Otto Peltzer - Foto: Deutsche Turnzeitung 1930
Meisterschaften durch das Webicht – „Deutsche Waldlaufmeisterschaften“ am 22. April 1928 in Weimar – Dr. Hans-Georg Kremer
1928 war nicht nur wegen der Einweihung des Stadions ein Höhepunkt im Sportleben Weimars, es konnten auch der Sportclub 1903 (SC) und der Ballspielclub (BC) ihr 25jähriges Bestehen feiern.
Einem Hinweis der pensionierten Stadtarchivarin Gitta Günther folgend, wurden jetzt mit Hilfe des Stadtarchivs die „Deutschen Waldlaufmeisterschaften“ gefunden, die am 22. April 1928 erstmals in Weimar stattfanden. Gestartet wurde auf dem 1921 vom SC Weimar gebauten Sportplatz Lindenberg.
Die Strecke führte über 10 Kilometer durch das Webicht. Als Ehrengast wurde mit Otto Peltzer (1900 – 1970) der damals erfolgreichste deutsche Mittelstreckenläufer genannt. Otto hatte keine leichte Kindheit und Jugend. Eine falsch behandelte Kinderlähmung führte zu körperlichen Einschränkungen. Da er gerne lange schlief, wurde sein ein Kilometer langer Schulweg seine erste regelmäßige sportliche Trainingseinheit.
Da seine Note im Fach Turnen „mangelhaft“ war, begann er außerdem eigenständig mit verschiedensten Kräftigungsübungen, so dass er nach Schulabschluss und Kriegsdienst bei seinem ersten Wettkämpfen 1920 gleich Pommernmeister über 400 und 1.500m wurde.
Im gleichen Jahr kam Peltzer zum Jurastudium nach Jena und wurde deutscher Hochschulmeister über 1500m. Insgesamt folgten 15 deutsche Meistertitel. Welt- und Europa-Rekorde stellte er mehrere auf.
Bei Olympischen Spielen konnte er aber nie seine Leistung abrufen, so 1932, als er an der Jenaer Uni-Klinik, allerdings zu spät, eine Fußverletzung behandeln lassen musste. Bei folgenden Olympiade in Los Angeles belegte er mit der 4x400m Staffel „nur“ den 4. Platz.
Fast regelmäßig legte er sich mit den Sportfunktionären an, weil er diese als „Dienstleister“ für die Athleten ansah, was ihm besonders Carl Diem, der in Los Angeles der Chef de Mission gewesen war, bis zu seinem Tode übel nahm.
Diem stellte Peltzer immer wieder als Querulanten, Homosexuellen und politisch Unzuverlässigen dar. Obwohl Peltzer 1933 der SS und der NSdAP beigetreten war, fiel er 1935 in Ungnade. Als Homosexueller wurde er wegen angeblicher sexueller Handlungen an Schülern während seiner Lehrertätigkeit an der „Freien Schulgemeinde Wickersdorf“ zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt.
Später kam er als Todeskandidat für vier Jahre ins KZ Mauthausen.
Nach dem Krieg schloss er sich in der BRD dem von der KPD ins Leben gerufenen „Komitee für Einheit und Freiheit im deutschen Sport“ an und trat dafür auch in der DDR auf. In der DDR durfte er seine Biografie veröffentlichen.
Als Peltzer auch im Osten keine Entwicklungsmöglichkeiten als Trainer oder Sportwissenschaftler sah, ging er nach Indien, wo er als Trainer und Förderer des Nachwuchssports hohe Anerkennung bekam.
Dr. Hans-Georg Kremer in der Thüringer Allgemeine vom 10. Juni 2021
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