milde lief selbst acht Marathons in aller Welt, um die Erfahrungen dort für Berlin zu nutzen. Inzwischen hat es bei „seinem“ Marathon in Berlin elf Weltrekorde gegeben – so viel wie nirgendwo anders auf der Welt.

Seine hohen Verdienste um die Laufbewegung, für die er u. a. mit dem „Merit of Honour“ vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF), mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet wurde, lassen sich auch noch anders festmachen: Auf Initiative von Horst Milde wurde in Berlin das erste und bislang weltweit einzige „AIMS Marathon-Museum of Running“ im Berliner Sportmuseum eingerichtet, das inzwischen Ausstellungsstücke aus aller Welt im „Marathoneum“ zeigt.

Horst Milde ist seit 1999 Mitglied im Board of Directors des Marathonweltverbandes (AIMS) und leitet seit zwölf Jahren das internationale AIMS-Symposium in Athen. Bereits im Jahre 1995 hatte Milde die Straßenlauf-Vereinigung German Road Races e.V. (GRR) gegründet und fungiert seitdem als deren Sprecher. Die Leitung des Berlin-Marathons hat Milde 2004 altersbedingt an seinen jüngsten Sohn Mark abgegeben.

Sein „jüngster“ Lauf ist der 10 km Lauf für Gefangene (und auch für externe Läufer) in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Plötzensee die er 2014 mit weiteren ehrenamtlichen Helfern einführte. Der Berliner Leichtathletik-Verband stellte offizielle Kampfrichter, die 10 km Laufstrecke war vom IAAF/AIMS Vermesser John Kunkeler amtlich vermessen und war damit bestenlistenreif

Auf Initiative von Horst Milde hat der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) bei den Weltmeisterschaften in Berlin 2009 erstmals die Marathonläufe auf einem Rundkurs mit Start und Ziel am Brandenburger Tor mitten durch die Stadt ausgetragen. Diese Idee wurde bei den Olympischen Spielen 2012 in London erstmals und seitdem anderswo kopiert.

Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde der Horst-Milde-Award als Ehrenpreis ins Leben gerufen, mit dem andere Personen alle zwei Jahre ausgezeichnet werden, für die ähnlich wie beim Jubilar die Laufbewegung zu ihrem Lebenswerk gehört.

„Ich gratuliere Horst Milde aus der Berliner Nachbarschaft sehr herzlich zu seinem 80. Geburts-tag und möchte ausdrücklich danken für das, was Horst Milde in Berlin, in Sportdeutschland, aber auch weltweit für die Laufbewegung geleistet hat“, so lautet der Glückwunsch von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, der Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung im Deutschen Olympischen Sportbund.

Fast überflüssig zu erwähnen, dass sich Horst Milde auch heute noch mit regelmäßigem Laufen zusammen mit Ehefrau Sabine vorzugsweise auf dem stillgelegten Tempelhofer Flughafen und den angrenzenden Parks fit hält.

Das allererste Geburtstagsgeschenk wurde Horst Milde schon am Abschlusstag der Leichtathletik-Europameisterschaften im August dieses Jahres auf dem Breitscheidplatz in Berlin zuteil, als er die Medaillen im Marathonlauf an die Sieger überreichen durfte – eine öffentliche Anerkennung für das große Lebenswerk von „Mr. Marathon“, den die „laufverrückte“ Familie dabei immer unterstützte.

 

EM Berlin 2018 – Siegerehrung der Marathon-Männer mit Horst Milde (lks.) – Foto: EM Berlin 2018

Prof. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse

Zeitzeugen des Laufsports und der Leichtathletik – Die Geschichte des BERLIN-MARATHON – Video

https://germanroadraces.de/?p=101077

author: GRR